Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
Vom Netzwerk:
die Bilder. Ein Kind hat versucht, ein Tier zu malen, das wahrscheinlich eine Katze sein soll. Aber die Proportionen sind verkehrt, und die Farbe, ein schmutziges Gelb, passt ebenfalls nicht.
    Ich schüttele den Kopf.
    »Ob Gott uns jemals vergeben kann?«
    »Ich weiß nicht, Pater. Mit diesen Dingen kennen Sie sich besser aus.« Er siezt mich wieder, stelle ich fest.
    »Ich habe mich einmal damit ausgekannt«, erwidere ich leise. »Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.«
    Wir gehen eine Etage tiefer und betreten die Krankenstation der Festung, die noch sauberer ist als die anderen Räume. Die wenigen Arzneien und medizinischen Instrumente, die der Gemeinschaft zur Verfügung standen, tragen Etiketten und werden in einem abgeschlossenen Schrank aufbewahrt.
    Die Glasscheiben des Schranks sind zerbrochen.
    »Wir haben die Schlüssel nicht gefunden«, entschuldigt sich Wenzel. Er sitzt neben Bunes Bett.
    Bune sieht schlecht aus. Unter seiner bleichen, fast farblosen Haut zeichnen sich die Knochen ab. Die Wangen sind eingefallen.
    »Was habt ihr ihm gegeben?«
    Wenzel schüttelt den Kopf.
    »Nichts. Wir haben nichts gefunden.«
    Der Schrank enthält nur leere Schachteln.
    Aspirin, Antibiotika, Verbandsmull …
    Nur leere Schachteln.
    »Können Sie einige Worte für ihn sprechen, Pater?«
    »Ja. Wo ist der Hauptmann?«
    Wenzel zuckt die Schultern. Das ist so untypisch für ihn, dass ich fast bestürzt bin. Wenn Feldwebel Wenzel aufgibt, so bedeutet das, dass wir wirklich mies dran sind.
    Vielleicht gibt das den Ausschlag.
    Ich streife den eigenen Kummer ab.
    »Ich muss mit Durand reden. Bin gleich wieder da.«
    »In Ordnung.«
    Ich eile durch leere Flure, begleitet vom Echo meiner Schritte.
    Durand befindet sich im Erdgeschoss. Er sitzt dort in der Eingangshalle, mit einer Kalaschnikow auf den Knien, und starrt durch die aufgesprengte Tür nach draußen. Eine Taschenlampe liegt eingeschaltet auf dem Boden, und ihr Schein fällt ins Schneetreiben, erzeugt dort einen Tanz aus Licht und Schatten.
    Normalerweise wäre es viel zu riskant, die Tür offen zu lassen. Aber Durand scheint darauf zu warten, dass jemand – oder etwas – hereinkommt.
    »Hauptmann …«, sage ich leise und nähere mich ihm.
    Durand reagiert nicht.
    »Es ist kalt hier.«
    Er bleibt stumm.
    »Bleiben Sie nicht hier unten. Kommen Sie mit nach oben.«
    Die Stimme, mit der Durand schließlich antwortet, ist rau, als hätte sie das Sprechen verlernt.
    »Hier geht es mir gut.«
    Ich setze mich neben ihn. Der Boden ist eiskalt.
    »Na schön. Dann bleibe ich ein bisschen hier bei Ihnen.«
    Er sieht mich an. Sein Blick ruht lange auf mir.
    »Ich dachte, wir wären beim Du.«
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Ich denke … Ich denke, ich muss mit Hauptmann Durand von der Schweizergarde sprechen.«
    »Das bin ich.«
    »Nein. Der Hauptmann Durand, den ich kenne, würde hier nicht sitzen und ins Leere starren. Nicht solange es eine Mission durchzuführen gilt.«
    »Derzeit ist Hauptmann Durand nicht da. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signal.«
    Er lächelt.
    Erst Wenzel, und jetzt auch er.
    Wir sind am Ende.
    Ich habe nur noch einen Trumpf in der Hand.
    »Auf was wartest du hier unten, allein?«, frage ich und gehe wieder zum Du über.
    »Auf eine Frau. Weißt du, wie das ist, auf eine Frau zu warten?«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    Er dreht den Kopf und sieht mich erneut an.
    »In Adèle habe ich die Frau meines Lebens gefunden. Eine Frau, die ich lieben und beschützen konnte, für die ich das Leben war. Und jetzt ist sie …«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Die Stimme in meinem Kopf, die Stimme jenes Wesens … Hast du sie ebenfalls gehört? Sie hat Adèle böse genannt.«
    Ich nicke.
    »Adèle war nicht böse, sondern kompetent, auf Zack. Sie tat, was sie für richtig hielt. Bei ihren Untersuchungen forschte sie nach einer Möglichkeit, die Veränderungen zu unserem Vorteil zu nutzen.«
    »Wovon sprichst du da?«
    »Hat sie dir nicht ihr Laboratorium gezeigt? Nein? Schade. Sie stand bei ihrer Arbeit kurz vor einem Durchbruch. Adèle glaubte fest daran, dass die Wissenschaft eine wichtige Rolle bei der Rettung unseres Planeten spielen kann. Aber du hast ja gesehen, was passiert ist. Gottschall hat sie umgebracht! Es war ihr gelungen, die Aufzeichnungen ihrer Arbeit in der Stazione Aurelia in Sicherheit zu bringen. Aber jetzt gibt es sie nicht mehr. Ich habe gesehen …«
    Durand unterbricht sich, als wollte er auf diese Weise grässliche

Weitere Kostenlose Bücher