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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Durand hinzu. Eine zweite Suche beginnt, bei der Durand, Wenzel und Diop neuen Eifer zeigen.
    Wenige Minuten später stößt Diop einen triumphierenden Schrei aus und hebt einen Aktenkoffer.
    Ich erkenne ihn. Diesen Aktenkoffer habe ich schon einmal gesehen. Durand hat ihn bei der Metro-Station EUR Fermi erhalten, von dem Mann im orangefarbenen Overall und mit der doppelläufigen Flinte.
    »Öffne ihn«, sagt der Hauptmann.
    Diop hantiert eine Weile am Schloss herum. Schließlich holt er sein Messer hervor.
    Der Deckel des Aktenkoffers springt auf.
    Durand sieht sich den Inhalt an.
    »Alles klar. Die Codes sind in Ordnung. Wir können unsere Mission erfüllen«, sagt er zufrieden und wendet sich von mir ab.
    Ich will ihn fragen, von welcher Mission er spricht.
    Doch plötzlich fühle ich den Lauf einer Waffe im Rücken.
    »Seien Sie so gut und legen Sie die Kalaschnikow auf den Boden, Pater.«
    Wenzel spricht höflich wie immer, aber auch mit Nachdruck.
    Ich komme der Aufforderung nach und hebe dann die Hände.
    »Sperr ihn hinten in eine der Kammern, Pauli. Wir kümmern uns später um ihn.«
    Durand dreht sich zu mir um.
    »Wenigstens einer von uns kann seine Mission durchführen. Leider ist es nicht dieselbe. Lass ihn schlafen, Pauli.«

31
    WOHIN FLIEGEN WIR?
    Mal schlafe ich, mal nicht.
    Bevor man mich in eine der Kammern gesperrt hat, musste ich Pillen schlucken, und Diop gab mir eine Spritze in den Arm.
    Anschließend habe ich das Bewusstsein verloren.
    Und bin hier erwacht.
    Es müssen Tage vergangen sein, denn ich fühle mich unglaublich schwach.
    Und ich habe diese Visionen.
    Es gibt Zeichen an der Mauer. Sehen kann ich sie nicht, denn es herrscht völlige Finsternis. Ich kann sie auch nicht fühlen, denn meine Hände sind taub. Trotzdem nehme ich sie irgendwie wahr.
    Wie, weiß ich nicht.
    Mit einem Sinn, von dessen Existenz ich bisher nichts ahnte.
    Die Zeichen erzählen mir von der Person, die in dieser Kammer schlief.
    Ich empfange ihre Gedanken.
    Kalt kalt kalt
    Hunger
    Im letzten Ort gab es nichts
    Das hat der Prophet gesagt
    Wir müssen die Anzahl der Münder verringern
    Leicht reisen
    Er lässt das Los entscheiden
    Bei mir … lang
    Elena hat den Kürzeren gezogen
    Sie bringen sie nach draußen
    Heute Abend essen wir
    Ich wende die Gedanken von der Mauer ab, vom Rot, das die Erinnerungen befleckt.
    Wie lange bin ich schon hier? Keine Ahnung.
    Es geht mir nicht mehr schlecht. Ich weiß nicht, was in den Pillen steckt, aber es geht mir nicht mehr schlecht.
    Oder vielleicht war es die Spritze.
    Was auch immer der Grund sein mag, ich habe das Gefühl zu schweben.
    Leib und Blut Christi …
    Gottschalls Stimme, durch die Ohren des Mannes, der hier schlief.
    Es ist eine schmierige Stimme.
    Nehmt sie und esst sie alle …
    Hör nicht auf ihn.
    Die klare, reine Stimme einer Frau.
    Sie durchdringt den roten Nebel der Zeichen. Wie Sonnenschein löst sie ihn auf.
    Im Bewusstsein scheint sich ein Korridor zu öffnen.
    Wie in dem alten Film Die Bibel , als ein Wunder geschah und sich die Wasser des Roten Meeres für Moses teilten.
    Die Dunkelheit teilt sich, und im immer breiter werdenden Korridor aus blauem Licht nähert sich mir eine Gestalt aus der Ferne.
    Es dauert eine Ewigkeit, obwohl die Gestalt so nahe ist, dass ich ihr Gesicht erkennen kann. Doch in diesem Traum – und es muss ein Traum sein – habe ich endlose Geduld und empfinde das Warten nicht als Last.
    Ruhe erfüllt mich, ein Frieden, wie ich ihn nie zuvor gefühlt habe.
    Die in Blau gekleidete Frau, Alessia, lächelt. Die Augen sehe ich nicht im Schatten der Kapuze, aber ich weiß, dass sie groß und klug sind.
    Im einen Moment ist sie noch weit entfernt, und im nächsten steht sie vor mir. Sie hebt die Hand, und ihre Finger streichen mir über die Stirn, weich wie Rosenblätter. Wie die Hände meiner Mutter, wenn ich Fieber hatte.
    »Hör nicht auf die Stimmen. Komm mit mir.«
    »Mit dir? Wohin? Ich kann nicht einmal aufstehen.«
    »Doch, das kannst du. Aber vorher müssen wir eine Vereinbarung treffen.«
    »Eine Vereinbarung?«
    »Du musst mir schwören, dass du nicht sofort urteilst, sondern zuerst zu verstehen versuchst. Und dass du vor dem Versuch zu verstehen deinen Geist öffnest.«
    »Das ist nicht viel. Und was bekomme ich dafür?«
    »Die Wahrheit, nehme ich an. Die Wahrheit ist eine Straße.«
    Alessias Hand berührt meine.
    Ich spüre, wie sich mein Körper aufrichtet. Obwohl es unmöglich ist und nicht mehr genug Kraft in mir

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