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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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zu Adèle Lombard. Sofort.«
    Wenn dies wirklich ein Fahrzeug ist, muss es das größte sein, das jemals erbaut wurde. Ich denke an die Bilder, die ich als Kind im Fernsehen gesehen habe, an die gewaltigen Laster der NASA , die die riesigen Saturn-Raketen zur Startrampe brachten. Aber von Cape Canaveral sind wir ein ganzes Stück entfernt …
    Wir gehen durch einen kurzen Korridor hinter der Fahrerkabine und erreichen einen großen leeren Bereich, der völlig schwarz ist, bis auf eine Darstellung an der Rückwand – sie zeigt Christus am Kreuz. Allerdings ist sie nicht in Gold wie das Zeichen an Gottschalls Rüstung, mit der er in den Palast des Herzogs gekommen ist. Das Bildnis ist vielmehr aus Holz geschnitzt, und das Kreuz steht aufrecht. Vor allem aber zeigt es einen Menschen und nicht eines der Wesen mit den langen Armen.
    Die Statue erscheint mir in jeder Hinsicht perfekt. Sie ist sehr realistisch, sogar unerträglich realistisch. Die Leiden Christi sind mit einer geradezu unglaublichen anatomischen Präzision dargestellt. Der Künstler hat jede einzelne Wunde mit medizinischer Detailtreue abgebildet, fast an Sadismus grenzend. Das Resultat: Die Gestalt am Kreuz weckt beim Betrachter nicht Mitleid, sondern Entsetzen.
    Gottschall gefällt mein Blick.
    »Das Holz stammt von einem echten Kreuz. Von dem Kreuz, an dem wir das Oberhaupt der Finsteren aufgehängt haben, nach der Vernichtung ihrer Brut.«
    Ich sehe ihn verwirrt an.
    »Finstere? Brut?«
    »Wie nennen Sie die Scheusale und ihre Gruppen?«
    Ich schüttele den Kopf. »Die Kirche hat keine Namen für sie.«
    »Für mich sind sie ›Finstere‹. Andere nennen sie Langarme oder Gedankenwürmer. Ich finde, der Name ›Finstere‹ gibt ihnen die Würde, die sie verdienen. ›Kreuzzug gegen die Finsteren‹ klingt besser als ›Kreuzzug gegen Gedankenwürmer‹, finden Sie nicht? Das Marketing ist noch nicht tot!«
    Er lacht zu laut und zu lange – es klingt fast wie ein Heulen.
    Zum Schluss schlägt er sich auf den Oberschenkel.
    »Gehen wir. Es wird Zeit, das Edelfräulein aus der Gefahr zu retten …«
    »Einverstanden«, schnaubt Durand. »Verlieren wir nicht noch mehr Zeit.«
    Doch ich habe noch eine Frage, die ich an diesen seltsamen Mann richte.
    »Was ist dies für ein Ort? Wo sind wir?«
    Gottschall kratzt sich am Kopf.
    »Ach? Habe ich euch das nicht gesagt? Habt ihr nie davon ge hört? Dies ist ›Die größte und schnellste Kirche Gottes auf Rädern‹, die einzige, authentische und unnachahmliche! Kommt, kommt, ich zeige es euch!«

24
    »DIE GRÖSSTE UND SCHNELLSTE KIRCHE GOTTES AUF RÄDERN«
    Als Adèle uns eintreten sieht, füllen sich ihre Augen sofort mit Tränen. Sie läuft Durand entgegen, und er schließt sie in die Arme, streicht ihr sanft übers Haar. Es ist schmutzig, aber der Hauptmann küsst es mit einer Zärtlichkeit, die mich überrascht.
    »Du zitterst«, flüstert er.
    Ich bin verlegen und komme mir in diesem kleinen Zimmer wie ein Eindringling vor. Der einzige Einrichtungsgegenstand, wenn man ihn so nennen kann, ist ein Eimer, der einen starken Uringeruch verströmt.
    »Ich habe befürchtet, dich nie wiederzusehen«, erwidert Adèle und drückt ihr Gesicht an den Kragen von Durands Uniform.
    »Ich lasse dich nicht allein. Ohne dich gehe ich nirgendwohin.«
    »Sprich weiter. Sag irgendetwas.«
    »Was hat er dir angetan? Hat er …?«
    Adèle schüttelt den Kopf.
    »Er hat mir nichts getan. Und jetzt bring mich bitte weg.«
    »Das mache ich, keine Sorge. Das mache ich.«
    Gottschall steht hinter uns und räuspert sich.
    »Ähm …«
    Durand dreht sich langsam um.
    »Was ist?«
    »Die Dinge sind nicht ganz so einfach«, sagt Gottschall. »Ich meine, ich würde euch gern gehen lassen, wenn man meinen Fehler bedenkt … und den ganzen Rest.«
    »Was ist ›der ganze Rest‹?«, fragt Adèle argwöhnisch.
    Durand schüttelt den Kopf. »Lass nur. Ich erkläre es dir später.«
    Sein Arm bleibt um Adèle geschlungen, als er sich Gottschall zuwendet.
    Wir anderen weichen instinktiv zurück, damit die beiden Männer einander gegenüberstehen können, der eine vor dem anderen.
    »Die Dinge sind nicht ganz so einfach? Was soll das heißen?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll, Hauptmann, aber …«
    »Aber was?«
    »Ihre beiden Geländewagen … Ich bin ein Diener Gottes, aber ich bin auch Händler. Die Bewohner von Urbino haben euch mir überlassen, euch und den Idioten von Herzog, und außerdem bekam ich noch das eine oder

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