Die Zauberer 01 - Die Zauberer
war so intensiv, dass kein Zweifel bestehen kann: Es gibt eine Verbindung zwischen dem, was hier geschehen ist, und der Ordensburg von Shakara.«
Nun war es heraus. Farawyn hatte das Unbegreifliche offen ausgesprochen. »Bei den Königen der alten Zeit«, flüsterte Cethegar, »ist dir klar, was du da sagst?«
»Nein, Vater - wie könnte es? Keiner von uns kann zu diesem Zeitpunkt ermessen, was dies bedeuten könnte. Aber wenn ich recht habe, so ist der Drahtzieher hinter diesem grässlichen Massaker nicht nur hier im Grenzland zu suchen, sondern er treibt auch in Shakara sein Unwesen.«
»Dann müssen wir zurück«, sagte Alannah hastig, »und das möglichst rasch. Wir müssen den Hohen Rat warnen und ...«
»Warnen wovor?«, fiel ihr Granock ins Wort. »Man würde Meister Farawyn mit Fragen bedrängen, auf die er keine Antworten weiß. Seine Gegner im Rat würden sich das zunutze machen und seine Glaubwürdigkeit untergraben. Damit wäre nichts gewonnen. Im Gegenteil, wenn es einen Feind in Shakara gibt, so wäre er dadurch seinerseits gewarnt.«
»Für einen Novizen, in dessen Adern noch dazu kein elfisches Blut pulsiert, sprichst du erstaunlich vernünftig«, sagte Cethegar anerkennend. »In der Tat wäre es sinnlos, die Mission abzubrechen und zur Ordensburg
zurückzukehren, solange Farawyn seinen Verdacht nicht mit Indizien untermauern kann.«
»Also?«, fragte Riwanon. »Was werden wir tun?«
»Was immer Carryg-Fin überfallen hat, ist laut Farawyn von Süden gekommen, aus Arun. Also werden wir dort hingehen und nach Hinweisen suchen in der Hoffnung, dass wir so auch etwas über den Drahtzieher des Überfalls in Erfahrung bringen. Bis dahin jedoch bleibt alles, was Bruder Farawyn gesprochen hat, unter uns, habt ihr verstanden?«
»Wem sollten wir davon erzählen?«, fragte Granock. »Es ist ja niemand hier.« »Dennoch will ich euer Wort«, verlangte Cethegar. »Nichts von dem darf bis auf Weiteres diesen Kreis verlassen.«
»Natürlich nicht«, versicherte Alannah.
»Versprochen«, sagte Granock.
»Dein Versprechen in allen Ehren, Junge«, sagte Cethegar, »aber ich fürchte, ich brauche etwas, worauf ein wenig mehr Verlass ist. Deshalb werde ich euch allen hier und jetzt den feierlichen Schwur abnehmen, nichts von dem an fremde Ohren dringen zu lassen, was unter uns besprochen wurde.« »Ich schwöre, Vater«, entgegnete Farawyn ohne Zögern, woraufhin sich Riwanon, Aldur und Alannah anschlossen. Auch Granock hob schließlich die rechte Hand und leistete den verlangten Eid, den Cethegar besiegelte, indem er ihn mit dem Zauberstab an der Stirn berührte. Granock war klar, wenn einer von ihnen wortbrüchig wurde, so würde dies schwere Bestrafung nach sich ziehen, vielleicht sogar den Ausschluss aus dem Orden, aber er sah ein, dass es keine andere Möglichkeit gab.
Solange sie keinen konkreten Anhaltspunkt dafür hatten, dass die Spur der Mörder tatsächlich zurück nach Shakara führte, war der von Farawyn geäußerte Verdacht höchst gefährlich, denn seine Feinde konnten sich dies zunutze machen, um ihn und seine Getreuen zu vernichten.
»Gut«, sagte Cethegar schließlich. »Verzeiht den Nachdruck meiner Forderung, aber wenn Farawyn richtig vermutet, so kann das, was hier am Rand der zivilisierten Welt geschieht, über das Wohl oder Wehe des Ordens und damit des ganzen Reiches entscheiden, und wir sollten nicht...« Er verstummte, weil hinter ihm plötzlich heiseres Geschrei erklang. Der Zauberer fuhr herum, die knochige Hand um den Zauberstab geschlossen nur um zu sehen, wie das eintönige Braun der Steppe zum Leben erwachte. Allenthalben erhoben sich plötzlich hagere Gestalten, die nackt waren bis auf Lendenschürze und deren dunkles Haar ihnen bis zu den Schultern reichte. Ihre Haut war gebräunt von der Sonne und mit fremdartigen Symbolen aus weißer Farbe bemalt. Und sie waren mit dünnen, langen Speeren bewaffnet, von denen sie ganze Bündel bei sich trugen. Die Münder in den dunklen bärtigen Gesichtern waren weit aufgerissen, und sie schrien in unbändiger Wut.
»Wildmenschen aus Arun!«, rief Farawyn, der die Situation als Erster erfasste. »Sie müssen im Schutz der Dunkelheit die Mauer überwunden haben und herangekrochen sein!«
»Was, beim mächtigen Glyndyr, haben sie so weit nördlich zu suchen?«, rief Cethegar über das schrille Kreischen der Angreifer hinweg. »Ich wusste nicht, dass ...«
»Vorsicht!«
Es war Granocks Stimme, die warnend gellte, und das gerade noch
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