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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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machst du hier?«, fragte er, so überrascht wie sie selbst. Die gleiche Stimme, die sie im Laden gehört hatte.
    Sie dachte an die Toilette , sagte aber: »Nichts, ich …«
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Faye riss die Augen auf, ehe sie selbige schloss. Seine Hand ruhte an ihrem Hals, seine Lippen auf ihren. Sie ließ sich in dem Moment versinken, ohne zu atmen. Manche Melodien, dachte sie, sind wie Geschichten.
    Dann öffnete sie die Augen und sah in seine. »Was …?«
    »Faye Archer«, flüsterte Alex, als sei ihr Name ein Geheimnis. Er sah sie an, und dann ließ er sie los, als habe er sich die Finger verbrannt. »Entschuldige, dass ich …« Er stand still da, einen Kopf größer als Faye, und wusste ebenso wenig wie sie, was jetzt passieren würde. »Du wärst gefallen«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wäre ich nicht.« Sie war aus der Toilette gestürmt und gegen ihn geprallt, eine Szene wie aus einem Stummfilm von Hal Roach, nur ohne Klaviermusik.
    Er sah ganz anders aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Jeans, kariertes Hemd, Weste, Dreitagebart. Die Haare verwuschelt. Er wirkte entspannter. Lässiger als vor zwei Tagen noch. Ihr Herz klopfte, viel zu viele Gedanken kamen ihr gleichzeitig in den Sinn.
    Dann, als wäre sie sich jetzt erst seiner Gegenwart und ihrer eigenen Absicht bewusst geworden, trat sie einen Schritt zur Seite. »Was bildest du dir eigentlich ein?«, herrschte sie ihn an, nicht zuletzt, weil ihr nichts Besseres einfiel. »Stehst hier herum und küsst mich einfach.«
    Er sah sie ratlos an. » Du hast mich geküsst.«
    » Du hast angefangen!«
    Er musste grinsen. »Es tut mir leid, aber das ist kindisch.«
    »Komm mir nicht so«, sagte sie. »Es geht nicht um den Kuss.« Sie fuchtelte wild mit den Armen herum. »Der Kuss war«, sagte sie, stockte kurz, sah ihn an, »okay.« Ja, der Kuss war okay gewesen. Es war einfach so passiert.
    »Worum geht es dann?«
    »Um alles!«
    »Was genau meinst du?«
    Das war der Punkt, an dem sie richtig loslegte. »Du schreibst mir und bist mit dieser Frau zusammen.« So, jetzt war es raus! »Ich war eben die ganze Zeit auf der Toilette und habe sie belauscht.« Toll, sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie sich das für fremde Ohren anhörte.
    »Ich bin gerade erst angekommen«, sagte er. »Mit Harry.«
    Sie sah an ihm vorbei zu dem bärtigen Mann, der hinten an der Garderobe wartete. Als er sie sah, winkte er zurück. Freundlich, aber auf Abstand bedacht. Es war wohl kaum zu übersehen, dass Alex gerade in eine etwas komplizierte Lage geraten war.
    »Von wem redest du?«, fuhr Alex fort.
    »Jennifer Towles.«
    »Oh, Jenny.«
    »Ja. Jenny!« Sie wusste, dass sich ihre Stimme überschlug. Und sie hasste sich dafür.
    »Jenny ist …«
    »Es ist mir egal, wer sie ist. Du hast mich belogen. Scheiße, du …«
    »Faye Archer«, unterbrach er sie barsch, »was, zur Hölle, ist dein Problem?«
    »Du«, schrie sie ihn an. War das denn zu fassen? Ihr Zorn ließ sie förmlich explodieren.
    » Ich war nie dein Problem«, sagte Alex. Seine Stimmung schlug um. So hatte er sich das Wiedersehen wohl auch nicht vorgestellt, sofern er es sich, was Faye mittlerweile stark bezweifelte, überhaupt irgendwie vorgestellt hatte. Seine dunklen Augen wurden hart.
    »Ich habe gestern auf dich gewartet.«
    Er wollte schnell etwas erwidern, stutzte, sah sie verwirrt an. »Gestern?«
    »Natürlich, gestern, stell dich nicht dumm.«
    »Warum?«
    Am liebsten hätte sie ihm eine gescheuert. »Warum?«
    Er schnappte nach Luft. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du sprichst. Was soll das?« Er sah kurz hinüber zu Harry, der mit den Achseln zuckte, dann wieder zu Faye. »Du tauchst hier auf und …« Jetzt fuchtelte er auch mit den Händen. »Ich weiß nicht, warum du gerade jetzt wieder auftauchst.«
    »Gerade jetzt?«
    »Ja, jetzt.« Er funkelte sie an. »Komm schon, glaubst du etwa, ich habe es vergessen?«
    »Was?«
    »Unsere Verabredung.«
    Faye wusste nicht, worauf er hinauswollte. »Ich war da«, schrie sie ihn an. »Warum warst du nicht da?« Natürlich kannte sie die Antwort. Er war bei Jennifer Towles gewesen. Warum also hätte er ins Boatman kommen sollen? Warum sie dort treffen?
    »Ich bin da gewesen.« Er starrte sie durchdringend an, als müsste die Erkenntnis sie treffen.
    »Einen Teufel warst du«, giftete Faye ihn an. »All diese Mails und diese Geschichte von der GraphiCon in Chicago, dem Verleger, der dir absagt. Du erzählst mir von Plänen

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