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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Hauptmanns.
    »He, Pater!«
    Ich bleibe stehen und sehe ihn an.
    »Willkommen im Draußen.«

12
    WORTE AN DER MAUER
    Selbst mit einem Wagen wie dem Hummer kommt man auf den Straßen nicht leicht voran, denn überall stehen von Schnee bedeckte alte Autos im Weg. Hinzu kommt, dass all die Jahre nicht spurlos am Asphalt vorübergegangen sind. Immer wieder gerät ein Rad des großen Geländewagens in ein Loch. Bei anderen Gelegenheiten fahren wir über kleine Hügel hinweg, die aus umgestürzten Schildern oder Ansammlungen menschlicher Knochen bestehen. Die Knochen zerbrechen unter dem Gewicht des Hummers, und ihr Knacken klingt wie das Klappern von Kastagnetten. Niemand von uns achtet darauf. Früher einmal hätten wir uns Musik angehört, von einer CD oder aus dem Radio. Aber mit CDs lässt sich heute nichts mehr anfangen. Die Werbung hat behauptet, dass sie ewig halten würden, aber Strahlung und Gift haben ihren Kunststoff schon nach kurzer Zeit zersetzt. Und es gibt keine Radiosender mehr. Stille herrscht im Äther, abgesehen von einem gespenstischen Rauschen und Knistern.
    Etwa zehn Meilen nördlich von Rom, auf der alten Autobahn A90, stoßen wir bei Fidene auf das erste echte Hindernis: Ein Fluss ist über die Ufer getreten und hat das Land überschwemmt. Die Strömung trägt große Eisbrocken in Richtung Meer.
    Die Brücke über den Fluss ist eingestürzt. Hinter dem ersten Pfeiler leuchtet das Scheinwerferlicht ins Leere.
    »Ende der Fahrt«, brummt Wenzel.
    Durand deutet auf die Straßenkarte. »Nicht unbedingt. Siehst du das Autobahnkreuz dort unten? Können wir es bis dahin schaffen?«
    Der Feldwebel kratzt sich am Dreitagebart. »Mit ein bisschen Glück. Die Risse in den Pfeilern gefallen mir nicht. Na ja, man stirbt nur einmal. So heißt es doch, oder?«
    »Nicht bei den Toten.«
    Wenzel lacht. Er legt den ersten Gang ein und steuert den SUV über den Erdwall neben der Straße.
    Es geht hinab, und der Wagen schwankt immer wieder, manchmal so sehr, dass ich befürchte, er könnte kippen. Doch Wenzel fängt ihn immer wieder rechtzeitig ab. Einige Pfeiler des Autobahnkreuzes sind wie die Brücke eingestürzt, vermutlich wegen ihres Alters und mangelnder Wartung, nicht so sehr wegen der Bombe, die weit von hier entfernt explodiert ist. Wenn auch nicht weit genug: Die wenigen im Scheinwerferlicht erscheinenden Autos liegen auf der Seite oder sogar auf dem Dach. Weitaus mehr verrosten im Fluss.
    »Wie heißt der Fluss?«, frage ich Durand.
    Er hebt den Blick und sieht mich so erstaunt an, als hätte ich eine sehr dumme Frage gestellt.
    »Es ist der Tiber.«
    Ich blicke aufs Wasser etwa zehn Meter unter uns hinab. Hunderte von Autos und Lastern liegen dort unten; die Druckwelle hat sie damals von der Fahrbahn geschleudert.
    In diesem Bereich hat der Fluss nichts Majestätisches. Weiter stromaufwärts muss etwas geschehen sein, denn hier füllt der Tiber nur einen kleinen Teil seines Bettes. Doch für Neugier bleibt keine Zeit. Nur noch drei Stunden bis Tagesanbruch – wir müssen einen sicheren Unterschlupf finden, wo wir vor dem Tageslicht geschützt sind, vor den tödlichen Strahlen der Sonne.
    Im Schritttempo geht es hinab, so langsam, als durchquerten wir ein Minenfeld. Es gibt unsichtbare Hindernisse, die den Antriebsstrang des Geländewagens beschädigen könnten, und wenn das geschähe, säßen wir hier fest, dem kommenden Tag ausgesetzt. Maxim, der Professor, hat mir die Gefahren durch die Zerstörung der Ozonschicht erklärt. Zu Anfang, kurz nach dem Tag des Leids, dachten die Menschen, die größte Gefahr ginge von der Radioaktivität aus. Sie glaubten, sich mit einem Geigerzähler draußen einigermaßen sicher bewegen zu können. Aber da irrten sie sich. Selbst in Gebieten, die kaum verstrahlt waren, starben die Leute mit grässlichen Verbrennungen im Gesicht.
    Ihre Haut löste sich von Fleisch und Knochen.
    Und die wenigen Geburten …
    Ein Beispiel dafür habe ich in der Stazione Aurelia gesehen.
    Maxim begriff fast sofort, dass die den Geigerzählern verborgen bleibende Gefahr von der Sonne ausging, und dass die Wolken, die den Erdball wie ein riesiges Leichentuch umhüllten, nicht davor schützten. Er versuchte, die anderen zu warnen, aber ein Russe war damals nicht sehr beliebt. Er lebte allein in einem Zimmer, rund um die Uhr bewacht. Die Dinge änderten sich, als klar wurde, dass Maxim recht hatte. Dass der Versuch, draußen etwas anzubauen, sinnlos war und dass die Gewächshäuser Menschen

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