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Die Yoga-Kriegerin

Die Yoga-Kriegerin

Titel: Die Yoga-Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana T. Forrest
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entspannte sich sichtlich. Das leuchtete ihr ein. Sie brauchte die Erlaubnis und einen Weg, um gehen zu können. Jetzt hatte sie beides. Sie konnte dem Tod begegnen, indem sie ihre große Liebe für ihre Familie und Freunde nutzte, um die Transformation zur Seele zu vollziehen. Diane fiel ins Koma und starb ein paar Tage später im Frieden mit sich selbst und im Frieden mit dem Tod.
    SCHAMANENTOD
    Nachdem ich so vielen anderen geholfen hatte, mit ihren sterbenden Körpern und Seelen fertigzuwerden, realisierte ich, dass ich Kali noch einmal herbeirufen musste, um mir auch in meinem eigenen Leben zu helfen. Zu dem damaligen Zeitpunkt hatte ich bereits ei nige Therapien hinter mir, um all den sexuellen und emotionalen Missbrauch, den ich erlitten hatte, in den Griff zu bekommen. In mir war ein sehr verletztes kleines Mädchen, das gerettet werden musste. Ich verbrachte sehr viel Zeit in Therapie, wo ich versuchte, das kleine Mädchen dazu zu bewegen, zu mir zu sprechen. Aber es blieb stumm, ein Häufchen Elend aus Scham, Zerstörung und Wut. Es war an der Zeit, diesen Eiterherd anzugehen, den es für mich dar stellte. Ich machte ein paar Medizinleute der Ureinwohner Nord­ amerikas ausfindig, die bereit waren, mich durch die heilige Zeremonie des Schamanentodes zu führen. Ein Teil davon sollte in einer Schwitzhütte stattfinden. Dort würde ich dieses kleine Mädchen empfangen und mit ihm Wahrheit sprechen . Wir würden uns gegen seitig heilen.
    Am vereinbarten Tag hob ich eine Ecke der schweren Decken, die den Weidenrahmen bedeckten, ging auf meine Hände und Knie und kroch in die Schwitzhütte. Dampf stieg empor, als der Hüter des Feuers weiteres Wasser auf die glühenden Kohlen in der Mitte der Schwitzhütte goss. Wir saßen zu dritt im Schneidersitz im Kreis darum herum. Die dicke Luft war stickig, und Schweiß lief an mei ner Haut herunter. Manchmal musste ich meine Nase in die Erde stecken, um nicht ohnmächtig zu werden. Im Laufe der Zeremonie ermutigten mich die Medizinleute, dieses kleine Mädchen für die endgültige Heilung aus mir heraustreten zu lassen, aber es schaffte es einfach nicht. Dieses winzige, hagere, gebrochene Ding mit langen Haaren und traurigen Augen war weit davon entfernt, gerettet zu werden. Da wusste ich es: Sie musste sterben. Sie hatte so viel Missbrauch erdulden müssen, dass es sie tödlich vergiftet hatte. Wir hatten beide ein gebrochenes Herz; ich wollte so sehr, dass sie ans Licht kommt, doch sie wollte den Tod, bettelte geradezu darum. Ich hatte so viel Zeit und Energie erfolglos dafür aufgewendet, einen Teil von mir zu heilen. Nun war es an der Zeit, diesen Teil zu töten, ­so dass ich mich in meinem Leben vorwärtsbewegen konnte. Ich konnte die Energie von Kali spüren, wie sie mich vorwärtstrieb: Leben aus dem Tod .
    In der Zeremonie, die durch meine weisen Ältesten geleitet wurde, führte ich mir das verletzte kleine Mädchen vor Augen, wie es all die Zerstörung durch den erlittenen Missbrauch in sich trug. Sie hatte sich um die Schädigungen gewickelt wie eine Auster, die ein Sand korn umhüllt. In meiner Vision zog ich ein scharfes Messer und schlitzte sie auf, sodass die Fäulnis und das Leiden von ihrem kleinen Körper befreit werden konnte. Ich nahm sie in meine Arme und beerdigte sie auf der friedlichen Wiese, wo ich immer mit den Pfer den war. Ich ließ die giftige, eitrige, böse Energie, die in ihr einge­ kapselt war, in Mutter Erde fließen, sodass sie sich in Dünger für das Gras verwandeln konnte. Leben aus dem Tod. Gutes aus dem Bösen.
    Als ich wieder aus der Schwitzhütte herauskroch, zog ich die klare, kühle Luft in meine Lungen und weinte um das kleine Mädchen, das ich getötet hatte. Ich weinte, weil ich die Traurigkeit und Seligkeit und Freude und Hoffnung in allem empfand. Sie hatte ihr Leben gegeben, sodass ich wahrhaftig leben konnte – wenn ich mich dafür entscheiden würde. Einmal mehr zeigten mir die Schutzgeister , dass ich mich aktiv für das Leben entscheiden musste.
    SPIRITUELLER FOKUS:
    DIE HEFTIGSTE MEDIZIN
    Deinem Tod zu begegnen ist wirklich die heftigste Medizin. Meine Verpflichtung dem Leben gegenüber und meine Lebensaufgabe entstammen den machtvollen Lektionen, die ich über den Tod gelernt habe – mein Sprung von den Klippen, das Verständnis von Kalis Rolle in meinem Leben, das Arbeiten mit Sterbepatienten und die Zeremonie des Schamanentodes. Es ist schon verblüffend, was so ein bisschen Sterben für dich tun kann. Wenn

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