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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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ich nach der Trauerfeier gehört habe«, sagte Lorentz und nahm einen großen Schluck. Die Kohlensäurebläschen kratzten in seinem Hals. »Ich weiß nicht mehr genau, ob es Stefan oder Andreas war, aber einer von den beiden hat gemeint, dass Joe jetzt schon der Fünfte in zwei Jahren gewesen sei.«
    »Der Fünfte von was?«
    »Der Fünfte aus unserem direkten Umfeld, der in den letzten Jahren gestorben ist. Warte, lass mich überlegen ... also, da war Raimund Schelling. Er wohnte früher ein paar Häuser weiter und war ein oder zwei Jahre älter. Er hat sich anscheinend selber umgebracht.«
    Capelli suchte in dem von Bender geschaffenen Selbstmord-Stapel und legte die Akte neben sich. »Wer noch?«, fragte sie.
    »Thomas Liebenknecht, auch ein Junge aus der Nachbarschaft, starb, als seine Tankstelle in die Luft flog.«
    Capelli suchte kurz und fischte dann eine Akte aus dem Anderes-Stapel. »Fehlen uns noch zwei«, stellte sie fest.
    »Dann war da noch Susanne Simonis, der Schwarm aller Jungs auf unserer Schule. Sie hat sich aus dem Fenster gestürzt. Ach ja, und natürlich noch der spektakulärste Fall: Linda Frank, damals ein zierliches Mädchen mit Zahnspange. Sie war Psychiaterin und wurde von einem ihrer Patienten umgebracht.«
    »Ich kann mich erinnern, die Zeitungen waren voll davon.«
    »Ich glaube, Linda Frank können wir aber weglassen«, sagte Lorentz. »Die Polizei hat ihren Mörder damals gefasst und weggesperrt.«
    »Wir dürfen nichts auslassen. Sicher ist sicher.«
    Sie begannen mit Susanne Simonis, da sie seinerzeit die erste Tote gewesen war.
    »Fällt dir was auf?«, fragte Lorentz.
    Capelli nickte. »Das Datum. Susanne Simonis starb am 12 . 12 ., irgendwie unheimlich.« Sie blätterte die Akte durch und las den Bericht. »Ansonsten kann ich nichts Auffälliges finden, aber das Datum gibt mir schon sehr zu denken.«
    »Verdammte Zwölf«, sagte Lorentz. »Hier«, er reichte Capelli die Akte von Thomas Liebenknecht. »Er war als Nächster dran.«
    Capelli nahm die Unterlagen. »Auch an einem Zwölften«, sagte sie. »Am 12 .Juni. Das kann natürlich ein Zufall sein.«
    »Oder auch nicht. Laut dem Bericht der Feuerwehr hier war die Ursache des Brandes unklar. Eventuell Brandstiftung. Es war aber nicht möglich, einen Schuldigen zu identifizieren, da die Flammen alle Beweise vernichtet hatten.«
    »Wie praktisch«, stellte Capelli fest.
    Lorentz schaute kurz in die nächste Akte und reichte sie dann der Gerichtsmedizinerin. »Raimund Schelling – und du wirst nie erraten, wann er starb.«
    »Ah geh – auch an einem Zwölften?«
    »Genau. Er starb wie Thomas Liebenknecht am 12 .Juni, nur eben ein Jahr später.«
    »Verdammt«, sagte Capelli und fing an zu blättern. »Er hat eine Überdosis Tabletten genommen und jede Menge Alkohol getrunken. Laut einem Bericht seines Hausarztes wurden bei ihm schwere Depressionen diagnostiziert, und er musste verschreibungspflichtige Antidepressiva nehmen. Könnte also tatsächlich ein Selbstmord gewesen sein. Hier steht außerdem, dass er Pfleger im Landeskrankenhaus Breitenberg war, wo immer das auch sein mag.«
    »Breitenberg ist nur eine halbe Stunde von Landau entfernt«, klärte Lorentz die Gerichtsmedizinerin auf. »Meine Mutter ist früher, als es in Landau noch nicht so viele Geschäfte gab, immer mit mir und meiner Schwester dorthin gefahren, um Klamotten zu kaufen.«
    »Verstehe. Nochmal zurück zu Raimund Schelling: Nachdem er in einem Krankenhaus gearbeitet hat, hatte er also auch Zugang zu allen möglichen Medikamenten. Es war wohl kein Problem für ihn, sich die Überdosis zu besorgen.«
    »Klingt gut«, sagte Lorentz. »Das heißt, es klingt natürlich gar nicht gut für ihn, aber gut für uns, weil es sehr wahrscheinlich kein Mord war.«
    Capelli sah ihn an, und ihr Blick verhieß nichts Gutes. »Doch, war es«, sagte sie. »Bei den anderen beiden bin ich mir nicht sicher, aber Raimund Schelling wurde auf jeden Fall von derselben Person umgebracht, die auch Joe Anders und Andreas Adam getötet hat.« Sie hielt ihm ein Foto unter die Nase.
    »Was zur Hölle ist das?«
    »Im Rachen des Toten wurde bei der Obduktion ein kleiner Zettel gefunden. Mein Kollege Dr.Hegel hat damals die Obduktion vorgenommen, ein ausgesprochen genauer Mediziner. Und das hier sind seine Aufzeichnungen. Anscheinend nahm Hegel an, dass der Tote den Zettel verschluckt hatte. Da er sich keinen Reim darauf machen konnte, hat er ihn fotografiert und das Bild zu den Akten

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