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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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aus den Gedanken der Hunla erwächst, ist von der Wirklichkeit nicht zu unterscheiden und reagiert wie ein lebendes, atmendes Wesen. Der Eisriese hätte auch töten können, das steht außer Frage.«
    »Das haben wir gemerkt«, kommentierte Aldur mit einem Zynismus, der eigentlich eher Granocks Domäne war.
    »Ihr alle habt tapfer gekämpft, Novize Aldur«, sagte Daior und wandte sich dem jungen Elfen zu, »doch keiner so hart wie du. Du hast dich dem Riesen entgegengestellt und ihm getrotzt.«
    »Nicht ich allein, Meister«, widersprach Aldur zur Verblüffung seiner drei Mitstreiter. »Wäre Granock nicht gewesen, würde ich nicht mehr unter den Lebenden weilen und hätte nichts zu unserer Rettung beitragen können. Ihm gebührt nicht weniger Lob als mir.« Damit wandte er sich dem Menschen zu, der noch vor wenigen Stunden sein erklärter Feind gewesen war, und hielt ihm die Hand hin.
    »Am Tag, als wir uns das erste Mal trafen, wolltest du mir die Hand in Freundschaft reichen«, erinnerte Aldur. »Ich jedoch habe nur einen Gegner in dir gesehen. Ich war verblendet und töricht, doch die Geschehnisse dort draußen im ewigen Eis haben mir die Augen geöffnet. Hier ist meine Hand, Granock. Wenn du sie noch willst, ergreif sie, und ich will dir von nun an ein treuer Freund sein.«
    »W-was war das?«, fragte Granock verblüfft, dessen Verstand tatsächlich Mühe hatte, mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten. »Ist das dein Ernst?«
    »Du weißt, dass ich nicht scherze«, entgegnete Aldur. »Elfen haben keinen Humor.«
    Da konnte Granock nicht anders, als herzhaft zu lachen, und in seiner Erleichterung und im Überschwang des Augenblicks trat er vor und umarmte Aldur, statt seine Hand zu ergreifen.
    Der Elf wusste sichtlich nicht, wie er auf diesen Gefühlsausbruch reagieren sollte. Unter männlichen Elfen wurde der Austausch solcher Vertraulichkeiten als derb und bäuerisch empfunden. Noch am Morgen hätte sich Aldur daher entsprechend herablassend und abfällig geäußert, nun aber erwiderte er, nach einem kurzen Moment der Unsicherheit, die Umarmung des Menschen und dankte ihm dafür, dass Granock ihm nicht nur das Leben gerettet, sondern auch die Schande erspart hatte, den prayf wiederholen zu müssen. »Sieh an«, kommentierte Alannah, die trotz ihrer Erschöpfung überglücklich war. »Wer hätte das gedacht? Sollten aus Feinden am Ende Freunde geworden sein?«
    »Um nichts anderes geht es bei der Prüfung«, erklärte Daior. »Jeder prayf soll die Schüler etwas lehren, das sie zuvor noch nicht erkannt oder gegen das sie sich bisher gesperrt haben. Er soll ihr Bewusstsein weiten und ihnen eine der fundamentalen Wahrheiten offenbaren, die das Leben bestimmen.« »Als da wäre?«, fragte Caia.
    »Dass man in der Gemeinschaft stärker ist als allein«, sagte eine Stimme hinter ihnen, »und dass man Verbündete auch dort findet, wo man sie am wenigsten vermutet.«
    Die Schüler wirbelten herum und sahen sich zu ihrer Verwunderung ihren Meistern gegenüber: Cethegar, Riwanon und Farawyn, die ebenso geheimnisvoll und unvermittelt aufgetaucht waren wie zuvor Daior. Riwanon und Farawyn stand der Stolz auf ihre Novizen in die Gesichter geschrieben, und sogar Cethegar blickte weniger grimmig drein als sonst.
    »Eure Feindschaft«, fuhr Farawyn in seiner Erklärung fort, »blieb uns nicht verborgen, also beschlossen wir, sie zum Gegenstand eurer Prüfung zu machen. Aus diesem Grund wurdet ihr derselben Gruppe zugeteilt. Uns war klar, dass ihr die Mission nur bewältigen könnt, wenn ihr euren Zwist begraben und zusammenarbeiten würdet, wie es das Grundprinzip unserer Ordensgemeinschaft vorsieht.«
    »Dann ... war alles geplant?«, fragte Granock ungläubig. »Von Anfang an?« »Bruder Daior und die Hunla haben lediglich dem Gestalt verliehen, was ihr in eurem Innersten empfunden habt«, erläuterte Riwanon. »In Wahrheit ist es euer Zorn gewesen, der das Eis erschütterte und den Riesen weckte, und es war euer Hass, der ihn nährte. Besiegen konntet ihr ihn erst, als ihr eure kindischen Rivalitäten hintanstelltet und euch füreinander eingesetzt habt.« »Diese Lektion«, ergänzte Cethegar und strich sich über die Zöpfe seines Barts, »konnten wir euch nicht lehren. Ihr musstet von selbst darauf kommen
    - und das habt ihr getan. Ihr habt eure Rivalitäten und alles, von dem ihr glaubtet, es würde euch trennen, hinter euch gelassen und seid über euch hinausgewachsen. Deshalb verdient ihr Anerkennung - und habt

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