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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Enttäuschung gewesen. Hast du gehört, Arschloch? Eine Enttäuschung bist du gewesen! Reine Zeitverschwendung!«
    Er packt den Herzog am Genick und hebt ihn hoch, bis die Augen des Zitternden auf einer Höhe mit seinen sind. Der Herzog schlägt um sich, zittert noch stärker und verdreht die Augen.
    Gottschall schüttelt ihn wie eine Katze die gefangene Maus.
    »Hast du gehört, Idiot? Ich hatte einiges mit dir vor. Wir haben gute Arbeit geleistet in Urbino. Aber du musstest unbedingt eine Tote ficken, du Perverser! Wie der Vater, so der Sohn! Aber er war tausendmal mehr wert als du!«
    »Lassen Sie ihn los«, sage ich.
    Gottschall öffnet die Hand.
    Der Herzog fällt auf den Boden, windet sich dort hin und her und schnappt keuchend nach Luft.
    »Wo ist die Frau?«, fragt Durand, der inzwischen wieder ganz angezogen ist.
    »Welche Frau?«
    »Die Frau, die bei uns war.«
    »Doktor Lombard? Sie ist mein Gast.«
    » Uns haben Sie nackt auf dem Boden dieses Raums gefesselt, und Adèle ist Ihr Gast? Ich verlange sie zu sehen, sofort.«
    Die Gutmütigkeit verschwindet aus Gesicht und Haltung des Bärtigen.
    »Sie haben gar nichts zu verlangen, Signor …«
    »Durand. Hauptmann Marc Durand von der Schweizergarde.«
    »Ich frage Sie, was Stalin, Hitler oder ein anderer großer Massenmörder einmal gefragt hat: Wie viele Divisionen hat der Papst?«
    »Genug, um mit allen seinen Feinden fertigzuwerden«, blufft Durand mit ausdrucksloser Miene.
    Gottschall streicht sich über den Bart.
    »Oh, natürlich. Ihr großer Papst Gelasius. Gelasius der Vierte, nicht wahr?«
    »Der Dritte.«
    »Ja, Gelasius der Dritte . Ein hübscher Name für einen Papst. Ich habe von ihm gehört, habe ich. Aber nur in Urbino, und erst gestern. Seltsam. Während meiner Reisen habe ich nur Geschichten über einen Papst gehört, den letzten. Über den Papst, der an dem Tag starb, als die Bomben fielen. Friede seiner Seele. Und dann … nichts mehr. Von einem Gelasius war nie die Rede. Auch nicht von einem Neuen Vatikan. Eure militärische Stärke muss also bezweifelt werden. Vielleicht existiert sie nur in eurer Fantasie.«
    »Haben Sie unsere beiden Geländewagen gesehen? Es sind nur Erkundungsfahrzeuge. Sie können Ihnen eine Vorstellung von unseren gepanzerten Kampfverbänden geben.«
    »O ja. Nicht schlecht, die Geländewagen. Ähnliche Behauptungen habe ich von den beiden Männern in der Tiefgarage gehört. Und wissen Sie, was ich Ihnen geantwortet habe? Ich habe gesagt: Na schön, dann hat der Vatikan bestimmt nichts dagegen, wenn ich ihm zwei einfache Erkundungswagen nehme, oder? Immerhin stehen Dutzende davon auf euren heiligen Parkplätzen.«
    »Machen Sie sich nicht über die Kirche lustig.«
    »Und machen Sie sich nicht über mich lustig, Hauptmann Durand. Weder Sie noch Ihre Männer, okay? Ich akzeptiere Ihr Wort, dass Sie Soldaten der vatikanischen Garde sind, beziehungsweise der Schweizergarde, oder wie auch immer man sie heute nennt. Bis zum Beweis des Gegenteils bin ich auch bereit zu glauben, dass dieser Mann ein Priester ist und zur Kongregation für die Glaubenslehre gehört, nicht zur Heiligen Inquisition, die seit Jahrhunderten nicht mehr existiert. Doch das genügt. Was den Rest betrifft, müssen Sie mich überzeugen, und ich sage Ihnen gleich: Ich bin nicht besonders leichtgläubig, okay? Und ein Dummkopf bin ich ganz gewiss nicht. Für jede Lüge, die ihr mir aufzutischen versucht, ist ein Preis zu zahlen. Ebenso für Rebellion, die völlig sinnlos ist.«
    »Wir sind viele«, wendet Durand ein.
    »Und ich bin allein. Stimmt. Aber ihr seid unbewaffnet, im Gegensatz zu mir.«
    Er drückt sich die Hand auf die Brust, und aus den Kunststoffbeulen auf den Schultern kommen zwei Uzi-Maschinenpistolen. Damit noch nicht genug. In den Händen des Riesen erscheinen wie durch ein Wunder zwei Trommelrevolver.
    »Nur um euch jeden Zweifel zu nehmen.«
    Durand sieht sich um.
    Dann blickt er Gottschall in die Augen.
    Es fällt uns schwer, auf den Beinen zu bleiben, denn der metallene Boden bleibt unter uns in Bewegung, wie der Rücken eines störrischen Tiers. Doch der Hauptmann steht still und unbewegt wie eine Statue.
    Zwischen den beiden Männern scheint ein besonderes Duell stattzufinden, bei dem es darum geht, wer als erster den Blick abwendet.
    Sie starren sich an.
    Niemand gibt nach.
    Eine heftige Erschütterung, wie ein wuchtiger Schlag von unten, wirft uns alle zu Boden.
    »Caliban, du verdammter Blödmann!«, donnert Gottschall.

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