Die Yoga-Kriegerin

ihrem Spirit zu verbinden. Ich stand damit sofort auf Kriegsfuß. Zum damaligen Zeitpunkt wusste ich nur, wie ich mich mit meinem eigenen Spirit verbinden konnte. Es war nichts, von dem ich mir vorstellen konnte, es mit anderen zu teilen, denn es war so wertvoll. Dadurch geriet ich in ein persönliches Dilemma. Ich hatte die Schutzgeister schon so lange um Hilfe gebeten. Aber als sie sich endlich mit mir verbunden hatten, mochte ich nicht, was sie sagten. Ich hatte schreckliche Angst, mit all diesen New-Age-Schaumschlägern in einen Topf geworfen zu werden. Also tat ich nicht, was die Schutzgeister mir vorschlugen. Und sie zogen sich zurück.
    Ich musste mich fragen: Was ist mir wichtiger? Meiner Angst gegenüber treu zu sein oder das zu tun, was mich mit den Schutzgeistern in Verbindung bleiben lässt? Mein Verlangen nach dieser Verbindung setzte sich durch, doch ich musste meine Angst nutzen, um meiner Art, authentisch zu sprechen, den nötigen Feinschliff zu verschaffen. Ich respektierte die Angst, hörte ihr zu, aber gehorchte ihr nicht. An den Wurzeln meiner Angst saß etwas, das es wert war, beachtet zu werden: Ich wollte authentisch sein. Ich wollte keine Schein­ heilige sein wie die Anhänger der New-Age-Bewegung, die über Spi rit sprechen, ohne sich jemals mit ihm verbunden zu haben; das hat die Menschen nur noch weiter vom Spirit weggetrieben. Ich würde entweder mit meinem Herzen oder meinem Spirit verbunden sein müssen, wenn ich darüber sprach, oder diese Verbindung zumindest anstreben, wenn ich sprach. Nur dann wäre es authentisch und wahr.
    Als ich schließlich den Mut fasste, mit einer Gruppe meiner Schüler über die Verbindung zum Spirit zu sprechen, stammelte ich mich mühsam durch meine Rede. Ich erzählte ihnen von meinem Wunsch, andere zu heilen, der Mission, die ich »Mending the Hoop of the People« nenne, das Wiederherstellen des Bandes des Volkes , und wie ich mein ganzes Leben diesem Ziel widme. Mending , also das Reparieren, Wiederherstellen, beinhaltet nicht nur das Unter richten, sondern auch das Heilen. Ich lege großen Wert auf meine Privatsphäre, und dieses Gelübde meiner Seele gegenüber ist etwas sehr Persönliches. Dennoch erkannte ich, dass ich meine Mission nicht würde erfüllen können, wenn ich nicht darüber spräche, also musste ich mich dazu entscheiden, das Persönliche öffentlich zu ma chen. Ich war sehr misstrauisch, wie meine Schüler darauf reagieren würden: Was hat sie gerade gesagt? Erstaunlicherweise rannten sie nicht zu den Ausgängen oder wechselten beunruhigte Blicke; sie hat ­ten es kapiert.
    Hinterher kamen einige zu mir und sagten: »Ich habe mich mit meinem Spirit verbunden.« Ich war erleichtert, dankbar und beängs ­tigt. Konnte ich es noch einmal tun? Erlag ich einer Illusion? War ich bloß jemand, der es allen recht machen wollte? Aber ich konnte hören, wie die Worte meiner Schüler in meinem Wahrheitsschutz schild nachklangen, dem energetischen Gong in mir, der Lügen von Wahrheit unterscheiden kann. Wenn jemand die Wahrheit sprach , konnte ich einen schönen, resonanten Ton hören; Lügen klangen rau und hölzern. Ich konnte ihre Weisheit in ihren Augen leuchten se­hen. Wir hatten einander die Wahrheit ausgesprochen . Ich begann immer öfter, über die Verbindung mit dem Spirit zu sprechen. Mittlerweile spreche ich das aus, was ich mir wünsche; es ist wirklich riskant – und aufregend.
    WAHRHEIT SPRECHEN,
WENN DU MISSBRAUCHT WORDEN BIST
    Als ich jünger war, fiel es mir wirklich schwer, über meinen sexuellen Missbrauch zu sprechen und über die Masse an unbearbeiteten Gefühlen, die er als Folge hinterlassen hatte. Einfach alles hatte meine Gefühle verletzt, und immer wenn ich versuchte, darüber zu spre chen, was mir passiert war, schmerzte selbst der schwächste Luft hauch auf den offen liegenden Wunden meiner Gefühle. Ich fühlte mich vollkommen gebrochen. Ich konnte nicht darüber sprechen, was mich so verletzte, bis ich schließlich Experten fand, die wirklich verstanden, was ich durchmachte. Menschen, die missbraucht wor den sind, brauchen die Hilfe eines Therapeuten und Punkt! Sie brau chen einen kompetenten, professionellen Navigator, der sie durch die Erinnerungen und Gefühle, die Erinnerungslücken und die Ge hirnwäsche und die Auslöser für Selbstmordversuche führt. Mein Therapeut ermutigte mich dazu, darüber zu sprechen, um den Rück stau des Schmerzes abfließen zu lassen. Mein Schmerz äußerte sich oft als