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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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auf.
    Der Körper vibriert leicht unter meiner Hand – das ist alles.
    Wo soll ich den Puls fühlen? In welche Augen soll ich ihm sehen? Wie kann ich feststellen, ob er noch lebt oder bereits tot ist?
    Dann dreht er langsam den Kopf.
    »Gregor, du dummer Kerl!«
    Warum?
    »Du hast gewusst, dass die Männer hinter der Tür auf der Lauer lagen. Wieso hast du sie auf dich schießen lassen?«
    Weil ich Gregor Samsa bin, der Käfer-Mann. Und weil dies das richtige Ende für mich ist.
    »Du hast versprochen, uns nach Venedig zu bringen.«
    Und dieses Versprechen halte ich. Ihr setzt den Weg nach Venedig fort. Mein Tod gibt euch die Möglichkeit dazu.
    »Gregor …«
    Leb wohl, Priester. Wie man bei euch früher sagte: Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen …
    Ich spüre, wie die Vibrationen seines Körpers aufhören. Wo ich zuvor die Stimme in meinem Kopf gehört habe, ist plötzlich alles leer.
    Ein Schlag trifft meinen Rücken.
    Ein harter Schlag, gemein und hinterhältig.
    Der Herzog hält eine erloschene Fackel in der Hand und benutzt sie wie einen Knüppel.
    Er schlägt erneut zu.
    Mein Blick sucht Durand und findet ihn auf den Knien, die Hände hinter dem Nacken. Drei Männer mit Atemmasken und Schutzkleidung halten automatische Waffen auf ihn und die anderen Schweizergardisten gerichtet.
    Ein weiterer Mann steht in der Nähe, die Hände in einer arroganten Pose in die Hüften gestützt. Er trägt eine schwarze Rüstung, bestehend aus einem glänzenden Metall, das an die Panzerung des armen Gregor erinnert. Diese Rüstung lässt ihn wie einen Riesen aussehen. Das Gesicht der großen Gestalt verbirgt sich hinter einer stählernen Maske, die mit Atemfiltern ausgestattet ist. Auf der Brust des »Ritters« prangt ein goldenes, umgedrehtes Kreuz, und an diesem Kreuz hängt eines der Wesen mit den überlangen Armen, die uns bei Torrita Tiberina angegriffen haben. Die Darstellung ist sehr gut gelungen; ein wahrer Künstler hat sie ins Metall geprägt.
    Mir bleibt nicht genug Zeit, weitere Details zu beobachten, denn der Mann kommt durch die Tür und starrt durch das Visier aus getöntem Glas auf mich und Gregor herab.
    Er hebt den Fuß und gibt mir einen Tritt, der mich gegen die Wand wirft. Ein zweiter Tritt trifft mich am Kopf, und plötzlich sehe ich alles doppelt. Stechender Schmerz durchzuckt mich.
    Der Mann in der Rüstung setzt seinen gepanzerten Fuß auf Gregors Kopf und drückt langsam, bis der Schädel wie eine reife Melone platzt.
    Kurz bevor ich das Bewusstsein verliere, höre ich noch einmal eine geistige Stimme, leise, wie aus großer Entfernung.
    Maxim ist bereit. Du musst …
    Dann höre und fühle ich nichts mehr.

22
    EINE VISION
    Vielleicht bin ich nur wenige Minuten bewusstlos gewesen, oder aber Stunden. Wahrscheinlicher ist, dass Stunden vergangen sind, denn als ich erwache, liege ich auf einem Boden aus Metall, nackt und an Händen und Füßen gefesselt. Kälte dringt durch den Stahl und bohrt sich mir wie mit tausend Nadeln in den Leib. Ein Zittern erfasst mich, heftig wie ein Krampf. Mein Atem kondensiert dicht vor dem Mund, und die Erinnerung an die Wärme im Geländewagen macht die Kälte noch viel unangenehmer.
    Der Raum, in dem ich gefangen bin, ist sehr klein, und das einzige Licht stammt von einer kleinen rötlichen Lampe. Zuerst glaube ich, allein zu sein, aber als ich den Kopf zur Seite drehe – eine Bewegung, die mir starke Schmerzen bereitet –, sehe ich einen Meter links von mir einen zweiten Gefangenen, nackt wie ich selbst und ebenfalls an Händen und Füßen gefesselt.
    Lumpen liegen auf dem Boden, neben offenen Dosen, die nach Motoröl und Rost riechen.
    Ich erkenne den anderen Mann zunächst nicht, bis mir schließlich der seltsam krumme Rücken auffällt – es muss der Herzog sein. Er hat die Augen geschlossen und zittert wie ich in der Kälte. Ich hätte nicht gedacht, ihn auf diese Weise zu sehen. Hinter ihm erblicke ich weitere Körper, die sich bewegen, die hin und her rollen, aber dann merke ich, dass die Bewegungen nicht von ihnen selbst ausgehen, sondern vom Boden, der wie das Deck eines Schiffes schaukelt. Einige jener Gestalten sind wach; andere scheinen zu schlafen oder bewusstlos zu sein. Meine Aufmerksamkeit kehrt zu dem jungen Herzog zurück, und ich erkenne, dass er die Augen zugekniffen hat – er ist wach, will aber nichts sehen.
    Mühsam drehe ich mich nach rechts, und wieder tut jede Bewegung weh.
    Der erste Mann, den ich auf der rechten Seite sehe, ist

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