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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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uns auf. Im Schnee rutscht der Schlitten hin und her, und ich habe Mühe, ihn unter Kontrolle zu bringen.
    Die anderen Motorschlitten – zwei vor und einer hinter uns – schalten die Scheinwerfer ein, und ich folge ihrem Beispiel. Ein Tunnel aus Licht reicht plötzlich durch die Finsternis, ein Tunnel, der sich bewegt, und an seinem Rand erscheinen: von Schnee bedeckte Autos, Mauern und Schutthaufen, denen ich mit wachsender Begeisterung ausweiche. Es fühlt sich unglaublich an, wieder schnell zu sein. An dem Tag, als die Welt zerbrach, haben wir auch die Geschwindigkeit verloren. Es ist ein fantastisches Gefühl. Ich scheine über den Schnee zu fliegen, und das Licht, das der starke Scheinwerfer nach vorn wirft, ist wie eine Klinge, die die Dunkelheit zerschneidet. Das Pfeifen der am Helm vorbeiströmenden Luft und das Heulen des Motors sind wie Musik. Unser Lärm und das Licht kommen einer Herausforderung gleich, die wir dem Bösen entgegenschleudern, das uns umgibt und uns packen möchte: lange, schnelle Schatten; Grässliches, das in all den Löchern lauert, die einmal Türen oder Fenster gewesen sind. Wir rasen durch die Nacht, vorbei an möglichen Gefahren, und wirbeln im Licht der Scheinwerfer funkelnde Schneewolken auf. Die Dunkelheit, der Gestank unserer Refugien, die Furcht, die uns auch dorthin begleitet, wo wir uns vor dem Draußen verkriechen … Das alles wird von dem Adrenalin fortgespült, das unsere Herzen viel schneller schlagen lässt.
    Ich höre eine Stimme, einen Freudenschrei, und erst einige Sekunden später wird mir klar, dass dieser Schrei von mir stammt. Bitka hinter mir antwortet mit einem lauten Juchzen.
    Einem Beobachter müssen wir wie eine Horde aus der Hölle erscheinen: acht Männer, die schreiend auf metallenen Ungetümen reiten.
    Hinter uns schließt sich die Dunkelheit schnell und verbirgt unsere Spuren.
    Die Finsternis verschlingt uns.

7
    DAS SIEGEL DES FISCHERS
    Ich habe die Stadt Rom vor der Katastrophe nicht besonders gut kennengelernt, und deshalb beeindrucken mich die Trümmer nicht allzu sehr. Der Rausch der Geschwindigkeit entschädigt mich für die Trostlosigkeit der Gegend, durch die wir fahren, schnell wie der Wind.
    Wir folgen größtenteils dem Verlauf der Straßen, die relativ frei von Schutt und Autowracks sind. Nirgends sehen wir Anzeichen von Leben. Die Stadt ist finster und tot.
    Genauso gut könnten wir auf der dunklen Seite des Mondes sein.
    Jegor Bitka gibt mir einen Klaps auf die Schulter und deutet dann auf eine finstere Masse rechts von uns.
    »Das Krankenhaus Sant’Eugenio!«, ruft er mir ins Ohr.
    Ich weiß nicht, was er mir damit sagen will.
    Fünf Minuten später hält der Motorschlitten ganz vorn in einem kleinen Schneesturm an.
    Durand schaltet den Motor aus.
    »Warum halten wir an?«, frage ich Bitka.
    Er hebt den Zeigefinger vor den Mund.
    Stille herrscht.
    Die Männer halten ihre Maschinenpistolen bereit und starren mithilfe ihrer Nachtsichtvisiere in die Dunkelheit.
    Zehn Minuten vergehen.
    Nach und nach erkenne ich mehr von der Umgebung. Im grünlichen Nebel erscheinen einige geometrische Formen, deren Entfernung ich kaum abschätzen kann. Dann wird mir klar: Es sind Gebäude, von denen uns etwa ein halber Kilometer trennt.
    Eine kleine Gestalt nähert sich.
    Als sie nur noch hundert Meter entfernt ist, hebt sie den Arm zum Gruß.
    »Wir haben die Station vor einem Jahr entdeckt«, sagt Diop. »Feldwebel Wenzel und ich haben einen Bergungstrupp begleitet, der sich in dem Krankenhaus umsehen sollte, an dem wir vorhin vorbeigekommen sind. Das Sant’Eugenio. Wir wussten nicht, dass auch die EUR -Leute eine Gruppe dorthin geschickt hatten.«
    Das römische Stadtviertel EUR ist während der Zeit des Faschismus erbaut worden, für die Weltausstellung des Jahres 1942. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hat die Fertigstellung verhindert. Und zur Weltausstellung kam es natürlich auch nicht. Doch das unvollendete Viertel blieb, mit seiner neoklassizistischen Architektur wie zum Beispiel dem »Palazzo della Civiltà italiana«, dem »Palast der italienischen Zivilisation«, auch »quadratisches Kolosseum« genannt.
    »Wir sahen uns die Keller an«, fährt Diop fort, »als wir plötzlich auf einen Trupp wie den unseren stießen. Wir wollten schon schießen, doch die anderen waren so vernünftig, die Hände zu heben. Sie waren weniger als wir und hatten nur Messer. Und keine Atemmasken.«
    Es muss seltsam gewesen sein, sich nach einer solchen Begegnung

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