Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
die Methode inzwischen erprobt, und sie hatte sich als wirksam erwiesen. Also hatte Air France beschlossen, die Querblätter in die Produktion zu überführen. Da es sich um eine einfache kleine Neuerung handelte, bot man Kalle als Bezahlung ein paar kostenlose Flugtickets an, einen höher dotierten Vertrag sollte es nicht geben. Auch recht, entschied Kalle und bat um vier Tickets: eines für sich selbst, eines für seinen Freund und zwei für ihre beiden Ehrfrauen. Das Ziel sollte Südostasien sein. Lauri schlug vor, nach Thailand zu fliegen. Dort könnten sie in angenehmer Umgebung die Gebetsmühle erproben und weiterentwickeln. Ihre Frauen wüssten eine solche Reise sicherlich zu schätzen. Großzügig versprach Air France zusätzlich ein paar weitere Gratisflüge, allerdings nur innerhalb Europas.
    Vor ihrer Abreise suchten Lauri und Kalle die Ingenieure der indischen Werkstattkette auf, um sich mit ihnen zu beraten und in Erfahrung zu bringen, ob man sich dort inzwischen gründlich genug mit der Struktur der Gebetsmühle und vor allem mit ihrer industriellen und kommerziellen Nutzung beschäftigt hatte. Die Leute hatten ein gutes Dutzend der Apparate zusammengebaut, einen hatten sie in der Limousine des Firmenchefs auf der Hutablage installiert, sodass die Fahrgäste, die auf der Rückbank saßen, im Bedarfsfall Andachten vom Band hören konnten. Man brauchte nur einen außen angebrachten Knopf zu drücken, um das Gerät einzuschalten. Auch andere Varianten hatten sie entwickelt: in Rikschas und sogar auf Fahrrädern konnten Gebetsmühlen angebracht werden – sie würden die Leute beim Wasserholen begleiten, und sie würden, außer als religiöse Kleingegenstände, bei Bedarf auch als Organizer dienen können, ähnlich wie die modernsten Handys, nur dass mit der Gebetsmühle die verschiedenen Funktionalitäten auch mit den Andachtsdiensten kombiniert werden konnten.
    Die Ingenieure bekannten, dass sich ihre Werkstätten letztlich doch nicht so gut für die Massenproduktion der Gebetsmühlen eignen würden. Vielmehr müsste eine gänzlich neue Fabrik errichtet werden, und Garantien für ein ansprechendes technisches Niveau gäbe es auch dann nicht. Autowerkstätten seien einfach für gröbere Arbeiten und weniger für die Massenproduktion feinmechanischer Geräte geeignet.
    Lauri und Kalle besahen sich die indischen Produkte. Zwei der Gebetsmühlen waren mit Aluminium verkleidet, eine mit Ebenholz, und bei drei anderen hatte man als Außenmaterial Kunststoff gewählt. Besonders zierlich wirkten die Geräte nicht. Die Schweißnähte waren schief und die Regler nicht korrekt eingebaut. Die Bedienelemente waren aus Kunststoff, lediglich bei dem Ebenholzmodell war allen Ernstes Elfenbein verwendet worden. Die Qualität musste tatsächlich verbessert und den Details mehr Augenmerk geschenkt werden, wenn man erreichen wollte, dass sich die Apparate gut verkauften.
    Die Erfindung und die Geschäftsidee der Finnen an sich erschien den Indern reizvoll, im Falle eines Erfolgs hätte sie womöglich riesige kommerzielle Dimensionen. So schlugen sie also vor, die Produktion der Gebetsmühlen in einem traditionell industrialisierten Land, beispielsweise in Mitteleuropa, anzusiedeln. Montage und Handel wiederum könnten in Indien und im Weiteren in Asien oder Afrika erfolgen. Zu einer Zusammenarbeit dieser Art war die Werkstattkette bereit. Der Chefingenieur wusste zu berichten, dass die Firma bereits erste Kontakte zu Werkstätten in Ungarn, Tschechien und Deutschland aufgenommen hatte. Von dort war Interesse signalisiert worden. Die Details der Gebetsmühle hatten die Inder natürlich geheim gehalten. Jetzt mussten die Finnen nur noch den geeigneten Hersteller aussuchen, anschließend könnte man dann einen Vertrag über die Herstellung und Vermarktung der Gebetsmühlen abschließen, angedacht waren eine halbe Million Exemplare.
    Lauri und Kalle konnten kaum an sich halten, so gut hörten sich die Ideen und Pläne der indischen Ingenieure an, doch sie setzten die Gespräche mit ausdruckslosen Mienen fort. Man kam überein, dass die Finnen das Herstellungsland wählen würden, die Inder wiederum würden sich auf die Verbreitung der Gebetsmühle in ganz Asien und weiteren Regionen konzentrieren.
    Zum Abschluss der Beratungen erzählte Lauri von der neuen Religion, die sich auf die Göttlichkeit des Weltalls stützte und deren Grundeinheit der einzelne Mensch war, oder richtiger gesagt zwei Menschen, bei denen einer die guten

Weitere Kostenlose Bücher