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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Kopf. Dann nahm sieden Topf mit dem Hundeschmalz aus ihrem Weidenkorb, holte auch den Thymiansaft hervor. «Hier, mit diesem Schmalz reibt Ihr ihm die Brust ein und macht einen Wickel darum. Gebt dem Kind außerdem davon zu essen. Streicht es auf Brot, wenn er es so nicht mag. Vom Saft soll er morgens und abends zwei Löffel nehmen und vor dem Schlafengehen noch ein wenig von diesem Baldriansud trinken.»
    Die Magd strich sich eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn. «Meint Ihr, es hilft?»
    Priska legte ihr eine Hand auf den Arm. «Ja, ich bin sicher, dass er wieder gesund wird. Doch Ihr müsst ihn hier wegbringen. Ich werde ins Beginenhaus gehen und von Eurer Not berichten. Vielleicht kann man Euch dort helfen.»
    Die Züge der Bademagd entspannten sich. Sie nahm Priskas Hand und drückte sie lange. «Ich danke Euch, Heilerin», sagte sie. «Und Ihr könnt sicher sein, dass ich Euch nichts schuldig bleibe. Sobald ich meinen Lohn bekommen habe, werde ich die Arzneien bezahlen.»
    Priska winkte ab. «Behaltet Euer Geld. Kauft, wenn Ihr etwas übrig habt, ein wenig Butter und Eier für das Kind.»
    Die Bademagd strahlte. Sie wollte Priskas Hand küssen, doch Priska machte sich los. «Jetzt gleich werde ich zum Beginenhaus gehen. Es kann sein, dass bald eine der Frauen kommt, um Euer Kind zu holen.»
    «Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll», sprach die Magd, und in ihren Augen glitzerten Tränen.
    «Dankt nicht mir, dankt Gott», erwiderte Priska und ging.
     
    Der Sommer war inzwischen fast vorüber. Der Junge des Bademädchens wurde gesund und kam ins Beginenhaus. Mit dem Herbst kamen die Stürme und der Regen, und eines Morgens lag der erste Reif auf den Auen, als Priska auf der Suche nach Kräutern hinabstieg. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit dieses Jahr, bald würden alle Gräser unter einer dichten Schneedecke verschwunden sein. Während sie hastig alle Kräuter sammelte, fiel ihr Blick auf zwei Hunde, die miteinander zu balgen schienen. Doch dann sprang der Hund auf die Hündin, und Priska sah, wie sein Glied in das Tierweibchen stieß. Sie paaren sich wie die Hunde. Der Satz ging ihr durch den Kopf, und sie überlegte, wo sie ihn schon einmal gehört hatte. Es war im Haus der Silberschmiedin gewesen, jetzt wusste sie es wieder. David, Evas Mann, hatte so gesprochen. Und er hatte Adam damit gemeint. «Er ist ein Sodomit. Sein Liebchen und er paaren sich wie die Hunde.»
    Priska hatte früher oft des Nachts daneben gelegen, wenn der Henker sich mit dem Kräuterweib gepaart hatte. Sie wusste, dass den Männern ein Ding zwischen den Beinen wuchs, das hart und groß werden konnte wie ein Ast. Schwanz, hatte das Kräuterweib dazu gesagt. Aber wie zwei Männer widernatürliche Unzucht betreiben konnten mit zwei dieser Äste, das hatte Priska sich nicht vorstellen können. Es hatte sie auch nie interessiert. Erst später, nachdem sie Adams Frau geworden war, hatte sie sich hin und wieder gefragt, worin die widernatürliche Unzucht bestehen könnte. Jetzt wusste sie es. Die Hunde hatten es ihr gezeigt.
    Nachdenklich machte sie sich auf den Weg zurück in die Stadt. Sie musste zur Apotheke und eine Bestellung für Adam abholen. Die Tür stand offen. Zwei Frauen unterhieltensich so laut, dass ihre Worte bis auf die Straße drangen. Plötzlich erklang ihr Name.
    «Merkwürdig, dass sie noch nicht schwanger ist. Auch die Hüften sind zu schmal. Wenn eine Frau von der Liebe kostet, so wird ihr Becken breiter. Sie aber ist noch immer von mädchenhafter Gestalt.»
    Priska erstarrte. Das also dachten die Leipziger über sie und Adam. Sie vermuteten, dass sie die Haube zu Unrecht trug, dass ihre Ehe keine Ehe, sondern weiterhin ein Hort der Sünde sei. Und das alles, weil sie noch nicht schwanger war. Leise wie eine Diebin und beschämt schlich Priska von dannen.
     
    «Die Leute reden über uns», berichtete Priska am Abend. Sie saß mit Adam in der kleinen Wohnstube. Der Stickrahmen ruhte in ihrem Schoß. Adam nickte, stand auf und goss Priska ein wenig gewürzten Wein in ihren leeren Becher. Dabei berührte er sanft ihr Haar. «Ich weiß. Die ganze Stadt spricht über dich. Du hast das Kind der Bademagd geheilt. Ein Kind, das die anderen Stadtärzte schon aufgegeben hatten», sagte er und strich über ihre Schulter.
    «Das meine ich nicht, Adam. Die Leute sprechen über uns, über unsere Ehe.» Sie sah ihn an, und er erwiderte ihren Blick.
    «Manche grüßen mich nicht mehr, weil sie meinen, ich trage die Haube zu

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