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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Taten des anderen festhielt. Lauri überreichte dem Chefingenieur eine schriftliche Darstellung, die er auf Englisch verfasst hatte. Eigentlich war es die eigenwillige Beschreibung einer prophetischen Vision. Lauri nannte die neue Religion dennoch absolut alltagstauglich, schließlich hatte sie schon ihre Wirksamkeit unter Beweis gestellt. Sämtliche Ingenieure machten sich eine eigene Kopie von Lauris Schriftstück, dann studierten sie mit ernsten Mienen den Text. In dieser andächtigen Stimmung endete die Beratung.
    Die restliche Zeit in Neu Delhi nutzten die beiden Freunde, um Souvenirs einzukaufen. Es empfahl sich, der Frau, den Kindern und Enkeln aus Indien hübsche Handarbeiten und billige kleine Radios sowie allerlei elektronischen Schnickschnack mitzubringen. Lauri kaufte für Irma schöne Perlen, die der Verkäufer als echt bezeichnete, Kalle wiederum schenkte sein Vertrauen einem Händler im Basar und erwarb für Anita eine winzige Uhr, die wie ein Anhänger an einer Halskette getragen werden konnte. Beim Betrachten der Geschenke malten sich die Männer aus, wie schön sie es zu Hause haben würden, wenn sie nur erst wieder in Finnland anlanden würden. Doch zuvor würden sie Südostasien besuchen …, vier Finnen und eine frivole Gebetsmühle.

25
    Lauri und Kalle wollten ihre Frauen im indischen Jaipur treffen, wo viele nordische Reiseveranstalter auf ihren Flügen nach Südostasien einen Zwischenstopp einlegten, um die Maschinen aufzutanken. Die beiden Frauen hatten sich bei ihren Männern dafür bedankt, dass sie nach der langen Trennung an sie gedacht und vor allem dass sie diese herrliche Reise organisiert hatten.
    Die Strecke von Neu Delhi nach Jaipur legten Lauri und Kalle im Schnellzug zurück, die Fahrt dauerte nur wenige Stunden. Unterwegs zeichnete Kalle eine neue Erfindung auf Millimeterpapier. Lauri, der neben ihm saß, sah ihm zu und äußerte den Verdacht, dass Kalle dabei war, die Galoschen für Männer neu zu erfinden. Kalle schnaubte nur über diesen Witz seines Gefährten, verriet dann jedoch, dass in seinem Gehirn die revolutionäre Idee von einer persönlichen Wohnkapsel reife, in der jeder Bewohner der Erde die besten Jahre seines Lebens verbringen würde.
    »Die Kapsel ist wie eine Wiege, praktisch, gemütlich und schützend«, pries Kalle stolz seinen Gedanken.
    Während Kalle seine Riesengalosche zeichnete, die er Menschenkapsel nannte, notierte sich Lauri sorgfältig Verlauf und Ergebnis der Beratungen mit den Ingenieuren der Autowerkstatt, verfasste ein genaues Protokoll über die Produktion und Vermarktung der Gebetsmühlen in Europa und Asien.
    »Sind wir eigentlich verrückt?«, fragte Kalle und unterbrach seine Zeichenarbeit.
    »Ja, das sind wir wohl. Die Chinareise hätten wir uns sparen sollen.«
    Für weitergehende Erörterungen war der rappelvolle Zug nicht der geeignete Ort. Auf halber Strecke hatte Lauri sein Protokoll fertiggestellt und erklärte, dass er es ins Reine schreiben werde, sowie sie wieder in Finnland seien. Dann wolle er den Text auch stilistisch überarbeiten und anschließend für die beteiligten Partner kopieren.
    Auch Kalles Pläne waren in der schläfrigen Atmosphäre des Zuges weiter gediehen. Kalle holte sich aus dem Getränkeautomaten eine kleine Flasche Rotwein und stellte Lauri dann seine neueste Erfindung vor, die viele bisherige in den Schatten stellte, wie er sagte. Er hatte die Idee entwickelt, dass für jeden Bewohner der Welt ein persönliches, ummanteltes Transportmittel, also eine Art Riesengalosche gebaut werden sollte, in der der Mensch leben könnte wie in einer Wiege oder einem kleinen Boot.
    Die Menschenkapsel sollte etwa zwei Meter lang und so geräumig sein, dass man sich darin aufhalten und alles erledigen konnte, was zu erledigen war. Eifrig erklärte Kalle, wie das System funktionieren würde:
    »Der Staat schenkt jedem Bürger eine eigene Kapsel, die nach den Maßen des Besitzers angefertigt wird. Das Verdeck könnte aus Sperrholz oder Kunststoff bestehen. Unten befinden sich Gummiräder, und die Fortbewegung erfolgt mithilfe eines Elektromotors. Man kann bequem und weich in halb liegender Stellung darin sitzen, ganz wie in einem altmodischen Ohrensessel.«
    Lauri fragte verwundert, warum die Menschen ein extra Gehäuse haben müssten, als wären sie Schildkröten. Welchen Sinn sollte das haben?
    Nach Kalles Meinung war der Mensch in der Evolution auf halbem Weg stehen geblieben, war absolut unfertig. Der Körper war leicht

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