Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
Vom Netzwerk:
brachten.
    Längst hatte Aron ihr gezeigt, wo die Lust ihren Sitzhatte. Er ließ seine Finger auf ihrer Venusperle tanzen, bis Priskas Lust sich durch kleine Schreie Luft verschaffte. Er trieb ihre Lust höher hinauf, bis ihre Gedanken verloschen und ihre Sinne nichts als seine Liebkosungen empfanden. Er zeigte ihr, dass die Lust den Willen besiegen konnte. Jetzt lernte sie, was Adam widerfahren war.
    Nichts gab es mehr für sie, nichts war mehr wichtig, wenn Aron sie berührte. Ihr ganzes Ich war nur auf die Erlösung gerichtet. Die Lust machte, dass Priska sehnsüchtig wurde, dass sie nur auf den Augenblick wartete, in dem Aron in sie eindrang und ihre Lust stillte.
    Jetzt wusste sie, warum die Wollust eine der Todsünden war. Bisher hatte sie nicht geglaubt, dass es etwas geben könnte, das sie von Gott entfernte. Jetzt aber wusste sie, welche Macht die Wollust, welche Gewalt die Hingabe hatte.
    Dann, wenn die Lust gestillt war, lag sie noch eine Weile bei Aron, roch den frischen Schweiß seiner Achseln. Sie redeten, lachten, streichelten sich, genossen einander. Aber niemals sprachen sie über die Zukunft.
    Heute jedoch stand er alsbald auf und kochte einen Kräutertrank.
    «Ich kann nicht mehr lange hier bleiben, Priska», sagte er leise, trat zu ihrem Lager und streichelte sanft ihren Bauch.
    «Ich muss zurück nach Krakau. Hier kann ich nicht leben, kann keine Geschäfte machen, kein Geld zum Leben verdienen. Außer dir kenne ich niemanden hier. Und du, du stiehlst dich immer nur für kurze Zeit aus deinem Leben und kommst zu Besuch zu mir. Das reicht mir auf Dauer nicht, Priska.»
    Priska erstarrte. «Du willst mich verlassen, Aron?»
    Der Mann nickte.
    «Und ich? Was wird aus mir?»
    «Du hast einen Mann, hast eine Aufgabe, hast Freunde und Verwandte hier. Vielleicht liebst du nicht mich, Priska. Vielleicht liebst du nur die Liebe an sich.»
    Priska wurde rot. Liebe ich ihn?, fragte sie sich. Sorge ich mich um ihn? Liebe ich nur das Fleischliche?
    «Und du?», fragte sie. «Liebst du mich denn?»
    Aron setzte sich zu ihr. «Ich unterdrücke meine Liebe zu dir. Ich lasse sie nicht zu, denn ich würde daran leiden. Die Wahrheit aber ist: Ich liebe dich, obwohl ich es nicht möchte. Du brauchst mich nicht, Priska. Dein Leben ist auch ohne mich reich. Ich würde leiden, würde ich dich weiterhin sehen und dabei wissen, dass du niemals die Meine werden kannst.»
    «Aber mit dir ist mein Leben reicher.»
    Aron gab ihr einen Becher mit einem Trank aus frischer Minze. Priska roch daran, doch dann sprang sie auf, rannte zur Tür und erbrach sich.
    Aron eilte ihr nach, brachte klares Wasser, ein Tuch, tupfte ihr das Gesicht ab.
    Priska sah ihm in die Augen, dann sagte sie leise: «Ich muss mich in letzter Zeit oft übergeben.» Mehr nicht.
    Aron zog sie zurück ins Haus, schälte ihre Brüste aus den Kleidern, betrachtete sie, berührte sie sanft. Dann küsste er die Spitzen und sagte: «Vielleicht, Priska, könnte ich bleiben, wenn wir eine Zukunft hätten. Doch das haben wir nicht. Ich werde gehen. In den nächsten Tagen schon.»
    «Bittest du mich, meinen Mann zu verlassen und mit dir zu leben?», fragte sie.
    «Nein, Priska, ich würde dich nie darum bitten. Wenndeine Liebe so stark ist, dass du meinst, nicht ohne mich sein zu können, dann würdest du mitkommen. Aber ich habe nicht das Recht, dir alles, was dir wichtig ist, zu nehmen. Ich bin ein Jude. Du bist eine Christin. Du hast einen Bürgerbrief, ich nur den spitzen Judenhut. Dein Mann hat einen angesehenen Beruf.»
    «Ich weiß so wenig von dir», gab Priska zu. «Ich weiß nicht, womit du dein Brot verdienst, weiß nicht, wie du in Krakau gelebt hast.»
    «Es ist gleichgültig, woher ich komme, was ich bin. Ich werde weggehen, und eines Tages wirst du mich vergessen haben.»
     
    Der Heimweg war lang. Viel länger als sonst. Ihre Füße schienen sich zu weigern, Abstand zwischen sich und Aron zu legen. Immer wieder drehte sie sich um. Der Wind fuhr ihr hart ins Gesicht, die Strahlen der Sonne schmerzten in den Augen, sodass sie zu tränen begannen. Unwillig stieß sie einen Bettler zur Seite, der sie am Kleid festhielt und ihr die Hand entgegenstreckte. Den freundlichen Gruß einer Magd übersah sie.
    Der Tag war grau und schwer geworden.
    Am Abend kam Adam später als gewöhnlich nach Hause. Er strahlte über das ganze Gesicht, packte Priska bei der Hüfte und wirbelte sie herum: «Denk dir nur, dem Kannengießer Justus geht es besser!»
    «Oh, Adam, das

Weitere Kostenlose Bücher