Die Yacht: Erotischer Roman (German Edition)
fehlte es ihr. Doch Abenteuer würden warten müssen. Sie war noch mit Julian zusammen, und die alten Gewohnheiten waren schwer zu brechen.
Die Arbeit war noch langweiliger als ihr Privatleben. Sie war sogar viel langweiliger.
»Was hast du denn heute Abend vor?«, fragte Audrey, leitende Angestellte in der Rechtsabteilung.
»Schmale Küche, Singlehaushalt. Julian wird erst in zwei Wochen zurück sein.« Sie dachte an den Sechzehn-Zentimeter-Dildo, den sie in einem Sexshop in der Stadt gekauft hatte, aber sie sagte Audrey nicht, dass er für die Unterhaltung des Abends sorgen würde.
»Du musst dir einen anderen Kerl suchen.«
»Leichter gesagt, als getan«, gab Toni mit einem Seufzer zurück.
Und da stand sie nun, sie starrte auf die kalte rotweiße Packung und von dort auf die offene Klappe der Mikrowelle. War sie dumm, oder war sie dumm? Sie war dumm, dumm und sexhungrig.
Dann klingelte es.
Die Frau, die vor der Tür stand, war eine Fremde. Sie hielt die Hände fest zusammen und hatte einen anklagenden Blick in den Augen.
»Ja?«
Die Frau blinzelte nervös.
»Ich suche eine Miss Yardley.«
Instinktiv wusste Toni, dass etwas passiert war. Wer war diese Frau mit dunklen Haaren, das an den Schläfen grau zu werden begann?
Befangen hob Toni eine Hand und strich damit über die eigenen Haare, die rot waren und bis zur Taille reichten.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie. Offenbar suchte die Frau jemanden und hatte bei ihr geklingelt, um die richtige Adresse zu erfahren. Aber das konnte nicht mehr zutreffen, denn die Frau hatte ihren Nachnamen genannt.
Etwas im Ausdruck der Frau ließ einen Knoten in Tonis Bauch wachsen. Vielleicht lag das am anklagenden Blick der braunen Augen oder auch daran, dass sie nervös am Verschluss der Handtasche fingerte.
»Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, Sie sollen die Hände von meinem Ehemann lassen.«
»Was?«
»Sie haben sich meinen Mann geangelt«, fuhr die Frau fort. »Ich bin hier, um Sie zu warnen.« Ihre Stimme klang fest, wenn auch monoton. Es hörte sich so an, als hätte sie die Sätze auswendig gelernt oder als hätte sie gleich lautende Warnungen schon anderen Frauen gegenüber geäußert.
Toni lachte nervös. »Das muss ein Missverständnis sein.«
»Julian«, sagte die Frau. »Julian Bartholomew. Ich habe Beweise dafür.«
Mit zitternden Fingern öffnete sie den Bügel der Handtasche. Toni starrte die Frau offenen Mundes an, als sie etwas herauszog, das wie eine Hotelrechnung und die Kopie der Kreditkartenabrechnung aussah. Sie wedelte die Papiere vor Tonis Gesicht.
Sie erkannte den Namen des Hotels und erinnerte sich an den Anlass. Es war ein besonderes Geburtstagsgeschenk für sie, erinnerte sie sich. Eine Nacht in einem Luxushotel. Mehr Zeit hatte er nicht für sie, hatte er gesagt; er war mit seiner Arbeit verheiratet. Nicht mit einer Frau – das hatte sie wenigstens geglaubt.
Zögernd griff sie nach den beiden Papieren. »Das hat er mir nie gesagt.« Ihre Stimme brach ab, als sie die bekannten Details las. Sie spürte, wie ihre Beine zu zittern begannen.
Die Frau seufzte. »Das sagt er nie.«
»Hören Sie«, sagte Toni, und ihre Stimme wurde brüchig von den Emotionen, »vielleicht wollen Sie hereinkommen und darüber reden.«
Sie trat von der Tür zurück. Ihre Beine fühlten sich wie Pudding an. Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein. Ich muss zu meinen Kindern zurück. Sie wissen ja, wie das ist. Jugendklub, Sport und solche Dinge.«
Toni wusste nicht, wie das war. Sie hatte keine Erfahrung damit. Sie kannte nur Julians Körper. Die Frau, die sich unangemeldet bei ihr vorstellte, gab ihr das Gefühl, als stünde sie unter einer Dusche und hätte aus Versehen den Hahn für das kalte Wasser aufgedreht. Sie atmete tief ein.
»Haben Sie ihm gesagt, dass Sie Bescheid wissen?«
»Noch nicht. Er wird nächste Woche von der Plattform zurück sein, aber wie ich seine Routine kenne, wird er zuerst zu Ihnen kommen. Vielleicht können Sie es ihm sagen.«
»Plattform?«, fragte Toni und hob die Augenbrauen. Ihr Leben und ihr Mann brachen weg, und sie sagte sich immer wieder, sie hätte es wissen müssen.
»Ölplattform«, erklärte die Frau. »Da arbeitet er.« Sie hielt inne, und eine Sanftheit trat in ihre Augen. »Ach, Sie Arme, das hat er Ihnen auch nicht gesagt, was?« Sie schüttelte den Kopf.
Toni fühlte sich kalt wie Eis. Sie kam sich wie eine Närrin vor. Diese Frau mit den dunklen, angegrauten Haaren hatte Mitleid mit ihr!
»Also
Weitere Kostenlose Bücher