Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Gesicht, dessen Augen suchend umherblickten - bis Ymir Alannah wiederfand.
    Die Elfin war ängstlich zurückgewichen und dabei fast ebenfalls .in eine der vielen Spalten gestürzt, die den Boden mittlerweile durchzogen. Fieberhaft überlegte sie, womit sie der Raserei des Urriesen Einhalt gebieten konnte. Wenn selbst Aldurs Kräfte versagten, was konnte sie dann ausrichten? In ihrer Verzweiflung entfesselte sie ihre gesamte Kraft in einer wahrhaften Explosion aus Eis. Es wuchs aus ihren Händen und türmte sich innerhalb weniger Augenblicke zu einem riesigen Schutzwall auf, der höher und größer war als alles, was die Elfin je mittels ihrer Fähigkeit geformt hatte. Wie lang war der Weg gewesen, der hinter ihr lag, wie gewaltig die Entwicklung, die sie durchlaufen hatte: von einer unwillkürlichen, spontanen Reaktion, die einen dreisten, aber dennoch harmlosen jungen Menschen das Leben gekostet hatte, bis hin zu dieser erstaunlichen Leistung, die sich als massive Eismauer vor ihr manifestierte.
    Elfen und Menschen, Orks und wohl auch Trolle hätte diese Wand für eine ganze Weile aufzuhalten vermocht, nicht jedoch den Eisriesen. Nur für einen kurzen Moment verschwand seine Gestalt aus Alannahs Sicht hinter der blau schimmernden Mauer, im nächsten Augenblick drosch etwas von der anderen Seite mit derartiger Wucht gegen das Bollwerk, dass sich sogleich knirschend Sprünge im Eis bildeten.
    Alannah fuhr herum und rannte um ihr Leben. Mit ihrer Zauberkraft war sie am Ende, die Zerstörungswut des Eisriesen besänftigen zu wollen, wäre ein aussichtsloses Unterfangen gewesen. Die Jahrtausende, die Ymir in seinem Exil in den Tiefen der Welt zugebracht hatte, ehe das Beben ihn daraus befreit hatte (oder war er es erst gewesen, der das Beben ausgelöst hatte?), hatten seinen Zorn ins Unermessliche gesteigert. Alles, was Alannah noch blieb, war die Flucht.
    Trotz ihrer Erschöpfung rannte sie mit weiten, ausgreifenden Schritten, während sie nur darauf wartete, dass sich ein Riss im Boden auftun und sie verschlingen würde wie Aldur. Sie rechnete auch jeden Augenblick damit, dass eine gigantische Faust aus dem weißen Himmel fiel und sie zerschmetterte, und dies umso mehr, da sie hinter sich die stampfenden Schritte des Riesen vernahm und dazu erneut das hässliche Geräusch von berstendem Eis. Splitter flirrten durch die Luft, die unter dem wütenden Gebrüll des Eisriesen zu erbeben schien, und Alannah, deren physische Kräfte immer mehr nachließen, beging den Fehler, einen Blick über die Schulter zu werfen.
    Was sie sah, erfüllte sie mit Entsetzen - der Riese war bereits unmittelbar hinter ihr!
    Wie die Türme einer gigantischen Festung ragten seine Beine über ihr, wie Sonnen stachen seine Augen durch den Nebel - und wie ein offener Rachen senkte sich seine gespreizte Pranke herab, um die Elfin zu ergreifen! Alannah schrie, fiel in den Schnee und wartete darauf, entweder zerquetscht oder wie ein Spielzeug hochgerissen und durch die Luft geschleudert zu werden.
    Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen erklang über ihr ein heiseres Schnauben, das Überraschung verriet.
    Alannah hob den Kopf, um einen Blick zu riskieren, aber gleißend helles Licht blendete sie. Dafür war im nächsten Moment jemand bei ihr, der sie an den Schultern packte und ihr beim Aufstehen half, und eine vertraute Stimme fragte: »Bist du in Ordnung?«

4. GYWARTHAN
    Granock war weit herumgekommen und hatte schon manches gesehen. Jedoch konnte sich nichts davon mit jenen Dingen messen, deren Zeuge er Tag für Tag wurde, seit er bei den Elfen in Shakara weilte. Was man andernorts und ganz besonders in den Städten der Menschen als ausgemachtes Wunder bezeichnet hätte, gehörte in der Ordensburg zum Alltag, sodass Granock gelernt hatte, das Außergewöhnliche mit einer gewissen Gelassenheit hinzunehmen.
    Diese Gelassenheit war es, die seinen Verstand daran hinderte, dem Wahnsinn zu verfallen, als er auf einmal des Eisriesen ansichtig wurde.
    Der Augenblick, da sich der Nebel lichtete und sie den Giganten erstmals zu Gesicht bekamen, würde Granock wohl sein Leben lang nicht vergessen. Denn in diesem Moment wurde ihm klar, was Farawyn meinte, als er damals in Andaril von einer »größeren Welt« gesprochen hatte.
    Natürlich hatte Granock schon von den Riesen gehört, die angeblich einst den Norden bevölkert hatten und in der großen Schlacht am Anbeginn der Zeit in die Tiefen der Welt verbannt worden waren. Jedoch hatte er niemals

Weitere Kostenlose Bücher