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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Erinnerungen zurückhalten.
    »Ich habe den Ort gesehen, wo der Irre sie gefoltert hat. In einer Ecke lag ein großer Haufen Asche. Und die beiden Taschen, die Adèle mitgenommen hat. Alle ihre Aufzeichnungen sind verbrannt. Jahre der Arbeit, einfach ausgelöscht. Das muss die schlimmste Folter für sie gewesen sein.«
    »Adèle ist tot, Marc.«
    »Ach, jetzt bin ich Marc? Brauchst du den Hauptmann nicht mehr?«
    »Ich hoffe, dass Marc und der Hauptmann wieder zusammenfinden. Ich brauche sie beide für meine Mission.«
    Durand winkt und schnaubt.
    »Deine Mission … Die Mission ist erledigt. Vergiss sie, mon ami . Wir sind zu wenige. Warum, glaubst du, habe ich so getan, als hätte ich Gottschalls Versprechen geglaubt, uns nach Venedig zu bringen? Weil wir ohne seinen verdammten Laster nicht einmal eine Meile weit kommen, wenn wir dieses Gebäude verlassen. Und Venedig ist noch immer weit weg. Wenn es da oben überhaupt noch etwas gibt.«
    »Wenn wir die Reise nach Venedig nicht fortsetzen … Was machen wir dann?«
    »Ich warte. Du kannst tun, was dir gefällt. Oh, fast hätte ich es vergessen … Ich habe ein Geschenk für dich.«
    »Was sagst du da?«
    »In der Ecke dort. Extra für dich.«
    Ich folge Durands Blick, kann in der Düsternis aber nichts erkennen.
    Ich stehe auf und nähere mich der Ecke.
    Dort angekommen schneide ich eine Grimasse. Ein stinkender Haufen Scheiße liegt dort.
    Ich will mich umdrehen, als ich etwas Glänzendes in dem Haufen bemerke.
    »Mit bloßen Händen, John! Mit bloßen Händen musst du ihn nehmen!«
    Durands Stimme klingt wie die eines Betrunkenen.
    Es gibt nichts, womit ich den Haufen aus Exkrementen bewegen könnte. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als die Hand auszustrecken.
    Ich überwinde den Ekel.
    Denn ich glaube zu wissen, was dort liegt.
    Mit Daumen und Zeigefinger ziehe ich den Ring des Papstes aus der Scheiße. Den Ring des Fischers.
    »Ich hatte keine Gelegenheit, ihn Adèle zu geben. Der Ring sollte mein Verlobungsgeschenk sein. Jetzt gehört er dir. Nicht dass ich mich mit dir verloben wollte, aber ich brauche ihn nicht mehr. Er kann zu deiner Kirche zurückkehren. Mit Wasser und Seife gewaschen ist er wie neu. Magensäfte greifen kein Gold an. Bis dahin … Hier, nimm. Wickel ihn darin ein.«
    Durand gibt mir ein Taschentuch, und ich lege den Ring hinein. Meine Hand zittert, als ich sein Gewicht fühle und an die symbolische Bedeutung dieses Rings denke.
    »Ich habe ihn geschluckt, als wir gefangen genommen wurden«, erklärt Durand. »Ich wusste, dass man uns alles abnehmen würde, und ich wollte nicht, dass Gottschall oder seine Leute den Ring entdecken. Zufrieden? Er ist eins der wichtigsten Symbole deiner Religion.«
    Ich schüttele den Kopf. »Nicht meiner Religion, sondern der Rituale der Kirche. Religion ist eine andere Sache. Wie hast du ihn bekommen?«
    »Was glaubst du?«
    »Er kann nur von der Hand des Papstes stammen.«
    »Das war nicht schwer zu erraten, oder? Ich habe gesehen, wie du ihn beim Essen in der Stazione Aurelia angestarrt hast. Ich gebe zu, ich habe ein bisschen mit dir gespielt, so wie die Katze mit der Maus. Ich wollte herausfinden, wie lange du der Versuchung widerstehen kannst, mich zu fragen, woher ich ihn habe. Kompliment. Du hast alle meine Erwartungen weit übertroffen.«
    »Woher hast du den Ring, Marc?«
    Der Hauptmann senkt den Kopf. Eine Zeit lang verharrt er in dieser Haltung, und als er den Kopf wieder hebt, liegt ein ironisches Lächeln auf seinen Lippen.
    »Ich habe dir erzählt, dass ich mich am FUBARD in den Vatikanischen Museen aufhielt. Du weißt, wie mich Kardinal Albani und seine Eskorte an jenem Tag gerettet haben und wie ich Tommaso Guidi kennenlernte, der mein Lehrer werden sollte …«
    Was du nicht weißt, und was ich bisher niemandem erzählt habe, ist, wie ich in den Besitz des Rings gekommen bin.
    Als wir die Ruinen der Sixtinischen Kapelle verließen – ein Labyrinth aus Zimmern, Kammern und langen Korridoren, mit Gobelins an den Wänden und einer Pracht, über die Jesus entsetzt gewesen wäre –, forderte uns Tommaso auf, schneller zu gehen und nicht stehen zu bleiben. Albani schien dem Zusammenbruch nahe zu sein. Er war noch korpulenter als heute, wenn auch zwanzig Jahre jünger. Aber er konnte einfach nicht mehr, und ich hatte schrecklichen Durst. Meine Kehle war vollkommen trocken vom Mörtelstaub in der Luft, und deshalb fragte ich Guidi, ob ich irgendwo etwas trinken könnte.
    Albani bat ebenfalls

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