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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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voll zur Geltung kamen.
    Kaiser zuckte zurück und starrte zu dem Berg von Mann, der sich vor ihm aufgebaut hatte, empor.
    »Gehen Sie mir aus dem Weg, oder ...«, drohte Morell und
machte einen entschlossenen Schritt auf den sturen Gastronomen zu, der instinktiv einen Schritt zur Seite wich. »Na also, geht doch«, murmelte er, öffnete die Tür zum Keller und stieg die Treppe hinunter.
    Das Erste, was ihm auffiel, war eine riesige Kühltruhe, in der locker ein Mensch Platz gehabt hätte und die mit einem robusten Vorhängeschloss gesichert war. Sie nahm den größten Teil des kleinen Kellerraums ein. Der Anblick ließ Morell, der mittlerweile auf alles gefasst war, das Blut in den Adern gefrieren.
    »Was zum Teufel ist das?«, rief er.
    »Eine Kühltruhe, das sieht man doch«, sagte Kaiser und warf dem Polizisten einen abfälligen Blick zu.
    Morell musste sich sehr zusammenreißen, um Kaiser nicht auf der Stelle an die Gurgel zu springen. »Und warum ist die so groß und noch dazu gesichert? Aufmachen, und zwar sofort!«
    »Ich friere halt öfters mal was ein, dann muss ich nicht immer extra in den Laden rennen, wenn ich Hunger habe«, sagte Kaiser und fuhr sich durch die Haare.
    »Und warum das Schloss?«
    »Damit Bert sich nicht ständig bedient.« Kaiser zuckte mit den Achseln.
    »Wenn das ganze Ding hier voll mit Tiefkühlpizza, Fischstäbchen und Mikrowellenknödeln ist, dann haben Sie ja sicherlich nichts dagegen, wenn wir einen kurzen Blick hineinwerfen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Kaiser, der mittlerweile ziemlich nervös wirkte. »Ich weiß nur leider nicht mehr, wo der Schlüssel ist. Ich bin manchmal ein wenig schusselig. Ich überlege mal, wo er sein könnte, schauen Sie sich doch solange den Rest des Kellers an.«
    »Der Rest des Kellers interessiert mich im Moment aber nicht«, grollte Morell. »Ich will in diese Truhe schauen, und zwar sofort!«
    »Aber ...«, entgegnete Kaiser.
    »Kein aber!« Morell stand kurz davor zu explodieren. Sein Gesicht war rot angelaufen, und auf seiner Stirn bildeten sich kleine
Schweißperlen. »Ich will jetzt sehen, was sich IN DIESER TRUHE BEFINDET !«
    Bender, der befürchtete, dass sein Vorgesetzter gleich eine Herzattacke bekommen könnte, trat einen Schritt vor und legte Morell beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Das ist ein einfaches Vorhängeschloss«, flüsterte er. »Ich kann es ohne Probleme mit meinem Taschenmesser öffnen.«
    Morell starrte seinen Assistenten mit offenem Mund an. »Wo hast du denn das gelernt?«
    »Äh, habe ich mal im Fernsehen gesehen«, antwortete Bender verlegen und kramte in seiner Hosentasche nach dem Taschenmesser.
    »Im Fernsehen also«, murmelte Morell. Er trat einen Schritt zur Seite. »Das hätte ich mir ja denken können! Schaun wir also, ob dir die Flimmerkiste ausnahmsweise mal etwas Brauchbares beigebracht hat.«
    Es dauerte einige Minuten, dann hatte Bender es tatsächlich geschafft, das Schloss zu öffnen. Stolz hielt er es seinem Vorgesetzen hin. Kaiser, der während der vergangenen Minuten einfach nur wortlos dagestanden hatte, starrte auf den Boden und fluchte nun leise vor sich hin.
    »Gut gemacht«, sagte Morell und nickte seinem Assistenten zu. Er holte tief Luft. An seinem inneren Auge zogen etliche Horrorszenarien bezüglich des Inhalts der Truhe vorbei. Langsam öffnete er den Deckel. Und blickte auf mehrere kleinere Behälter.
    Das war so ziemlich das Letzte, was er erwartet hatte. Er hatte mit Leichenteilen, Mordwerkzeugen oder sonst etwas Schrecklichem gerechnet. Er hatte sogar kurz mit dem Gedanken gespielt, dass Kaiser womöglich doch nicht gelogen hatte und sich in der Truhe tatsächlich nur Lebensmittel befanden. Aber das? Was konnte das sein? Er starrte auf die Behälter und wusste nicht, was er davon halten sollte.
    »Das könnten Stickstoffcontainer sein«, unterbrach Bender die
Grübelei des Chefinspektors. »Ich habe so was schon mal im Fern ...«, er hielt inne. »Ich habe so was schon mal gesehen«, sagte er, fasste in die Truhe und zog einen der Behälter heraus. Noch bevor Morell etwas sagen konnte, hatte er den kleinen Container auch schon geöffnet. Drinnen befanden sich mehrere kleine Röhrchen, die mit einer weißen Substanz gefüllt waren.
    »Ich bin nicht sicher, aber das könnten Drogen sein«, sagte Bender und schaute erst seinen Vorgesetzten und dann Kaiser an.
    »Zeig mal her«, sagte Morell und griff sich eines der Röhrchen. Er hielt es gegen das Licht, konnte aber auch nicht

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