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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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selbst«, riet er Faye, »suche sie niemals in dem Durcheinander da draußen.« Er kontrollierte die Fenster. »Ruf deinen Freund an.« Er zwinkerte ihr zu. »Du musst nicht allein bleiben.«
    Faye zuckte die Achseln. »Wo wirst du sein?«
    »Ich bleibe hier im Laden. Man weiß ja nie.«
    »Ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst.« Sie dachte an T. C. und Cricket, die ähnliche Vorbereitungen treffen würden. Die Cushion Factory war aufgrund ihrer Lage sicher längst geschlossen.
    »Vermutlich fallen die Telefone später aus.«
    »Dann gib Rauchzeichen.«
    Er lachte. »Wenn die Flut bis hierher kommt, dann kann mir niemand helfen. Du kannst mir dann höchstens Gesellschaft leisten, und wir wringen gemeinsam unsere nassen Socken aus.«
    »Du weißt, was ich meine. Sobald ich höre, dass das Wasser so weit in die Heights kommt, mache ich mich auf den Weg.«
    »Es wird alles gut gehen.« Er ging noch einmal zur Tür, öffnete sie und schaute nach draußen. »Sieht fast so aus, als würden die X-Men in den Krieg ziehen.« Oh, Mica und seine Comics. Sobald er die Tür geöffnet hatte, wehte ein wilder Wind in den Laden und rüttelte an allem, was sich zaghaft an die Regale klammerte. »Du solltest nach Hause gehen«, schlug er vor. »Ich denke nicht, dass das Wetter heute noch mal besser wird.«
    Faye wusste, dass er recht hatte. »Ist gut«, sagte sie. Sie ließ ihn ungern allein. »Pass bloß auf dich auf.«
    »Auf den Laden und mich.« Mica tippte ihr kurz mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. »Versprochen, Miss Coffee.«
    »Gut«, sagte sie und fügte grinsend hinzu: »Meister.«
    Fünf Minuten später machte sie sich in Richtung Montague Street auf.
    WOOSH!
    Sobald sie auf der Straße war, spürte sie den Sturm. Er zerrte an ihrer Jacke und an ihren Haaren, die sie unter ihrer Kapuze verborgen hatte. Es fiel ihr nicht leicht, die Richtung zu halten. Andauernd wurde sie von überraschend und heftig auffrischenden Böen zur Seite gedrängt.
    »Hallo, Sandy«, keuchte sie in den Regen hinein.
    Es war einfach nur mühsam, zu gehen. Der Himmel war so dunkel wie schon lange nicht mehr. Die Geschwindigkeit, mit der die Wolken dort oben entlangtrieben, verhieß nichts Gutes.
    Im Laden um die Ecke deckte sie sich noch mit ein paar Vorräten ein – zwei Croissants, Schokoriegel, ein paar Äpfel, Tomaten. Die meisten Leute, die sich ebenfalls im Laden aufhielten, waren hektisch, nahezu hysterisch. Die Regale waren alle so gut wie leer, trotzdem war noch genug zum Hamstern da. Eine halbe Stunde musste Faye an der einzigen noch geöffneten Kasse warten, weil sich mehrere lange Schlangen vor dieser einzigen Kasse gebildet hatten – lange Reihen von ungeduldigen Menschen mit bis zum Überquellen gefüllten Einkaufswagen.
    Faye lauschte den Gesprächen; nichts davon hörte sich wirklich beruhigend an. Teile von Brooklyn, so munkelte man, sollten evakuiert werden; die Gegenden in Ufernähe seien alle von der Evakuierung betroffen, weiterhin natürlich die tief gelegenen Stadtteile. Der New Yorker Hafen war bereits vor Stunden geschlossen worden, die Amtrak stellte in weiten Teilen der Ostküste den Schienenverkehr ein, auf den New Yorker Flughäfen ging seit dem Vortag schon nichts mehr. Vor vier Stunden hatte die Wall Street den Handel komplett eingestellt. Erste Einheiten der Nationalgarde waren drüben in Manhattan und New Jersey und auf den Inseln vor der Stadt damit beschäftigt, Dämme zu errichten, um sich für Sandys Ankunft zu wappnen.
    »Viel Glück«, wünschte Faye der Kassiererin, nahm ihre Papiertüte und ging den restlichen Weg nach Hause. Der Wind schlug ihr ins Gesicht, unbarmherzig, kalt. Sie stemmte sich gegen den Sturm, mit mäßigem Erfolg.
    Meine Güte!
    Was konnte noch kommen, wenn es jetzt schon so aussah? Sie lief schneller, so schnell, wie es ihr eben möglich war. An manchen Stellen erforderte es Ausdauer und Geschicklichkeit, die breiten Pfützen zu umgehen. Nur langsam kam sie voran, und mehr als einmal fragte sie sich, ob sie überhaupt zu Hause ankommen würde.
    Sandy!
    Pah!
    Wer war so bescheuert und nannte eine Naturgewalt wie diese »Sandy«?
    Das Heulen des Sturms klang wie ein Haufen böser Geister. Faye fragte sich, wo Alex wohl steckte; dies war definitiv kein Wetter für einen Motorroller. Sie musste an das Daumenkino denken.
    Oh, Mann!
    Ein dicker Ast fiel vor ihr zu Boden. Sie konnte ihm gerade noch ausweichen, indem sie zur Seite sprang.
    Mist!
    Sie flüchtete sich in einen Hauseingang, wo

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