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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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jemanden, dem ich mein Leben verdanke, auf derart gemeine Weise hintergehen.«
    »Aber das ... das ist gegen alle Vernunft!«
    »Vielleicht«, räumte sie ein, »aber Granock ist unser Kamerad. Unabhängig von seiner Herkunft ist er ein Novize Shakaras wie wir.«
    »Unsinn! Er ist ein Mensch, Alannah. Du bist ihm gegenüber zu rein gar nichts verpflichtet.«
    »Doch, das bin ich«, erklärte sie störrisch. »Geh du nur. Ich werde bleiben.« »Du tust es schon wieder«, keuchte er, die Augen vor Zorn weit aufgerissen. »Schon wieder ziehst du ihn mir vor.«
    »Nein, Aldur. Es geht hier nicht um ihn oder um dich, sondern um grundsätzliche ...«
    »Komm mir nicht mit Grundsätzen«, fiel er ihr laut ins Wort. »Ich habe deine wortreichen Erklärungen satt. Geh mit mir oder lass es bleiben, aber beschwer dich nicht, wenn du auf der Strecke bleibst. Ich habe dich gew...« Eine schwere Erschütterung riss ihm das Wort von den Lippen, und Alannah und er hatten Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Sie taumelten, und während es der Elfin gelang, auf den Beinen zu bleiben, wankte Aldur in den tiefen Schnee und fiel um.
    »Was war das?«, rief er, während er sich sogleich wieder erhob. »Wahrscheinlich eines dieser magischen Beben«, vermutete sie. »Nicht schon wieder«, stöhnte Aldur.
    Schon im nächsten Augenblick erfolgte der nächste Erdstoß, begleitet von einem markigen Knacken, das bis zu den Wurzeln der Welt hinabzureichen schien.
    »Sieh!«, rief Alannah außer sich und deutete auf den Spalt, der sich im Boden bildete, genau zwischen ihnen und der Nadel, die sich verheißungsvoll im Nebel abzeichnete. Unter infernalischem Getöse teilte sich das Eis. Der Schnee, der darauf gelegen hatte, sackte in bodenlose Tiefe, und eine Kluft bildete sich, noch breiter als jene, in die sie alle ohne Alannahs Gabe gestürzt wären.
    »Zurück!«, schrie sie entsetzt. »Wir müssen zurück ...!«
    »Nein«, beharrte er. »Ich werde nicht umkehren! Nicht so kurz vor dem Ziel!« Damit setzte er sich in Bewegung und stapfte geradewegs auf die Kluft zu. Alannah, die ihn nicht ins Verderben rennen lassen wollte, folgte ihm und rief ihm hinterher: »Bleib stehen! Das ist Wahnsinn!«
    »Wahnsinn wäre es, jetzt noch umzukehren!«, schrie er zurück, trotzig wie ein Kind.
    Schon einen Herzschlag später jedoch blieb er tatsächlich stehen - nicht etwa, weil er seinen Starrsinn aufgegeben und sich eines Besseren besonnen hätte, sondern weil sich aus der dunklen Tiefe des Spalts plötzlich etwas erhob. Etwas, das so groß und so unfassbar war, dass Aldur mit einem gellenden Aufschrei zurückwich.
    Er stieß gegen Alannah, und sie stürzten beide rücklings in den Schnee, wo sie liegen blieben und fassungslos das Schauspiel verfolgten, das sich ihren ungläubig geweiteten Augen bot.
    Denn aus der Eisspalte reckte sich eine gewaltige Hand. Jeder ihrer Finger allein war so groß wie ein ausgewachsener Elf, und ihre Haut hatte die Farbe und Beschaffenheit von Gletschereis. Einen schrecklichen Augenblick lang schwebte die Hand über der Eisspalte, dann griff sie nach der Abbruchkante und krallte sich daran fest. Eine zweite Hand erschien, gesellte sich zu der ersten, und dann zog sich etwas aus der Tiefe nach oben, das größer war als alles, was die beiden Elfen je zuvor in ihrem Leben zu Gesicht bekommen hatten.
    Jenseits der beiden Eispranken erschien ein gigantisches, bläulich schimmerndes Gesicht, von dessen scharf geschnittener Nase und dem spitzen Kinn Eiszapfen hingen. Die strengen Züge des Riesen wurden umrahmt von einem langen weißen Bart und ebenso weißen langen Haaren, die Augen hatten weder Pupille noch Iris und funkelten wie das Licht der Sterne, und im Mund des Giganten steckten Zähne aus gezacktem Eis, jeder so groß wie ein Felsblock. Das heisere Fauchen, das aus diesem schrecklichen Maul drang, schien die Luft ringsum gefrieren zu lassen.
    Dem Haupt folgte ein kurzer Hals, dann ein breiter graublauer Körper mit gewaltigen Muskelbergen, der lediglich mit einem Schurz aus weißem, zottigem Fell angetan war, und zum Schluss erschienen zwei Beine, als der Gigant einen Fuß auf den Rand der Kluft setzte, um sich vollends hochzustemmen. Dann richtete er sich zu seiner ganzen Größe auf. Wie zwei Türme ragten seine Beine in den Nebel, der Oberkörper und das furchterregende Haupt darüber waren nur noch vage auszumachen. Starr vor Entsetzen blickten Aldur und Alannah an dem Titan empor. Ob die ungeheure Kreatur

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