Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)
für eine Graphic Novel, die in Wirklichkeit längst fertig ist, und erfindest alles Mögliche.« Sie schnaubte. »Nur Lügen, sonst nichts.« Sie spürte die viel zu vielen Ramos Gin Fizz. »Ich habe genug von dir. Endgültig.«
»Wovon, in aller Welt, redest du?«
»Stell dich nicht dumm. Ich hasse das.« Konnte es sein, dass sich alles im Kreis drehte?
»Faye Archer, was ist das hier für ein Spiel?« Jetzt war seine Stimme anders, energisch und kurz davor, unbeherrscht zu klingen.
Sie spürte die Wut in sich. »Ich lasse mich nicht so von dir behandeln.«
»Du? Von mir?« Er sah sie ungläubig an.
Faye hatte keine Ahnung, warum er so entgeistert lachte. »Jetzt verdreh bloß nicht die Tatsachen.«
Er berührte sie vorsichtig an den Schultern. »Stopp, Pause!«
Sie starrte ihn an. »Was?«
»Wer verdreht hier die Tatsachen?«
Die kurze Berührung war wie ein Stromschlag, der ihr Herz für Sekunden oder ein ganzes Leben erstarren ließ.
»Warum tauchst du gerade jetzt wieder auf?« Er versuchte, ruhig zu bleiben.
Sie entwand sich ihm. »Warum?« Bitte, ihre Stimme durfte jetzt nicht weinerlich sein. »Weil du in den Mails nach einem netten Menschen klangst.« Scheiße, verdammt, warum sagte sie das nur? Und dazu noch so verzweifelt. »In den Mails …«
»In den Mails?« Er suchte offenbar nach einem Sinn in dem, was sie sagte. Es sah nicht einmal gespielt aus.
»Ja, in den Mails«, äffte sie ihn nach. War das denn die Möglichkeit? »In den Mails. Dem Logbuch.« Sie zog eine Grimasse. »Deinen Schilderungen der Zugfahrt. Dem ganzen Rest. Stell dich doch nicht so dumm!«
Er sagte: »Das war vor vier Jahren.«
Wooosh!
Das bremste sie aus.
Sie starrte ihn an und konnte erst einmal gar nichts sagen. Sie öffnete den Mund, atmete, schloss ihn wieder. Kein einziges Wort fiel ihr ein, keines jedenfalls, das zu sagen sich jetzt gelohnt hätte.
Stattdessen hörte sie eine andere Stimme. »Alexander?«
Beide drehten die Köpfe.
Jennifer Towles!
»Ist sie das?« Sie stand neben Zoe vor der Garderobe. Harry nickte ihr kurz zu, hielt sich aber, wie zuvor auch schon, zurück.
Faye stöhnte leise. Warum mussten die beiden bloß ausgerechnet jetzt auftauchen.
Alex, ganz perplex, antwortete: »Das ist Faye Archer.«
»So heißt sie also«, stellte Jennifer fest und warf Zoe einen bedeutungsvollen Blick zu.
Alex schwieg.
»Du bist so ein Arschloch!«, sagt Faye. Dabei hatte er wenigstens nicht »Niemand« gesagt.
Jennifer Towles ließ sich nicht beirren. »Was macht sie hier?« Sie war schön, sogar wenn sie wütend war.
Alex flüchtete sich instinktiv in die Gegenfrage: »Und was machst du hier?«
»Sie ist mit mir hier«, stellte Zoe klar. »Tanzen.«
Alex nickte nur. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
»Was MACHT SIE hier?« Jennifers Stimme wurde höher und höher.
Klingt fast hysterisch, dachte Faye und sagte provokativ: »Auch tanzen, natürlich!« Sie wandte sich Jennifer zu. »Und Alex mitteilen, dass er mir auf ewig gestohlen bleiben kann.«
Ohne eine Reaktion abzuwarten, drehte sie sich um, ging zur Garderobe und gab dem Studenten, der vorhin so nett gelächelt hatte und jetzt eher vorsichtig aussah, den Chip. Während er sich beeilte, ihr den Mantel zu geben, sahen Harry und Zoe sie entgeistert an. Faye zuckte die Achseln, nahm den Mantel in Empfang. Dann erst wandte sie sich erneut Alex zu. »So einfach bin ich nicht zu haben«, zischte sie und zog sich warm an.
»Hast du gewusst, dass sie hier ist?«, fragte Jennifer eisig.
Als Alex schwieg, stampfte sie mit dem Fuß auf und keifte: »Hast du gewusst, dass sie nicht so einfach zu haben ist?«
Alex antwortete immer noch nicht. Er ließ Faye nicht aus den Augen, aber Faye konnte den Blick, den er ihr zuwarf, nicht deuten. War das etwa Interesse? Oder Abscheu? Was ging in ihm vor? Sie dachte an seine Äußerung. »Das ist vier Jahre her.« Was sollte das? Sie hatte ihn vor vier Jahren nicht einmal gekannt.
Zeit zu gehen. »Genießt den Abend«, sagte sie nur. »Ach ja, Alex. Du siehst mich nie wieder.« Zeit zu gehen, bevor Jennifer Towles durchdreht. Faye musste sie nur anschauen, um zu sehen, wie ungemütlich es gleich für Alex werden würde.
»Alex, du bist mir noch eine Erklärung schuldig!« Jennifer Towles würde keine Ruhe geben, so viel war sicher. Aber das war nicht Fayes Problem. Nichts, was hier noch passierte, war ihr Problem. Alex nicht, Jennifer nicht, gar nichts! Es war vorbei. Und das war nun endgültig ihr
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