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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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sagen, worum genau es sich bei dem Inhalt handelte. »Wahrscheinlich hast du recht«, meinte er mit bebender Stimme und drehte sich zu Kaiser, der mit gesenktem Kopf an die Wand gelehnt stand. »Drogen!«, schrie er. »Die ganze Zeit ging es also nur um Drogen! Alles nur wegen Drogen!« Morell hatte vor lauter Zorn schon wieder einen hochroten Kopf bekommen.
    »Das sind doch keine Drogen«, sagte Kaiser leise.
    »Und mir jetzt auch noch frech ins Gesicht lügen. Na warte ...« Morell machte einen Schritt auf Kaiser zu, der sich noch enger an die Wand drängte.
    Bender hielt seinen Vorgesetzten am Hosenbund fest. »Nicht, Chef«, flüsterte er. »Wenn wir ihn schlagen, kriegen wir Ärger bei der Verhandlung, und er könnte freikommen.«
    »Du hast recht«, sagte Morell und holte tief Luft. »Dieser Abschaum ist es nicht wert. Karl Kaiser, Sie sind hiermit verhaftet.« Morell zückte seine Handschellen, um sie Kaiser anzulegen.
    »Verdammt nochmal, Morell, das sind keine ... Aua!« Morell hatte die Handschellen ein wenig zu fest angezogen.
    »Die Rechte«, flüsterte Bender. »Sie müssen ihn über seine Rechte aufklären.«
    Morell grummelte irgendetwas Unverständliches.
    »Sie haben das Recht zu schweigen, und Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sollten Sie sich keinen Anwalt leisten können,
dann wird Ihnen ein Pflichtverteidiger gestellt«, sagte Bender also.
    »Ich kann mir einen Anwalt leisten«, schrie Kaiser und starrte den Chefinspektor an. »Und ich werde mir den besten nehmen, den es für Geld zu kaufen gibt. Und der wird Sie dann in Grund und Boden stampfen. Das sind keine Drogen. Der Einzige, der hier ein wenig high wirkt, sind Sie ...« Ein Blick in Morells Gesicht ließ ihn verstummen.
    »Vielleicht sind das tatsächlich keine Drogen«, spekulierte Bender und öffnete eines der Röhrchen. Er roch daran. »Riecht nach nix«, sagte er. Dann kratzte er ein wenig von der gefrorenen Substanz heraus und leckte daran.
    »Spinnst du!«, rief Morell und riss ihm das Röhrchen aus der Hand. »Das könnte giftig sein!«
    »So machen es die Drogenfahnder im Fernsehen auch immer«, verteidigte sich Bender.
    Morell schwor sich, seinem Assistenten bei der nächsten Gelegenheit den Fernseher wegzunehmen. »Also«, sagte er so sachlich wie möglich. »Wir bekommen das eh raus, wenn wir’s analysieren lassen. Wenn’s keine Drogen sind, was ist es dann?!«
    »Bullensperma«, sagte Kaiser kleinlaut.
    »Wie bitte? Wollen Sie uns ...«
    »Nein, nein, es hat nichts mit euch Polizisten zu tun«, bemühte sich Kaiser das peinliche Missverständnis schnell aufzuklären. »Es ist schlicht und einfach der Samen von einem Bullen, ich meine einem Stier, in tiefgefrorenem Zustand.«
    Bender blickte fassungslos zwischen Kaiser und Morell hin und her, dann rannte er nach oben in die Küche und wusch sich hastig den Mund aus.
    Kopfschüttelnd wandte sich der Chefinspektor wieder an Kaiser. »Was zur Hölle tun Sie mit tiefgefrorenem Bullensamen?«
    »Was man mit dem Zeug halt so tut«, antwortete der und zuckte mit den Schultern. »Man besamt Kühe.«
    Morell starrte ihn ungläubig an. Er hatte mit vielem gerechnet – aber damit nicht. »Aber Sie sind doch gar kein Veterinär und haben keine Konzession, um Kühe zu besamen«, sagte er endlich.
    »Was glauben Sie, warum mir so viel daran gelegen war, dass keiner von Berts kleinem Nebengeschäft erfährt?«
    »Ach. Jetzt ist es also Berts kleines Nebengeschäft, und Sie hatten natürlich von all dem keine Ahnung.«
    »Sozusagen«, sagte Kaiser und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie Sie ja sicherlich schon wissen, stammt Bert aus einer Bauernfamilie. Er ist praktisch mit Kühen und Bullen aufgewachsen und hat von klein an zugesehen, wie so etwas funktioniert.«
    »Ah ja, und ihr hochintelligenter Cousin ist dann eines Tages ganz von alleine auf die Idee gekommen, sich ein zweites Standbein zu schaffen, indem er illegal Kühe besamt.«
    »So würde ich es ausdrücken.«
    »Und woher stammt das Zeug?«
    »Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich von dem alten Bullen, den seine Eltern in Landeck unten halten.«
    »Verstehe. Sie und Ihr Cousin haben also den Bullen von Berts Eltern angezapft und das Zeug anschließend als hochqualitativen Bullensamen verkauft. So etwas nennt man Betrug.«
    »Ich habe davon keine Ahnung. Ich habe die ganze Sache auch nur durch Zufall vor ein paar Tagen entdeckt. Was hätte ich denn tun sollen? Meinen eigenen Cousin anzeigen?«
    »Durch Zufall,

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