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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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gelernt hatte. Adam hatte ihr beigebracht, wie man Salben anrührte, Tränkebraute. Gemeinsam hatten sie in den Auen nach Kräutern gesucht. Priska hatte Sträuße daraus gebunden, die nun trockneten. Später würde sie unter Adams Anleitung einfache Salben und Heiltränke daraus herstellen.
    Sie sah, dass Eva sie verwundert betrachtete, und lachte verlegen. «Zuerst habe ich in der Vorstadt getan, was mir aufgetragen wurde. Dann hast du mich geholt. Wärst du Bäckerin gewesen, so könnte ich heute Brot und Kuchen backen. Jetzt bin ich die Frau des Stadtarztes und seine Gehilfin. So ist das.»
    Eva hörte Priska gar nicht richtig zu. Sie wirkte, als ob sie noch etwas auf dem Herzen hatte. «Ich werde eine Wallfahrt machen», wechselte Eva leise das Thema. «Nach Aachen werde ich gehen.»
    «Warum das?»
    Eva sah Priska in die Augen. «Ich habe die Franzosenkrankheit. David hat mich damit angesteckt. Am Ende wird er mich doch getötet haben.»
     
    Auf dem Nachhauseweg grübelte Priska, ob sie Adam von Evas Krankheit erzählen sollte. Sie entschied sich dagegen. Wenn Eva Adams Hilfe wollte, so hätte sie sich selbst an ihn gewandt. Adam besprach zwar alle Fälle mit ihr, doch das war etwas anderes.
    Am nächsten Morgen ging es daher nur um das Kind des Bademädchens. «Es hustet seit Wochen, der Husten sitzt fest», fing Adam ihre Besprechung an.
    «Dann werde ich einen Sud aus Thymian und Honig bereiten», schlug Priska vor, doch Adam schüttelte den Kopf. «Mit Thymian werden wir nicht weiterkommen. Das Kind hustet Blut. Ich befürchte, dass es die Schwindsucht hat.Und dagegen ist kein Kraut gewachsen. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Butter und Eier braucht das Kind. Aber das Bademädchen ist zu arm, um diese Sachen zu kaufen.»
    Priska überlegte, dachte an die Vorstadt, daran, was ihr Vater den Leuten gegen die Schwindsucht gegeben hatte. Doch sie fürchtete sich, Adam von dieser Arznei zu erzählen. Er würde sie bestimmt auslachen. Dennoch bat sie ihn: «Lass mich etwas versuchen, bitte. Dem Henker ist es früher einmal gelungen, die Schwindsucht zu heilen. Nicht allen konnte er helfen, aber einigen schon.»
    Adam sah seine Frau aufmerksam und mit gerunzelten Brauen an.
    «Hast du kein Vertrauen zu mir?», fragte Priska. «Du kannst selbst von dem Mittel kosten.»
    Adam lächelte und tätschelte ihr die Hand. «Ich habe Vertrauen zu dir und zu den Heilkünsten deines Vaters und der Kräuterfrau.»
    «Ich schwöre dir, dass es, wenn es schon nicht hilft, auch keinen Schaden bringt. Den Thymiansud werde ich trotzdem brauen», erwiderte Priska.
    «Gut, dann machen wir es so. Als Nächstes kommt Ansgar, der Stadtbote. Er hat ein schwarzes Bein. Die Fliegen legen sogar schon ihre Eier darauf ab. Er hat Wundbrand, will aber um nichts in der Welt, dass der Chirurg ihm das Bein abnimmt, weil er dann nicht mehr arbeiten kann und nicht weiß, wie er seine Familie ernähren soll.
    Priska nickte. «Wir müssen es so versuchen. Die Wunde muss abgedeckt werden. Ich werde in den Auen nach Spitzwegerich suchen und einen Brei als Umschlag machen.»
    «Und dann wäre da noch etwas, Priska.»
    «Ja? Sprich weiter.»
    «Nun, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Die   … die Lechnerin wünscht sich noch ein Kind. Ihr Mann kam zu mir.»
    Priska verstand. «Ein Kraut wird gebraucht, das die Lust des Mannes entfacht, nicht wahr? Ein Kraut, dass der Apotheker nicht herstellen soll, weil er zu schwatzhaft ist und bald die ganze Stadt wüsste, woran der Lechner krankt.»
    Adam lachte und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. «Du weißt einfach alles. Ich bin froh, dass du meine Gehilfin bist. Das ist so viel wert – vor allem, weil mein Salär noch gering ist. Gerade mal zehn Gulden im Jahr bekomme ich, dazu Tuch für zwei Röcke und ein Pelzfutter. Der älteste Stadtarzt bekommt 100   Gulden. Er kann sich gut und gern zwei Gehilfen, eine Kutsche für sich und eine für seine Gemahlin und im Winter einen Pelz von Marderhaar leisten. Wir aber werden die nächsten sechs Jahre sparsam leben müssen und zu Fuß zu den Kranken gehen. Ich werde dir keinen wertvollen Schmuck, keine Edelsteine kaufen können, und deine Kleider werden aus warmem, aber einfachem Tuch sein.»
    «Reichtum ist mir gleichgültig», erwiderte Priska. «Ich brauche keinen wertvollen Pelz und keine Kutsche. Ich möchte mit dir leben und dir eine gute Gefährtin sein. Als Ehefrau und als Gehilfin. Ich möchte helfen zu heilen, Adam.»
    Das Heilwissen,

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