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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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vorsah. Er nimmt seine Maschinenpistole, steigt aus und geht zum Tor, an dem zwei dicke Ketten hängen.
    Dort bleibt er stehen und sieht sich aufmerksam um. Als er nichts Verdächtiges bemerkt, holt er einen Schlüsselbund hervor, schließt erst das eine Vorhängeschloss auf, dann das andere. Anschließend öffnet er das Tor. Hinter ihm halten zwei Soldaten ihre Waffen auf die eingestürzten Häuser in der Nähe der Tankstelle gerichtet. Wenzel setzt den Hummer in Bewegung, ohne den Motor aufheulen zu lassen. Er versucht, leise zu sein.
    Unsere SUV s rollen durchs Tor auf das Gelände der Tankstelle.
    Die beiden Soldaten bei Durand – ihre Gasmasken und gewachsten Ponchos hindern mich daran, sie zu erkennen – schließen das Tor rasch und sichern es wieder mit den beiden Ketten.
    Durand hat bereits einen Rollladen gehoben, hinter dem eine Werkstatt sichtbar wird. Die beiden Geländewagen fahren hinein.
    Dann steigen wir aus und strecken uns.
    »Wollten wir nicht tanken?«, frage ich Wenzel.
    »Oh, klar. Und da wir schon mal dabei sind, könnten wir auch die Windschutzscheibe reinigen lassen.«
    Er deutet auf eine Stelle, wo das Blut der monströsen Wesen dunkle Flecken hinterlassen hat.
    »Wir füllen die Tanks hier drinnen. Sehen Sie die Fässer dort? Sie sind unser Schatz. Leider wird er immer kleiner, denn diese Wagen schlucken eine ganze Menge.«
    In einer Ecke der großen Werkstatt stehen sechs Fässer. Einige weitere liegen neben ihnen.
    »Die liegenden sind leer. Wir lassen sie in der Hoffnung hier, dass sie sich wieder füllen. Bisher ist das leider noch nicht geschehen.«
    »Wie heißt es so schön? Spes ultima dea. « Bune lacht und stapft mit recht schwer wirkenden Säcken an uns vorbei.
    Adèle gibt ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.
    »Sie hoffen natürlich, dass Ihr Gott zuletzt stirbt und nicht die Hoffnung, Pater. Seltsam, dass die alten Götter noch immer nicht aus der Mode gekommen sind.«
    »Es ist nicht mein Gott, sondern der aller Menschen.«
    Adèle scheint mich gar nicht zu hören.
    »Haben Sie einmal das Bild eines nackten Mannes mit erigiertem Glied gesehen? Mit einem enormen Glied, fast größer als er selbst? Das ist Priapos, Gott der Fruchtbarkeit. Der männlichen Fruchtbarkeit. In der Stazione Aurelia hatten wir eine Bronzestatue von ihm, kein sehr altes Stück, eine Nachbildung. Die Leute dachten … Nun, vielleicht hofften sie, ihre Präsenz könnte sich günstig auf die Nachkommenschaft auswirken. Offenbar haben sie nicht das Kleingedruckte gelesen. Und außerdem gibt es tüchtigere Götter.«
    Ich starre sie verblüfft an.
    Bevor ich antworten kann, tritt Durand mit strenger Miene vor mich.
    »Wenn ihr mit eurem Gelehrtengespräch fertig seid, darf ich euch vielleicht bitten, mir zu folgen. Ich zeige euch die Unterkünfte für diese Nacht.«
    Die Namen sind gleich geblieben, obwohl sie sich heute auf etwas ganz anderes beziehen. Wir bezeichnen etwas als Nacht, was eigentlich der Tag ist. Unsere Sprache und unser biologischer Rhythmus haben sich schnell den neuen Regeln des Lebens anpassen müssen. Beziehungsweise denen des Überlebens. Falls es da überhaupt einen Unterschied gibt.
    Leben heißt heute vor allem Überleben .
    Ein aus Werbeplakaten und Plastikplanen improvisierter Tunnel, unter Schnee begraben, verbindet die Tankstelle mit dem Wasserturm. Durch ihn erreichen wir den Turm, und dort richte ich einen argwöhnischen Blick auf die verrostete Treppe, die an dem Gebäude nach oben führt. Aber Durand sagt: »Keine Sorge, die nehmen wir nicht.« Dann holt er einen seiner Schlüssel hervor und schließt eine Metalltür auf, die vor kurzer Zeit einen neuen Anstrich bekommen hat. An gut geölten Angeln schwingt sie lautlos auf.
    »Dieses Gebäude ist ein permanentes Refugium«, sage ich erstaunt. »Und bisher habe ich nichts davon gehört.«
    »Aber sicher kennen Sie den Ausdruck top secret , streng geheim. Dies ist eine geheime militärische Anlage.«
    Ich rechne mit einem langen Aufstieg, aber dem ist nicht so. Es gibt einen Aufzug, ebenso improvisiert wie der Tunnel, der uns zum Turm gebracht hat, betrieben mit Seilen und Rollen – die Apparatur sieht aus, als wäre sie nach einem alten Bauplan von Leonardo da Vinci entstanden. Und vielleicht ist das tatsächlich der Fall.
    Durand errät meine Gedanken. »Sie ahnen nicht, wie praktisch manche der alten Projekte sind. Wenn es nach den heiligen Texten ginge, würden wir alle knien, beten und auf den Tag des

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