Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
einem Elefanten. Lauri und Kalle buchten eine gemeinsame Elefantensafari und fuhren mit ihren Frauen im Bus zu einem zwei Meilen entfernten Elefantendorf.
Auf den Rücken eines Elefanten kann man sich nicht einfach hinaufschwingen wie auf einen Esel, denn die riesigen Tiere sind mehr als drei Meter hoch. So war denn für die Reiter ein spezieller, mit Stufen versehener Pavillon aufgebaut, an den die Elefanten seitlich herangeführt wurden, sodass die Gäste leicht und sicher in den für zwei Personen ausgelegten Sattel gelangten. Die Elefanten waren ruhige und folgsame Wesen. Fest und sicher schritten sie über den Pfad, der durch den Dschungel geschlagen war. Der Führer saß auf dem Kopf des Tieres, die Gäste in ihrem Sattel hinter ihm. Die Strecke folgte einem flachen Flusslauf von etwa fünf Metern Breite.
Auf dem Elefantenpfad bestand die Gelegenheit, die Gebetsmühle auszuprobieren. Sie begann zu ächzen wie der Elefant, und als dieser durch seinen gewaltigen Rüssel feierlich trompetete, blieb der Apparat keineswegs stumm. Aus seinem Inneren drangen noch mächtigere Trompetenstöße, sodass beide Elefanten durchgingen. Die großen Ohren flatterten nur so, als die Tiere auf dem Pfad kehrtmachten und ins Dorf zurückrannten, wo sie in den Getreidespeichern Schutz suchten. Erst nach einer ganzen Weile ließen sie sich beruhigen.
Am Ende des Reittages wurden ein paar Fotos geschossen. Zum Abschied hob Kalles Elefant Anita mit seinem Rüssel hoch und setzte sie auf das Dach des Busses. Sie kreischte und regte sich so auf, dass sie eine ganze Weile brauchte, ehe sie sich entschloss herunterzukommen. Aber insgesamt war es ein gelungener Tag, und auf der Rückfahrt waren sich alle darin einig, dass Elefanten sympathische und zuverlässige Tiere sind.
Nach einer guten Woche gelangten Lauri und Kalle zu dem Schluss, dass sie den Urlaub eigentlich in Europa fortsetzen konnten. In Deutschland, Ungarn und Tschechien standen Verhandlungen über die Produktion der Gebetsmühle an.
Aber erst mal ging es nach Finnland. Nach langer Abwesenheit wieder in die Heimat zurückzukehren empfanden beide Männer als großartig. Welch ein sauberes, kühles und gesundes Land Finnland doch war. Das wurde einem erst klar, wenn man im Ausland Schlimmes erlebt hatte, wie etwa den Aufenthalt in einem chinesisch-tibetischen Gefängnis. Die Lobeshymnen der Männer auf das herrliche Vaterland bekamen einen Dämpfer, als ihre Frauen sie an gewisse berühmte Eigenschaften der Finnen erinnerten: Neid, Klatschsucht, Hang zu hemmungslosem Saufen und Schlägereien.
27
Lauri Lonkonen saß auf dem Zahnarztstuhl. Er war gekommen, um sich den Eckzahn überkronen zu lassen, der ihm in Tibet abgebrochen war. Der Doktor war mit seinen Instrumenten zugange und erklärte, dass er den Unterkiefer betäuben und dass es überhaupt nicht wehtun werde. Der kleine Piks in den Gaumen machte Lauri tatsächlich kaum etwas aus, und bald begann das Betäubungsmittel zu wirken. Der Doktor zückte den Bohrer und begann mit der Arbeit.
Der Rest des Sommers in der Heimat war gut verlaufen. Lauri hatte das Protokoll der in Indien geführten Verhandlungen ins Reine geschrieben und vervielfältigt, hatte außerdem aus Deutschland, Ungarn und Tschechien erste Angebote für die Herstellung der Mühlen eingeholt. Das Angebot der Deutschen war zu teuer gewesen, bei den Ungarn hatte das technische Niveau nicht gestimmt, aber in Tschechien verfügte man über jede Menge feinmechanisches Know-how, auch die Stückpreise der Mühlen schienen nicht übertrieben. Die tschechische Mühle kostete im Großen und Ganzen so viel wie ein kleines Bierfass. Dazu kamen natürlich das vielseitige Handy, das Aufnahmegerät und die übrige Elektronik. In großen Serien verbaut, würden auch sie nicht allzu teuer werden. Lauri war zufrieden mit dem Erreichten. Auch Kalle hatte das Angebot der Tschechen akzeptiert. Die Produktion der Gebetsmühlen könnte womöglich schon vor Weihnachten angeschoben werden.
Als der Zahnarzt die Arbeit erledigt hatte, wischte er seinem Patienten das schweißige Gesicht ab und bat ihn, sich an den kleinen runden Tisch im Behandlungszimmer zu setzen. Dann reichte er ihm die Hand und entschuldigte sich für die indiskrete Frage, aber er wollte wissen, ob der Patient gläubig sei. Lauri war erstaunt über diese Frage und hatte keine große Lust, von seiner neuen Religion zu erzählen. Er begnügte sich mit dem Hinweis, dass er im Frühjahr auf dem Meer verunglückt
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