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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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untergekommen ist.«
    »Doofe Sache«, meinte Faye.
    Beide sahen einander an.
    Sagten gleichzeitig: »Blödsinn!«
    Auch Faye musste schmunzeln. In der Tat, das alles hörte sich vollkommen bescheuert an. Dennoch versuchte sie sich an Tom Daniels zu erinnern. Ja, sie war mit ihm im Boatman gewesen. An dem Abend waren sie ein Paar geworden; eine Beziehung, die ganze vier Tage oder so gehalten hatte, vielleicht sogar bis zum nächsten Wochenende. Ein paarmal Sex und einige Partys, das war alles. Er hatte in Manhattan gearbeitet, bei irgendeiner Bank. Nebenher in einer Band gespielt. Dana hatte ihn ihr vorgestellt, in einer Bar in Chelsea. Schon komisch, dachte Faye, dass man sich an so wenig erinnert. Was genau hatten sie an dem Abend gemacht? Fein gegessen, getrunken, viel geredet vermutlich. Und sonst? Sie wusste es einfach nicht mehr. Tom war eine so unwichtige Begebenheit in ihrem Leben gewesen. Er war da gewesen, und im nächsten Augenblick schon war er wieder fort.
    Trotzdem: es war einfach nicht möglich, dass Alex Hobdon sie mit Tom Daniels im Boatman gesehen hatte. Es war unlogisch!
    »Es gibt nur eine Schlussfolgerung«, sagte Dana.
    »Er hat gelogen«, mutmaßte Faye. »Es gibt keine andere Lösung.« Sie dachte laut nach: »Wenn er mich also nicht mit Tom im Boatman gesehen hat …«
    »Weil das unmöglich ist. Weil er dich nicht gekannt hat, nicht damals.«
    »Genau, wenn er uns also nicht gesehen hat, weil das einfach nicht sein kann, dann …«
    »Dann?«
    Ihre Finger spielten an dem Glas herum. »Wie kann es sein, dass er von Tom und mir weiß? Woher weiß er, dass wir dort waren?« Das war die Frage, die am Ende blieb. Woher, in aller Welt, wusste er, dass Faye und Tom an jenem Abend dort gewesen waren?
    Dana zuckte die Achseln. »Bin ich Mr. Spock?«
    »Nein, du findest ihn nur heiß.«
    Dana grinste. »Darling, finde dich einfach damit ab, dass Alex Hobdon ein Idiot ist, ein beschissener Lügner, mehr nicht. Vergiss den Kerl. Hey, du bist mit Aaron Lescoe zusammen. Das ist wichtig.« Sie fasste Faye am Handgelenk an, so fest, dass es unangenehm war. »Ich werde gleich schon wieder neidisch. Darling, hast du überhaupt eine Ahnung, welch ein Glück du da hast? Aaron Lescoe! Komm schon, du hast ihn doch gegoogelt?«
    Faye schüttelte den Kopf. »Bin noch nicht dazu gekommen.«
    »Ich aber.« Dana pfiff durch die Zähne. »Solltest du auch tun. Das ist ein richtiger Mann.«
    »Danke für den Hinweis.«
    »Er ist bestimmt fantastisch im Bett.«
    »Wie kommst du darauf?« Dana und ihre Ansichten …
    »Er ist erfolgreich. Er sieht aus wie jemand, der sich nimmt, worauf er Lust hat.«
    Faye zog eine lustige Grimasse und murmelte: »Hm, hm.«
    »Das ist dein Mantra, Darling: Du hast einen Freund. Vergiss diesen Comiczeichner.«
    Faye schlürfte ihren Drink.
    »Das ist eine Golden Key Solution! « Erneut der Griff ums Handgelenk. »Hörst du!«
    »Danke.«
    »Die Freude ist meinerseits.«
    »Du bist eine echte Freundin.«
    Dana grinste. »Niemand, Darling, weiß das besser als ich.« Dann prostete sie ihr aufmunternd zu, und Faye, noch immer nicht fähig, die verwirrenden Gedanken abzuschütteln, gestattete sich kurz ein zerknirschtes Lächeln, nicht zuletzt, weil das alles war, was sie tun konnte. Dann, später am Abend, kam der Herbst über sie, und ihr Herz atmete den Winter, der, kühl und gierig besitzergreifend, eigentlich schon längst bei ihr war.
    Brooklyn Heights, wie überhaupt jeder Stadtteil, schläft niemals wirklich, und das Leben, so verwirrend und seltsam es auch sein kann, ist immer so rastlos wie die Menschen, die es träumen. Die Zeit vergeht, manchmal unbemerkt, so, wie die Blätter von den Bäumen fallen, und dann wieder gewinnt sie an Tempo, sodass es einem schwerfällt, ja, hin und wieder sogar unmöglich erscheint, Schritt zu halten. Seltsame Dinge passieren und geraten schnell in Vergessenheit, nicht alles hinterlässt Spuren, manches aber schon.
    »Du bist wunderbar«, war einer der Sätze, die zu wiederholen Aaron Lescoe nie müde wurde.
    Und Faye gewöhnte sich an, darauf zu reagieren: »Ach.«
    Die Wochen, die auf das seltsame Gespräch im Prospect Park folgten, waren von einer betörenden Belanglosigkeit. Faye arbeitete im Real Books, sie hörte Musik, komponierte, traf sich mit Aaron. Die beiden blieben ein Paar, wie Menschen, die sich zufällig über den Weg gelaufen sind, eben manchmal ein Paar bleiben. Faye hatte keine Ahnung, ob ihre Beziehung eine Zukunft hatte, aber im

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