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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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der Ausgrabungsstätte auf, rollte sich dort zusammen und schlief drei Tage, während oben die Pinien brannten und sich die ganze Welt in dunkle Giftwolken hüllte. Als er erwachte, ging er in den Raum mit den alten Inschriften und kopierte sie, Zeile für Zeile. Da er kein Papier hatte, auf das er schreiben konnte, und da er ganz sicher sein wollte, jene Worte nicht zu verlieren, tätowierte er sich mit ihnen, mit einem Messer und Tinte, die er aus einem zerbrochenen Kugelschreiber gewann. Drei Tage brauchte er dafür, und am Ende des dritten Tages war sein Körper überall dort, wo ihn die Hand erreichen konnte – mit Ausnahme des Gesichts – von griechischen Buchstaben bedeckt. Nackt, blutig und von Fieber geschüttelt verließ er die Gewölbe und machte sich auf den Weg nach Rom. So fanden ihn zwei andere Überlebende, gaben ihm zu trinken und zu essen und nahmen ihn mit, fasziniert von den vielen Schriftzeichen an seinem Körper. Er flehte sie an, die Buchstaben auf Papier zu kopieren, zeigte ihnen die Worte, mit denen sie beginnen sollten. Sie erklärten sich einverstanden. Als sie fertig waren, gingen sie und ließen ihn fiebrig in einem leeren Haus zurück. Dort blieb er drei Tage und drei Nächte, ohne etwas zu essen oder zu trinken. Dann brach er auf und wanderte wie in Trance nach Rom.
    »Wir fanden ihn, die Füße blutig, der Körper voller dünner Narben in der Form von griechischen Buchstaben. Wir nahmen ihn in unsere Gruppe auf, und so wurde aus dem Archäologen Bune ein Soldat. Unterschätzen Sie ihn nicht, Pater. Er ist ein guter Kämpfer und ein Freund, der Vertrauen verdient. Und er ist sehr intelligent. Der Rest ist Pose, eine Maske. Seine Art und Weise, mit der Realität fertigzuwerden. Lassen Sie sich davon nicht täuschen.«
    »Es fällt mir noch immer schwer zu glauben, dass Bune einmal Archäologe gewesen sein soll«, sage ich.
    Durand schüttelt langsam den Kopf.
    »Fällt es Ihnen leichter, sich Karl Bune als Priester vorzustellen? Denn auch das war er einmal. Ein Priester wie Sie. Manchmal sind die Dinge anders, als sie zu sein scheinen. So steht es doch auch in Ihrer Bibel, nicht wahr? Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort …«
    »Ich dachte, es wäre auch Ihre Bibel. Wie dem auch sei … Was stand an der Mauer geschrieben? Was hat sich Bune in die Haut geritzt?«
    Der Hauptmann antwortet nicht. Er sieht mich an und lächelt.
    »Vertrauen Sie Gott. Und denken Sie daran, gelegentlich das Dosimeter zu kontrollieren.«
    Noch immer lächelnd dreht er sich zum Motorschlitten um.
    Die Männer kehren vom Werktisch zurück, mit Werkzeugen und Kanistern, die eine scharf riechende grünliche Flüssigkeit enthalten – Benzin. Damit füllen sie die Tanks der Motorschlitten. Jeweils zwei von uns bekommen einen Schlitten. Einer fährt, und der andere hält die Waffe schussbereit. Ritter und Schildknappe.
    Durands Schlitten erhält einen kleinen Anhänger, und darauf befestigen die Männer eine Metallkiste, die zwar nicht sehr groß ist, aber schwer zu sein scheint. Auf der einen Seite steht etwas geschrieben. Durch die Plastikplane auf der Kiste sehe ich einen Teil davon: Zahlen und Abkürzungen. Der Behälter muss sich bereits hier befunden haben, denn während des Marschs vom Neuen Vatikan hierher kann sie niemand getragen haben.
    Ein Klaps auf die Schulter schickt mich fast zu Boden. Mit einem Ruck drehe ich mich um.
    Vielleicht ist meine Reaktion ein bisschen zu heftig.
    Jegor Bitka weicht einen Schritt zurück.
    »Immer mit der Ruhe, Pater, ich bin nur die Nummer zwei …«
    »Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    »Ich bin nicht erschrocken. Wohin soll ich dies legen?« Er zeigt mir einen großen Beutel.
    »Das ist mein Funkgerät«, erklärt er. »Eigentlich nur nutzloser Ballast, denn nicht einmal von hier aus können wir Kontakt mit der Basis aufnehmen.«
    »Warum schleppen Sie es dann mit sich herum?«
    »Weil Durand mich erschießt, wenn ich es verliere oder auch nur beschädige.«
    »Verstehe. Sie könnten den Beutel dort befestigen.« Ich deute auf einen seitlichen Haken, der mir geeignet erscheint.
    »Ich muss die Hände frei haben. Es stimmt, diese Dinger können recht schnell sein, aber da draußen gibt es Biester, die noch schneller sind als ein Motorschlitten.«
    »Ihr benutzt sie also nicht das erste Mal?«
    »Nein.«
    »Sie sehen wie neu aus.«
    »Weil wir diese noch nicht verwendet haben. Die benutzten sind dort draußen; von denen ist nur

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