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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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ruft.«
     
    Dr.Levi kam zwanzig Minuten zu spät.
    »Tut mir leid«, sagte er und nahm seine Mütze ab, »aber
ich hatte noch einen Notfall zu behandeln.« Er lächelte Capelli an.
    »Und wenn wir nicht sofort das Gebäude betreten, dann werde ich Ihr nächster Notfall sein«, schlotterte Capelli, die schon ziemlich durchgefroren war. »Ist da Kaffee drin?« Sie zeigte auf die Thermoskanne, die Dr.Levi in der Hand hielt.
    »Ja, und er gehört ganz alleine Ihnen, wenn Sie mir dafür verzeihen, dass ich Sie hier draußen habe warten lassen.«
    »Entschuldigung angenommen«, sagte Capelli und griff nach der Kanne. »Ich heiße übrigens Nina Capelli.« Sie streckte ihm die Hand hin.
    »Markus Levi«, sagte der Gemeindearzt. »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    »Freuen Sie sich nicht zu früh«, warnte ihn die Gerichtsmedizinerin. »Wenn Sie sehen, was da drinnen liegt, könnte es durchaus sein, dass Sie lieber auf meine Bekanntschaft verzichten würden.«
    »Schaun wir mal«, sagte Dr.Levi und schloss die Tür auf.
    Nachdem Capelli die Leichenhalle betreten hatte, streifte sie sich einen Plastikkittel und Gummihandschuhe über und zog behutsam das Tuch beiseite, das den Leichnam von Josef Anders bedeckte.
    »Oh, mein Gott!« Dr.Levi hielt sich am Türrahmen fest und rang nach Luft. »Herr Morell hatte mich zwar vorgewarnt, dass die Leiche kein schöner Anblick sein würde, aber das ...«
    »Kaffee?« Capelli hielt ihm einen dampfenden Plastikbecher unter die Nase, aber der Arzt schüttelte nur den Kopf. »Sieht so aus, als hätten Sie noch nie eine Obduktion durchgeführt«, stellte sie fest und nahm einen Schluck.
    »Nun ja«, sagte Dr.Levi, der langsam seine Fassung wiedergewann. »Ich bin Allgemeinmediziner. Seit dem Studium hatte ich es hauptsächlich mit lebenden Menschen zu tun.« Er lächelte verlegen. »Tut mir leid, dass ich Ihnen keine große Hilfe sein kann.«
    »Kein Problem«, sagte Capelli und reichte ihm ein Paar Gummihandschuhe.
»Ich werde die Hauptarbeit machen. Sie müssen mir nur ein wenig assistieren, und ich werde Sie Schritt für Schritt durch den Prozess führen.« Sie schenkte Dr.Levi ein Lächeln. Wenn man einmal von der leicht grünlichen Gesichtsfärbung absah, war der junge Gemeindearzt gar nicht so unattraktiv. ›Dann wollen wir mal sehen, was der Gute so alles aushält‹, dachte sie. »Bitte reichen Sie mir das Skalpell.«
     
    Morell hatte überbackene Zucchini zum Abendessen gemacht und dazu eine gute Flasche Wein geöffnet.
    »Nochmals danke, dass du heute für mich die Obduktion durchgeführt hast«, sagte er und schenkte Capelli Wein nach.
    »Ich werde den Bericht morgen fertigstellen«, sagte die Gerichtsmedizinerin und nahm einen großen Schluck. »Mmmh, du hast ja richtige Schätze in deinem Weinkeller gelagert.« Sie lächelte. »Wenn du möchtest, können wir aber schon jetzt über die Ergebnisse sprechen, oder willst du damit bis nach dem Essen warten?«
    Morell schüttelte den Kopf. »Passt schon«, sagte er und schielte auf seinen Teller. »Ich halte das schon aus.«
    »Dann bist du zäher als Dr.Levi. Dem wäre heute ein paar Mal fast schlecht geworden, und einmal wäre er mir sogar beinahe umgekippt«, sagte Capelli und seufzte. »Warum müssen die attraktiven Männer nur immer solche Waschlappen sein?«
    »Bei dem Anblick hätte der hartgesottenste Kerl weiche Knie bekommen«, versuchte Morell den Arzt in Schutz zu nehmen. »Aber jetzt erzähl, was hat die Obduktion ergeben?«
    »Wie ich bereits angenommen hatte, ist der Tote innerlich verblutet. Der Mörder hat zwölfmal auf ihn eingestochen, wobei drei dieser Stiche – zwei davon in die Lunge und einer in die Leber – alleine schon tödlich gewesen wären. Die Tatwaffe war ein circa zwanzig Zentimeter langes und drei Zentimeter breites Messer mit gewellter Schneide. Ich tippe auf ein einfaches Küchenmesser.«
    Morell seufzte. »Wahrscheinlich besitzt jeder Haushalt hier in Landau mindestens ein Messer dieser Sorte. Sonst noch etwas, das du herausgefunden hast?«
    Capelli nickte. »Der Mörder ist höchstwahrscheinlich Rechtshänder, und es könnte sein, dass er das Opfer vor dem Mord betäubt oder irgendwie gelähmt hat.«
    »Das ist ein äußerst interessanter Punkt. Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe am Oberschenkel des Toten ein kleines Einstichloch entdeckt, das so aussieht, als wäre es durch eine Spritze verursacht worden. Es kann natürlich sein, dass ich mich täusche. Das Opfer befindet sich ja

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