Die Zauberer 01 - Die Zauberer
vertraue ich bedingungslos. Sie würde niemals zulassen, dass Aldur uns hier erfrieren lässt.«
Caia legte den Kopf schief. »Sie gefällt dir, nicht wahr?«
»Fang du nicht auch noch damit an«, knurrte er. »Leuchte lieber, damit sie uns sehen können, falls sie auf dem Rückweg sind.«
Erneut verblasste Caias stoffliche Erscheinung, und für einige Augenblicke wurde sie abermals zu einem Wesen aus reiner Energie, das so hell strahlte, dass sich Granock abwenden musste, um nicht geblendet zu werden. »Ich sehe es dir an«, erklärte Caia, sobald sie wieder eine Elfin aus Fleisch und Blut war. »Du willst sie, und nachts träumst du von ihr. Aber du wirst sie niemals haben können.«
»Ich weiß«, murmelte Granock, »sie ist ein Kind der Ehrwürdigen Gärten.« »Nicht nur das«, sagte Caia. »Selbst wenn sie sich entscheiden sollte, ihre Enthaltsamkeit aufzugeben und sich einen Mann zu nehmen, würde ihre Wahl nicht auf dich fallen.«
»Weil ich ein Mensch bin?«
»Nein«, antwortete Caia mit gnadenloser Ehrlichkeit, »weil auch Aldur ein Auge auf sie geworfen hat, und des Aldurans Sohn bekommt immer, was er will. Es ist ganz einfach, weil ... Da! Sieh nur!«
Granock fuhr herum und sah sofort, was die Elfin meinte: Jenseits des Nebels, in genau der Richtung, in die Alannah und Aldur verschwunden waren, flammten grelle Flammen auf.
Das Feuer selbst war nicht zu sehen, wohl aber sein Widerschein, der den Nebel orangerot flackern ließ, und das nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals hintereinander, aber in unregelmäßigen Abständen.
»Dieser elende Hundesohn!«, rief Granock, aber es sollte keine Beleidigung sein, sondern seine ehrliche Bewunderung zum Ausdruck bringen. »Er hat es tatsächlich geschafft - und er gibt das Signal!«
»Aber warum hört er nicht damit auf?«, fragte Caia, das ferne Flackern im Nebel beobachtend. »Warum verschwendet er seine Kräfte?«
»Was weiß ich?« Granock zuckte mit den Schultern. »Vielleicht muss er mal wieder allen beweisen, was für ein toller Kerl er ist.«
»Nein, das ist es nicht«, beharrte Caia, und in diesem Moment spürte Granock mehrere dumpfe Erschütterungen unter seinen Füßen. »Etwas muss vorgefallen sein ...«
»Was auch immer es sein mag - wir müssen los!«, rief Granock und setzte sich bereits in Bewegung.
Caia folgte ihm in kurzem Abstand ...
Das Vorankommen nötigte ihnen viel ab. Nicht so sehr wegen des Schnees, durch den Aldur ja eine Schneise geschmolzen hatte, sondern ihrer klammen Glieder wegen, die ihnen nur widerwillig gehorchten und bei jeder Bewegung schmerzten. Doch unaufhaltsam näherten sie sich dem Feuerwerk im Nebel. Granock, der einen guten Teil seines Lebens im Freien verbracht und von entsprechend robuster Konstitution war, verfiel in einen gleichmäßigen Laufrhythmus, der seinen Atem und seine Kräfte schonte und sich über eine lange Strecke beibehalten ließ.
Anders Caia. Ihr zarter Körper war für Strapazen wie diese einfach nicht geschaffen, und zudem hatten die vielen zurückliegenden Verwandlungen an ihren Kräften gezehrt. So dauerte es nicht lange, bis die Elfin hinter Granock zurückfiel. Obwohl sie alles gab, vergrößerte sich der Abstand zwischen ihnen immer mehr, sodass Caia ihren Mitschüler im dichten Nebel zu verlieren drohte.
»Granock!«, rief sie mit nahezu letzter Kraft. »Ich kann nicht mehr ...!« Die Elfin strauchelte und fiel der Länge nach in den Schnee, der sie weich, aber eisig kalt empfing. Nässe drang durch ihre dünne Tunika, die ohnehin schon klamm an ihrem Leib klebte, und sie verspürte den Drang, einfach liegen zu bleiben und aufzugeben. Dass es nicht so kam, lag an der kräftigen Hand, die sie packte und in die Höhe zerrte.
»Nicht im Schnee liegen«, schärfte Granock ihr ein. »Wenn du liegen bleibst, wirst du jämmerlich erfrieren, Zauberkraft hin oder her.«
»Aber ich ... kann nicht mehr«, stieß sie hervor, während der Nebel vor ihnen erneut von einer Kaskade orangeroter Glut beleuchtet wurde.
»Du musst! Denn sonst wirst du sterben!«
»Lass mich zurück und lauf allein weiter!«
»Dann wirst du erfrieren!«
»Die Meister werden mich finden.«
»Und die Prüfung?«
Erschöpft und abgekämpft, wie sie war, blickte Caia ihm tief in die Augen. »Vielleicht«, flüsterte sie, »bin ich es nicht wert, den Weg der Magie zu beschreiten ...«
»Von wegen«, widersprach er störrisch und lud sie sich kurzerhand auf die Arme. »Wer es bis hierher geschafft hat, der
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