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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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andere. Dafür erwarteten die Leute natürlich eine Gegenleistung …«
    »Sie haben ihnen unsere Hummer gegeben?«
    Gottschall hebt und senkt die breiten Schultern.
    »Wir brauchen die Wagen!«
    »Ich weiß, ich weiß!«
    »Bringen Sie uns zurück. Zurück nach Urbino.«
    Der Bart des riesenhaften Mannes gerät in Bewegung, als er auf der Unterlippe kaut.
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich.«
    »Und warum?«
    »Weil eine Übereinkunft getroffen wurde. Ich muss mich an die Verträge halten; andernfalls wäre mein kommerzieller Ruf dahin, und das kann ich nicht zulassen. Mein Kreuzzug ist zu wichtig.«
    »Ihr verdammter Kreuzzug ist mir schnuppe. Bringen Sie uns zurück!«
    »Beruhigen Sie sich, Hauptmann.«
    Gottschalls Augen verändern sich ständig. Es ist wie bei einem in ihnen ablaufenden Zeitrafferfilm: Schläue und Aufrichtigkeit, Reue, Hass und andere Emotionen … Sie wechseln so schnell, dass einem schwindelig werden könnte.
    »Ich dachte, Ihre Mission besteht darin, Venedig zu erreichen.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt? Woher wissen Sie das?«
    »Welche Rolle spielt es? Ist das Ihre Mission oder nicht?«
    »Und wenn es so wäre?«
    »In dem Fall wären Sie an Bord dieses Fahrzeugs nicht nur sicherer, sondern auch schneller unterwegs als mit Ihren beiden Geländewagen.«
    Durand denkt eine Weile über diese Worte nach.
    »Wer sagt uns, dass wir nach Venedig fahren? Oder wo auch immer sich unser Ziel befindet?«
    »Wenn Sie nicht zum Mars wollen …«
    »Ich weiß noch immer nicht, was es mit diesem Fahrzeug auf sich hat. Würden Sie es mir bitte erklären?«
    »Sie brauchen nur danach zu fragen.«
    »Was ich gerade getan habe.«
    »Kommen Sie. Es ist leichter, wenn ich es Ihnen zeige.«
    Wieder in der Fahrerkabine klettern wir eine Leiter hoch, die Gottschall von der Decke herunterkommen lässt.
    »Nach draußen«, sagt er schlicht.
    »Wir sollen nach draußen? «, fragt Durand ungläubig.
    »Natürlich.«
    »Es ist Tag!«
    »Nur ein paar Minuten«, sagt Gottschall. »Bedeckt euch gut. Und setzt die Atemmasken auf.«
    Er klettert als Erster hoch, und Durand folgt ihm.
    Dann komme ich an die Reihe.
    »Nur wir drei«, betont Gottschall. »Auf der Plattform ist nur für drei Personen Platz.«
    Die metallene Leiter führt zu einer Luke wie an Bord eines Unterseebootes. Sie muss mindestens hundert Kilo wiegen, aber Gottschall hebt sie mühelos an. Sofort bläst kalter Wind Schnee herein. Ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt, als ich den Kopf hinausstrecke.
    Das Licht ist grausam. Es mag von den dichten grauen Wolken und einem Schleier aus wirbelnden Schneeflocken gedämpft sein, aber es schmerzt in meinen Augen, die seit zwanzig Jahren Düsternis gewohnt sind. Was ich für einen langen Moment sehe, scheint völlig absurd zu sein: ein gewaltiger schwarzer Wal scheint zwischen den schneebedeckten Hügeln gestrandet zu sein. Dann bewegt sich der Wal, wie mit unter der dunklen Haut zitternden Muskeln. Es ist ein toter Wal, begreife ich, ein Kadaver, von einer unbekannten, bösen Energie zu scheinbarem Leben erweckt – der größte lebende Tote, den die Welt je gesehen hat.
    »Gefällt Ihnen mein Geschöpf?«, ruft Gottschall, um das Heulen des Winds zu übertönen. Die Atemmaske vor seinem Gesicht verzerrt die Stimme ein wenig und gibt ihm das Erscheinungsbild eines Schweins.
    Er hat die Hände ums metallene Geländer geschlossen, stolz wie ein Kapitän auf der Brücke seines Schiffes. Und plötzlich wird mir klar, wo wir sind.
    Wir stehen auf einem riesigen Lastwagen. Auf dem größten Lastwagen, den es je gegeben hat, groß genug, um Godzilla zu transportieren. Und der schwarze Wal ist ein gewaltiger, mit Gas gefüllter Beutel, vergleichbar mit dem, der die Stazione Aurelia mit Energie versorgte. Das Gas in jenem Beutel ist es, das den kolossalen Lastwagen bewegt. Ein Biogas-Antrieb. Ich hätte gedacht, dass so etwas höchstens für einen Kleinwagen taugt, aber ganz offensichtlich lässt sich diese Technik auch bei größeren Fahrzeugen einsetzen.
    Der Laster ist mindestens zwanzig Meter lang, mit Rädern größer als ein Mensch. Er zieht einen Anhänger hinter sich her, der ebenfalls gewaltig ist und auf dem sich der gewaltige Gasbeutel befindet.
    Zugmaschine und Hänger bewegen sich auf den Resten einer alten Straße, mit einer Geschwindigkeit, die mir unglaublich erscheint. Mindestens einen Meter tiefe Spuren bleiben hinter ihnen zurück.
    »Meine Herren«, verkündet Gottschall, »ich präsentiere

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