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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Sinne waren auf eine andere Welt, auf eine andere Wirklichkeit konzentriert, die sich jenseits des Sichtbaren befand, und auf einmal sah er durch die geschlossenen Lider schemenhafte Gestalten, die über den leblosen Körpern schwebten und nicht von ihnen lassen konnten.
    Farawyn drängte die Furcht zurück, die ihn zu überkommen drohte. Langsam löste er eine Hand vom Zauberstab und führte sie zum Boden, legte sie flach auf den kalten, klumpigen Sand und wartete eine lange, sehr lange Zeit. Dennoch erfuhr der Seher nicht, was er wissen wollte.
    Aber als gegen Morgen das Gewitter heranzog, das sich in der Ferne zusammengebraut hatte, als der Himmel von dröhnendem Donner widerhallte und die uralten Burgmauern von flackernden Blitzen erhellt wurden, die auch die Knochen der Gefallenen aus der Dunkelheit rissen, um sie schon im nächsten Moment wieder darin versinken zu lassen - da fand ihn das Grauen ...

11. YNSTA YMOSURIAD
    Die Novizen und die beiden verbliebenen Meister hatten die Nacht im Schutz eines großen Felsens verbracht. Auf der Südseite des riesigen Steinblocks gab es einen Überhang, der sich über dem sandigen Boden wölbte, eine Art natürliches Dach, groß genug, um sowohl den Pferden als auch ihren Reitern vor dem Wolkenbruch Schutz zu bieten, der gegen Morgen niederging. Es regnete selten im Grenzland von Arun, aber wenn, dann so heftig, dass das Wasser den kargen und festgebackenen Boden fast knöcheltief
    überschwemmte. Blitze zuckten am Himmel und ließen die nahe Burg und ihre Türme noch um vieles unheimlicher erscheinen, als es am vergangenen Abend im Licht der Dämmerung der Fall gewesen war.
    Weder Granock noch einer seiner Kameraden hatte die Nacht über ein Auge zugetan. Zum einen hatten sie sich beim Wachehalten abgewechselt, zum anderen waren sie viel zu aufgewühlt von den grässlichen Bildern, die sie gesehen hatten, als dass sie hätten Ruhe finden können.
    Den größten Teil der Nacht hatte Granock einfach nur unter dem Felsvorsprung gesessen und hinaus in die Schwärze gestarrt, während er sich immerzu gefragt hatte, was den Soldaten in der Zitadelle wohl widerfahren sein mochte. Genau wie Alannah und Aldur war auch ihm nicht verborgen geblieben, wie unruhig die grausigen Entdeckungen ihre Meister gemacht hatten, obwohl diese sich Mühe gaben, so beherrscht wie immer zu wirken. Selbst Cethegars Reaktion bewies, dass dies auch für ihn keine alltägliche Situation war. Etwas lauerte dort draußen in der Dunkelheit, und dieses Etwas flößte nicht nur den Novizen Angst ein, sondern auch ihren Lehrern. Und genau diese unbestimmte, nicht näher zu benennende Furcht war es, die Granock wach gehalten hatte.
    Auch an Farawyn hatte er immerzu denken müssen, und er hatte sich gefragt, welche Schrecken sein Meister wohl gerade durchleben, welche Bilder er sehen und welche Wahrheiten er erfahren mochte. Er sprach Alannah darauf an, aber die Elfin war viel zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, als dass sie ihm hätte Antwort geben können. Und so hatte jeder der Gefährten die Nacht in seine eigenen Gedanken versunken verbracht und den neuen Tag herbeigesehnt, der sich schließlich mit Blitz und Donner ankündigte. Als die Dämmerung heraufzog, hatten sich die Wolken bereits entladen. Die Sonne schickte ihre ersten zaghaften Strahlen über die weite Ebene des Niemandlandes, und die Felsen und die Burg warfen lange Schatten - aus denen sich schließlich eine einsame Gestalt löste.
    Farawyn ...
    Granock war erleichtert, nicht nur, weil die Nacht zu Ende war, sondern auch darüber, seinen Meister wohlbehalten wiederzusehen. Gemessenen Schrittes näherte sich der Zauberer, auf seinen Stab gestützt und den Saum seines Umhangs über den linken Arm geschlagen, damit er ihm beim Gehen im unebenen Gelände nicht hinderlich war.
    »Darf ich ihm entgegenreiten, Meister?«, erkundigte sich Granock bei Cethegar. »Er sieht müde aus ... und einsam.«
    »Er ist nicht einsam, Junge«, versicherte der Zauberer, »auch wenn es dir so scheinen mag. Denn bei sich hat er die Bilder, die ihn während der Nacht ereilt haben und von denen er uns berichten wird.«
    Granock war sich nicht sicher, ob dies im Hinblick auf seine Frage eine Erlaubnis oder eine Verneinung sein sollte, aber ein warnender Blick Riwanons sagte ihm, dass es wohl besser war, an Ort und Stelle zu bleiben und zu warten.
    Es dauerte eine Weile, bis Farawyn zu ihnen stieß - inzwischen hatten die Novizen das Lager bereits

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