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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Gestalt an der Decke gerichtet.
    Schließlich gelingt es Wenzel, den Fahrersitz zu erreichen, und ihm genügt ein Blick auf die Instrumente, um festzustellen, was es zu tun gilt. Er ringt mit dem Steuer, und irgendwie gelingt es ihm, das Fahrzeug zu stabilisieren und auf geraden Kurs zu bringen. Er lässt es langsamer werden, und nach einer Weile halten wir ganz an.
    Wir stehen auf und reiben uns die blauen Flecken.
    Der Lauf des Revolvers zeigt auf Wenzel, dann auf den Fahrer an der Decke und schließlich auf uns – Gottschall scheint nicht zu wissen, auf wen er zuerst schießen soll.
    In seinen Augen fehlt jede Vernunft.
    Durand entschärft die Situation.
    »Weg mit der Waffe, verdammt! Wollen Sie uns alle umbringen!«
    Gottschall runzelt die Stirn und scheint zu überlegen.
    Dann senkt er den Revolver, hebt den Blick und starrt Durand an. Seine Augen sind blutunterlaufen, aber der Wahnsinn in ihnen ist sanfter Gutmütigkeit gewichen. So hat es zumindest den Anschein. Ich halte es für besser, diesem Burschen nicht zu trauen.
    Der Bärtige bewegt sich zögernd und setzt langsam einen Fuß vor den anderen, wie jemand, der das Bett seit Tagen nicht verlassen hat. Er geht die aus Metall bestehende Treppe zum Fahrersitz hoch und streckt dort seine prankenartige Hand Wenzel entgegen.
    »Ich danke Ihnen für das, was Sie getan haben.«
    Wenzel drückt Gottschalls Hand nicht und beschränkt sich auf ein Nicken.
    »Ich bedauere, was geschehen ist. Es war ein Missverständnis. Die Soldaten der Kirche sind hier natürlich willkommen. Wenn ich etwas für Sie tun kann …«
    »Sie könnten meinem Kameraden den Kopf zurückgeben«, sagt Bune.
    Der schwarze Riese breitet die Arme aus. Es ist eine Geste der Hilflosigkeit.
    »Ich fürchte, das geht über meine menschliche Macht hinaus. Ich kann für die Seele eures Freundes beten, ihn aber nicht ins Leben zurückholen.«
    »Wer weiß, warum mich das nicht überrascht …«
    »Schnauze, Bune«, knurrt Durand und wendet sich an Gottschall. »Geben Sie mir den Revolver. Als Zeichen des guten Willens.«
    Die vom Wildwuchs des Bartes umgebenden Lippen formen ein Lächeln.
    »Das ist nicht nötig. Ihr könnt eure eigenen Waffen nehmen. Sie befinden sich in dem Schrank dort.«
    Er holt einen Schlüssel hervor und wirft ihn Bune zu, der rasch den Schrank öffnet.
    »Und du kannst herunterkommen. Ich tue dir nichts.«
    Die am Griff dicht unter der Decke hängende Gestalt lässt sich ohne eine weitere Aufforderung zu Boden fallen, als sei sie an die schnellen Stimmungswechsel des Riesen gewöhnt.
    Als sie vor uns steht, wird ihre Missbildung deutlich. Das Geschöpf ist nicht einmal anderthalb Meter groß. Der Kopf weist mehrere Buckel auf, und ein Auge ist halb unter einem Stirnauswuchs verborgen. Die Arme sind erstaunlich lang, fast so lang wie die der Wesen, denen wir auf der Straße von Torrita Tiberina begegnet sind. An diesen langen Armen ziehen sich Muskelstränge wie Lianen entlang.
    Der kleine Mann tritt wie reumütig vor Gottschall und verbeugt sich so tief, dass sein Kopf fast den Boden berührt. Dann wendet er sich noch immer wortlos an Durand und salutiert zackig.
    Anschließend eilt er die Treppe hoch und stützt sich dabei mit den Armen ab.
    Oben angekommen klopft er mehrmals auf Wenzels Rücken, bis der den Fahrersitz freigibt. Der kleine Mann nimmt wieder Platz und betätigt Hebel und Schalter, woraufhin sich das Fahrzeug – was auch immer es sein mag – wieder in Bewegung setzt, langsam diesmal, ohne schaukelnde Bewegungen.
    Der riesige, schreckliche Mann, der sich David Gottschall nennt, wischt sich den Schweiß ab, der ihm trotz der Kälte in diesem Raum von den Schläfen tropft. Erst jetzt, als ich Gelegenheit habe, ihn mir genauer anzusehen, stelle ich fest, dass er Rastalocken hat, jene Art von Flechtzöpfen, wie sie vor dem Tag des Leids auch bei Weißen in Mode waren.
    »Mit der Hilfe des Herrn ist es uns gelungen, die Gefahren der Straße zu meiden …«
    Vom Fahrersitz kommt ein ironisches Lachen.
    »… damit wir unsere heilige Mission erfüllen können. Aber eins nach dem anderen, meine Herren. Ich nehme an, ihr habt Hunger und Durst.«
    Durand schüttelt den Kopf.
    »Hören Sie mit diesem Unsinn auf. Ich möchte Doktor Lombard sehen.«
    »Wie Sie wünschen, Hauptmann. Ich habe nichts vor der Kirche zu verbergen. Eure Mission ist die meine. Mi casa es su casa. Das ist Spanisch, wissen Sie. Es bedeutet …«
    »Ich weiß, was es bedeutet. Bringen Sie mich jetzt

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