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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Ihnen ›Die größte und schnellste Kirche Gottes auf Rädern‹. Hybridantrieb, Diesel und Methan. Vor allem Methan, in diesen Zeiten … Meine Kreatur, mein Stolz, mein Lebensinhalt. Wenn es noch so etwas wie Copyright gäbe, hätte ich den Namen eintragen lassen, denn er ist wunderbar. Wir sind der Panzerkreuzer des Herrn in den gefährlichen Wassern des Lebens. Wir sind die Waffe des Allmächtigen, Seine Hand an jenem Schwert, das Er gegen alle Verdorbenen und Ungläubigen führt.«
    Gottschalls Augen leuchten begeistert.
    Er breitet die Arme aus und singt aus vollem Hals auf Deutsch ein von Martin Luther geschriebenes Lied: Ein feste Burg ist unser Gott.
    Für einen Moment bin ich versucht, ihn übers Geländer zu stoßen.
    Doch dann bemerke ich Durands Blick und verstehe seine unausgesprochene Botschaft.
    Noch nicht.
    Nicht hier.
    Ich blicke mich um.
    Meine Augen können sich einfach nicht sattsehen an dieser Landschaft, die vor dem Tag des Leids öde und deprimierend gewesen wäre.
    Aber jetzt nicht.
    Jetzt nicht.
    So viel Platz um mich herum und so viel Himmel über mir … Ich habe das Gefühl, als könnten mir jeden Moment Flügel wachsen, die mich aufsteigen lassen und bis zum fernen Horizont tragen, zum Meer und zum Land jenseits des Meers, wo ich aufgewachsen bin und meine Familie zurückgelassen habe.
    Am liebsten hätte ich die Gasmaske abgenommen und die fri sche Luft des Tages tief eingeatmet und mit ihr das Licht der Sonne jenseits der Wolken. Auch wenn die Luft mich vergiftet und das Sonnenlicht mich verbrannt hätte – ich wäre glücklich gestorben.
    Ich fühle mich eins mit allem, was mich umgibt.
    Mir fallen Worte ein, die ich in jungen Jahren gelesen habe. Sie stammen von Pierre Teilhard de Chardin, der mit dem Pferd die Steppe Asiens durchquerte und dabei in mystischer Ekstase Die Messe über die Welt niederschrieb:
    »Herr, da ich wieder einmal nicht in den Wäldern der Aisne, sondern in der Steppe Asiens, weder Brot noch Wein, noch Altar habe, will ich mich über die Symbole bis zur reinen Majestät des Wirklichen erheben und Dir, als Dein Priester, auf dem Altar der ganzen Erde die Arbeit und die Mühsal der Welt darbringen.
    Die Sonne erhellt gerade dort hinten den äußersten Zipfel des ersten Aufgangs. Wieder einmal erwacht in dem sich bewegenden Feld ihrer Lichter die lebende Oberfläche der Erde, sie erzittert und beginnt ihre erschreckende Mühe. Ich lege auf meinen Abendmahlsteller, mein Gott, die erwartete Ernte dieses neuen Bemühens. Ich gieße in meinen Kelch den Saft all der Früchte, die heute zerdrückt werden …«
    Ein plötzlicher Schlag auf den Arm reißt mich aus meinen Träumen.
    »Kommen Sie, Pater. Wir sind schon zu lange draußen.«
    Während mich Gottschalls Hände ins Innere des Fahrzeugs zurückziehen, versuchen meine Augen, etwas vom Licht des Tages mitzunehmen, und vom Schmerz, den ihnen die kleinen kalten Kristalle in der Luft verschaffen.
    Dann schließt sich die schwere Luke wie der Deckel eines Grabs über mir.
    Gottschall schraubt eine Feldflasche auf und trinkt einen Schluck, bevor er sie Durand reicht.
    »Ich habe dieses Prachtexemplar in einem Steinbruch in den Apuanischen Alpen gefunden. In meinem früheren Leben, bevor Gott mich rief, bin ich Bildhauer gewesen. Meine Werke sind im Museum of Modern Art und im Guggenheim-Museum von Bilbao ausgestellt worden. Ich habe mit Marmor gearbeitet. Als die Welt zum Teufel ging – bitte entschuldigen Sie den Ausdruck, Pater –, war ich in den Bergen, um einen Block für mein nächstes Werk auszuwählen, einen triumphierenden Christus. Wir haben die Meldungen im Radio gehört und die Explosionsblitze in der Ebene gesehen. Fast ein Jahr lang sind wir oben in den Bergen geblieben und haben in einer tiefen Höhle Zuflucht vor der Strahlung gesucht. Wir hatten Wasser, und zu essen gab es genug, denn die Wälder waren voller Wild. Uns war klar, dass unten in der Ebene alles hinüber sein musste, denn es kam nur noch Rauschen aus dem Radio. Wir sahen die Satelliten über uns ihre Bahnen ziehen, denn die Nächte wurden immer dunkler und zeigten mehr Sterne als je zuvor. Das war, bevor die Wolken kamen.
    Nach einem Jahr gingen unsere Vorräte zur Neige, und Tiere im Wald wurden immer seltener. Außerdem hatten wir kaum noch Patronen. Fünf von uns, von insgesamt zwölf, brachen auf, um zu sehen, was von der Welt noch übrig war. Wir hatten diesen Laster, der damals natürlich noch nicht so aussah wie heute, aber wir

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