Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
weitere Frau betrat die Toilette. Die beiden anderen, Jennifer und Zoe, schwiegen. Faye vernahm nur Geklimper, Getuschel. Zu viele Störgeräusche: eine Kabinentür wurde verriegelt, die Spülung rauschte, die Kabinentür wurde geöffnet, Schritte erklangen, hohe Absätze, ganz klar, zum Waschbecken hin, Schweigen. Faye konnte sich die abschätzigen Gesichter vor den Spiegeln gut vorstellen. Gegenseitiges Belauern, Taxieren. Dann erneut Schritte. Die Tür nach draußen fiel ins Schloss.
    Stille.
    Dann wurde das Gespräch wieder aufgenommen, zuerst viel zu leise, dann aber besser verständlich.
    Faye fühlte sich wie eine Spionin, was nicht ohne Reiz war.
    »Glaubst du, dass er sie mag?«
    Jennifer seufzte. »Glaube ich nicht. Er war ziemlich aufgebracht, als er sie entdeckt hat.«
    »Wo also liegt das Problem?«
    »Als ich wissen wollte, wer sie ist, hat er gesagt, sie sei niemand . Aber er hat sie dabei angesehen. Er wollte, dass sie das hört.« Kurze Pause. »Als ich nachgefragt habe, kam nur die dürftige Antwort, das alles sei es nicht mal wert, darüber zu reden. Ich solle es einfach vergessen. Er habe sie vor Jahren kennengelernt. Aber sie hätten sich nie getroffen. Nicht wirklich, hat er gesagt. Kannst du mir vielleicht erklären, was das soll? ›Nicht wirklich?‹ Wie kann man jemanden ›nicht wirklich‹ treffen?«
    »Hat er nicht mehr gesagt?«
    »Wir sprechen hier von Alexander Hobdon. Er redet viel, aber manchmal sagt er einfach nichts.«
    Zoe lachte. »Ich denke, das magst du so an ihm.«
    »Nicht, wenn es um etwas geht, was ich wissen will und nicht erfahren soll.« Sie klang sehr bestimmt. Faye musste an Dana denken. Frau in Führungsposition, schoss es ihr durch den Kopf. Alex Hobdon schien eine Vorliebe für leicht komplizierte Frauen zu haben.
    »Und jetzt bist du misstrauisch.« Eine simple Feststellung.
    »Du kennst mich, das alles klingt mehr als nur verdächtig.«
    »Aber es ist vier Jahre her.«
    Vier Jahre? Faye konnte nicht anders, als erneut den Kopf zu schütteln.
    »Behauptet er .«
    Im Behaupten von Dingen jedenfalls schien Alex gut zu sein, nicht nur Faye gegenüber.
    »Wie lange seid ihr jetzt zusammen?«, wollte Zoe wissen.
    »Wir kennen uns seit einem Jahr.«
    Nicht länger? Faye war davon ausgegangen, dass sich die beiden schon viel länger kannten. Sie wirkten irgendwie so.
    »Okay, und jetzt ist da die Sache mit der Wohnung.«
    »Die Sache mit der Wohnung«, dachte Faye, scheint ja ein heißes Thema zu sein.
    »Er sträubt sich noch immer, mit mir zusammenzuziehen. Sagt, er brauche seine Freiräume.«
    Faye spürte, wie sie abermals zufrieden grinste.
    »Manchmal frage ich mich ernsthaft«, sagte Jennifer, jetzt um einiges lauter als vorher, »was für eine seltsam verkorkste Beziehung wir überhaupt führen.« Pause. Sie wurde wieder leiser: »Wir treffen uns oft, ja«, gab sie zu, und es klang fast schon verschwörerisch. »Wir sehen uns oft. Okay. Aber da ist immer noch, na ja, eine Distanz. Eine, die nicht da sein sollte. Nicht nach all den Monaten.« Sie seufzte. »Ach, Scheiße, Zoe, ich weiß es auch nicht. Es ist nicht so toll, wie es nach außen hin aussieht.«
    Beide schwiegen.
    Faye stellte sich vor, wie sie sich schminkten und einander dabei im Spiegel beobachteten.
    »Er war nie in sie verliebt«, meinte Zoe irgendwann. »Ich denke, was das angeht, kannst du ihm glauben.«
    Jennifer Towles zögerte, wenn auch kaum merklich. »Bei so was gibt es kein Verfallsdatum. Irgendetwas war da zwischen den beiden. Ich bin weder dumm noch blind. Man konnte es spüren. Ich kenne Alex. Ich weiß, wann er mir etwas verheimlicht. An der Sache ist etwas faul.«
    »Du solltest mit ihm darüber reden.«
    »Er will nicht darüber reden.«
    »Hat er das genau so gesagt?«
    »Ja, hat er.«
    Zoe meinte: »Das klingt jetzt allerdings ein wenig verdächtig.« Pause. Dann: »Sind wir deswegen hier?«
    »Wir sind hier, um zu tanzen.« Selbst für Faye kam diese Antwort zu schnell, um auch wirklich ehrlich zu sein.
    Zoe sagte: »Wir sind hier, weil du hierhergehen wolltest. Ich wollte ins XX, schon vergessen?«
    Jennifer zögerte, diesmal länger. Wieder klapperte es. Faye stellte sich vor, wie Jennifers lange Finger nervös die Schminksachen verstauten, und ihr gefiel der Gedanke, wie nervös Jennifer dabei war.
    »Okay, ich traue ihm nicht.« Jetzt war es ausgesprochen. »Du weißt schon, Kontrolle ist besser.«
    »Du glaubst, dass er sich mit dieser Frau trifft?«
    Faye zuckte zusammen.

Weitere Kostenlose Bücher