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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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»Jetzt komme ich hoch und reiße dir deinen Scheißkopf ab!«
    Mit einer affenartig agilen Bewegung springt der riesenhafte Mann fast zwei Meter weit und ergreift die unterste Sprosse einer Metallleiter, die von einer runden Luke in der Decke herabreicht. Flink klettert er hoch und verschwindet durch die Luke.
    Ich lege Durand die Hand auf die Schulter.
    »Es ist gut gegangen, aber du hast viel riskiert. Er hätte Moslem sein können …«
    »Nein, ich habe das Kreuz gesehen.«
    »Und wenn er Protestant gewesen wäre?«
    »War er nicht«, sagt Durand knapp.
    Dann sieht er Wenzel an, der ziemlich deprimiert zu sein scheint, vielleicht deshalb, weil er sich in der Tiefgarage von Urbino kampflos überwältigen ließ.
    »Was meinst du, Pauli? Folgen wir ihm?«
    »Scheint mir nicht besonders klug zu sein. Wir sind unbewaffnet.«
    »Und?«
    »Gehen wir. Ich schätze, wir haben gar keine andere Wahl.«
    Ohne dazu aufgefordert zu werden, faltet Wenzel die Hände zu einer Räuberleiter, damit Durand die Sprossen der Leiter erreichen kann. Nach dem Hauptmann kommen die anderen an die Reihe. Ich klettere als Letzter nach oben. Ich muss mich anstrengen, die Muskeln in meinen Armen protestieren, aber irgendwie schaffe ich es, mich Sprosse um Sprosse nach oben zu ziehen.
    Unter mir nimmt Wenzel einen kurzen Anlauf und springt.Sein Sprung ist nicht so eindrucksvoll wie der von Gottschall, erfüllt aber seinen Zweck.
    Nur der Herzog bleibt nackt und gefesselt auf dem Metallboden liegen.
    Als er merkt, dass außer ihm niemand mehr da ist, öffnet er die Augen und ruft:
    »Lasst mich nicht zurück! Nehmt mich mit! Sonst SCHREIE ich!«
    Wenzel seufzt, lässt sich fallen und landet auf dem Boden. Mit einigen Schritten ist er beim Herzog und versetzt ihm einen so heftigen Tritt an den Kiefer, dass ich das Knacken des Knochens höre. Anschließend stopft er ihm einen Lappen voller Ölflecken als Knebel in den Mund.
    »Nein, du schreist nicht«, brummt Wenzel, nimmt erneut Anlauf, springt, erreicht die unterste Sprosse, zieht sich nach oben und erreicht mich auf der Leiter – ich habe gezögert und das Geschehen beobachtet.
    »Weiter, Pater. Wir haben schon genug Zeit verloren.«
    Ein Stück weiter oben wird aus dem vertikalen Schacht ein horizontaler – er bietet gerade genug Platz, um hineinzukriechen. Ich kämpfe gegen Platzangst an, als ich im Dunkeln durch den horizontalen Tunnel krabbele, der kein Ende zu nehmen scheint. Dann endlich sehe ich weiter vorn Licht, höre aufgeregte Stimmen und einen Schrei.
    Wenzel hat es eilig und schiebt mich nach vorn. Wie ein Pfropfen aus der Flasche komme ich aus dem Tunnel, und auf allen vieren krieche ich an einem offenen Lüftungsgitter vorbei.
    Wir befinden uns auf einer metallenen Plattform, etwa drei Meter über dem Boden.
    Der Raum unter uns ist ziemlich groß, mindestens sechs mal sechs Meter, und taghell erleuchtet.
    Ich sehe genauer hin und stelle fest, dass es kein Raum ist, sondern die Kabine eines überaus seltsamen Fahrzeugs, dessen Ausmaße mir geradezu absurd erscheinen.
    Durch die breiten Fenster sehe ich etwas, das sich meinen Blicken schon lange nicht mehr dargeboten hat: eine im hellen Tageslicht vorbeigleitende Landschaft. Es ist ein graues Licht, von Schneeregen gefiltert, den der Wind an die Scheiben wirft.
    Der Fahrersitz weiter oben ist leer.
    Mit offenem Mund starre ich, während die Szene mit den Personen vor mir langsam einen Sinn ergibt. Gottschall hält einen seiner Revolver am Lauf und scheint mit der Waffe auf jemanden einschlagen zu wollen, der sich hinter dem Fahrersitz befindet.
    Gottschalls große Hand zieht eine Gestalt fort vom Sitz und zur Gummimatte auf dem Boden.
    Der Fahrer rollt wie ein Ball und kommt dann schnell wie ein Akrobat auf die Beine.
    »Komm her, du Mistvieh! Nimm deine gerechte Strafe in Empfang!«, brüllt Gottschall. Aber der Fahrer klettert an einer glatten Wand empor und hält sich an einem Griff zehn Zentimeter unter der Decke fest.
    » KOMM HERUNTER! GEHORCHE! «
    Die Gestalt gibt keine Antwort und klammert sich an den Griff.
    Gottschall zielt mit dem Revolver.
    »Ich zähle bis drei!«
    Plötzlich ruckt das Fahrzeug nach links, und wir alle verlieren den Halt.
    »Verdammter Idiot!«, ruft Wenzel, springt zu Boden und läuft zum Fahrersitz.
    Ich habe den Eindruck, dass wir im Kreis fahren, und dabei wackelt und schaukelt der riesige Wagen so sehr, dass ich seekrank werde. Gottschall liegt auf dem Boden, seinen Revolver auf die kleine

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