Die Yoga-Kriegerin
Selbstgespräche –, aber als ich den Mund hielt und horchte, hörte ich für gewöhnlich etwas.
Frage weiter: Was brauchst du? Werde still und höre auf eine Ant wort. Es könnte eine oder zwei Minuten dauern oder fünf oder sechs Tage, aber wenn du mit Fragen beginnst, kannst du diese natürliche, gesunde innere Kommunikation zurückgewinnen.
Sei neugierig darauf, was du aus deinen Schmerzen lernen kannst. Eine Pflanze hat eine Pfahlwurzel – eine primäre, große, tiefe Wur zel – und viele sekundäre Wurzeln. Du brauchst nicht all diese klei nen Wurzeln zu finden, aber du musst die Hauptwurzel deines Schmerzes ausfindig machen. Geh auf Entdeckungsreise, geh in die Tiefe und verändere etwas. Was braucht die schmerzende Stelle? Wie kannst du deinem Schmerz eine Stimme geben und ihm dann das anbieten, was er braucht?
Automatisches Schreiben könnte dir helfen, einige Dinge heraus zufinden. Setz dich an dein Tagebuch oder an deine Tastatur und lass die Gedanken einfach fließen. Anfangs wirst du nur langweilige Sachen schreiben, etwa: Ich muss aufs Klo , oder: Ich muss das Geschirr spülen . Mach weiter. Dann lies dir selbst laut vor, was du auf geschrieben hast. Leg auch noch das letzte bisschen Gefühl in deine Stimme; lass es durch deinen ganzen Körper schwingen. Es kann sein, dass du während des Schreibens oder lauten Lesens auch körperliche Symptome spürst.
Angenommen, ich schreibe über jemanden, den ich geliebt und verloren habe; ich spüre vielleicht eine Beengtheit in meinem Herzen, meiner Kehle und meiner Brust. Während ich lese, was ich geschrie ben habe, würde ich meine Hand auf die beengte Stelle legen und mit ihrer wohligen Wärme mein Gefühl dazu ermutigen, aus diesem Bereich herauszukommen. Ich kann auch meine Stimme aus dieser Stelle schwingen lassen. Das ist doch etwas ganz anderes, als den Sturm einfach toben zu lassen!
HEILEN VON EMOTIONALEM SCHMERZ
An Wut, Angst oder Groll festzuhalten kann körperliche Schmerzen verursachen, doch wenn wir unseren emotionalen Schmerz heilen, lässt oft auch unser körperlicher Schmerz nach. Emotionen müssen in Bewegung bleiben, damit wir gesund sein können. Wir müssen sie bewegen und fühlen und zulassen, dass sie sich ausdrücken können.
Das trifft vor allem auf Trauer zu. In unserer Kultur wissen wir nicht, wie man richtig trauert; wir werden krank, weil uns die Trauer fehlt. Jerusalem hat die Klagemauer, einen Ort, an dem man Trauer ausdrückt. Auch wir brauchen einen Ort, an dem wir die Trauer zulassen können, denn sie sitzt in unserem Zellgewebe fest und schwächt unser Immunsystem, wenn wir ihr keine Stimme geben. Trauern wird bei uns als etwas Negatives gesehen. Du kannst zwar bei einem Begräbnis durchdrehen, aber danach wird erwartet, dass du mit dem Trauern fertig bist. Und diejenigen, die sich unter Kontrolle zu haben scheinen und jedem die Hand schütteln, werden als bewundernswert angesehen, selbst wenn sie innerlich zusammen brechen.
Beschreite daher einen mutigen Pfad: Spüre deine Trauer und verleih ihr Ausdruck. Vielleicht erscheint es jemandem, der dir nahe steht, als ob du dich darin suhlst oder ertrinkst, aber du musst in deine Trauer eintauchen, um sie aus dem Körper zu bekommen. Das ist ein Zeichen des Respekts. Vielleicht ist ein Elternteil gestorben, ein Freund weggegangen oder ein Kind hat das Nest verlassen. Wenn du um einen geliebten Menschen trauerst, den du verloren hast, so ist es ein Zeichen der Anerkennung für diese Person, dass du ein tiefes Gefühl des Verlustes wie auch Wut und Verrat – Wie konntest du mich nur verlassen? – emporsteigen und dich durchfluten lässt. Manchmal, wenn wir um einen Menschen trauern, trauern wir auch um den Verlust eines Teils unseres Selbst. Nicht verarbeitete Trauer verhält sich wie kleine Glasscherben, um die der Körper Narben gewebe bildet, und das kann dazu führen, dass du krank wirst. Trauer zeigt sich im Allgemeinen in den Lungen in Form von Blutstauungen, Asthma oder anderen Formen von Verengungen. (In der Akupunktur wird der Bereich von den Brustwarzen bis zu den Schlüsselbeinen »Brunnen des Kummers« genannt.) Wenn diese Bereiche nicht in Bewegung sind, kannst du in deinem eigenen Kummer ertrinken.
Zeremonien – formelle Rituale, vielleicht mit Kerzen, Tabak oder Salbei – können für manche Menschen hilfreich sein, um ihre Trauer auszudrücken; für andere bedeutet es einfach nur noch mehr blödsinniges Zeug, eine Äußerlichkeit, die das Innere
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