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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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sich diese Brände am Ende zu Ihren Gunsten aus, wenn ich das anmerken darf. Manchmal konnte man von Glück reden, dass es sich nur um ein Strohfeuer handelte. Was die Großfürstin angeht, sollten Sie nicht übersehen, dass es für die junge Dame ein Leichtes ist, ihren eigenen Weg zu gehen. Wer so reich und mächtig ist, dem werden selten Hindernisse in den Weg gestellt. Ich muss jedoch nur einen Blick in unsere sehr geschrumpfte Reisekasse werfen, um zu wissen, dass Sie, lieber Prinz, keine großen Sprünge machen können.«
    »Geld, Geld, Geld! Was kann ich dafür, dass mein Vater mich so knapphält? Habe ich Sie nicht vor der Reise angewiesen, ein gutes Wort für mich bei ihm einzulegen? Hätten Sie diese Aufgabe vernünftig erledigt, gäbe es heute kein Gejammer über leere Kassen. Ich will davon nichts mehr hören!« Karl schlug mit der flachen Hand eine der Motten tot, die in Scharen um die Kerze flatterten.
    Das war wieder einmal typisch. Da drehte er jeden Taler dreimal um, um aus ihren bescheidenen Mitteln das Beste zu machen – und was war der Dank? Jetzt sollte er auch noch schuld sein an ihrer finanziellen Misere.
    »Ich werde der Großfürstin gewiss nicht verraten, wie armselig es in unserem Portemonnaie aussieht. Oder wie bescheiden der Lebensstil am Stuttgarter Hof ist, verglichen mit dem, den sie und die Zarinhier führen«, sagte er beschwichtigend. »Reden wir lieber von etwas Schönem: Erzählen Sie, lieber Prinz, wie fühlt sich die Liebe nun tatsächlich an?« Noch während er sprach, huschte ein leises Lächeln über sein Gesicht. Vielleicht waren Karls Hochzeitspläne doch keine so dumme Idee. Ihre finanziellen Sorgen wären sie dank Olgas Mitgift jedenfalls für lange Zeit los.

28. KAPITEL
    D ie Prinzessin hatte fahlblonde Haare und trug ein silbernes Kleid mit Schleppe. Im Augenblick lag sie auf dem Boden, ihre Arme und Beine erschlafft von sich gestreckt. Währenddessen jagte der Prinz eine Horde in Lumpen gekleideter Räuber über die linke Ecke der kleinen Theaterbühne davon. Der Prinz selbst trug eine grüne Joppe, eine rote Hose und hatte eine Krone auf dem Kopf, deren goldene Farbe etwas abblätterte. Mit staksigen Bewegungen ging er jetzt zu der am Boden Liegenden und kniete sich nieder.
    Unwillkürlich wanderte Ollys Blick zu Karl, der an ihrer rechten Seite saß. Seine Wangen waren gerötet, er schien vom Geschehen auf der kleinen Puppenbühne ganz gefangen zu sein und wirkte hellwach.
    Sie wurde aus ihm nicht schlau, dachte Olly nicht zum ersten Mal. Hier und jetzt war Karl Feuer und Flamme. Dagegen hatte er vorhin, als er und Hackländer sie und Anna abgeholt hatten, kaum den Mund zu einer Begrüßung aufgebracht. Unter seinen Augen hatten dunkle Schatten gelegen, scherzhaft hatte Olly ihn gefragt, ob ihre Gespräche vom Vortag ihm den Schlaf geraubt hätten. Er hatte tatsächlich genickt.
    Sein Sekretär Friedrich Hackländer hingegen war bester Laune gewesen. Lachend und scherzend hatte er Anna und sie auf der Fahrt in die Stadt unterhalten, während Karl stur aus dem Fenster der Kutsche schaute und nur mühsam ein Gähnen vermied.
    Konsternierthatte Olly Anna angeschaut. Was hatte das zu bedeuten?
    Die Hofdame hatte unmerklich mit den Schultern gezuckt und Olly auf Russisch zugeraunt, sie solle ihm Zeit lassen.
    Als sie vor dem Theater angekommen waren und Hackländer Anna vorschlug, einen Spaziergang mit ihm zu machen, hätte Olly am liebsten gerufen: »Bleib hier, lass mich nicht allein!« Stattdessen hatte sie Anna lächelnd nachgewinkt. Lachen, um nicht zu weinen – das konnte sie.
    Auf der Bühne folgte ein heftiger Wortwechsel auf Italienisch, den Olly nicht verstand. Aber dass es um Liebe ging, erschloss sich ihr dennoch. Während die Kinder und die Frauen, die das Publikum zum größten Teil ausmachten, begeistert applaudierten, seufzte sie leise auf.
    Wenn es im Leben nur auch so einfach wäre: Der Prinz rettete die Prinzessin aus einer misslichen Lage, die beiden heirateten und waren glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Stattdessen brachten ihre Prinzen sie von einer misslichen Lage in die nächste.
    Karl beugte sich zu ihr herüber, seine Augen funkelten. »Und? Hat es Ihnen gefallen?«
    Olly nickte. »Ganz reizend, es war eine zauberhafte Idee von Ihnen hierherzugehen. Ich wusste gar nicht, dass die Italiener so leidenschaftliche Marionettenspieler sind.«
    »Ob das auf alle Italiener zutrifft, bezweifle ich. Die Besitzerin hat mir erzählt, dass sie aus

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