Die Zauberer 01 - Die Zauberer
rechtzeitig, denn schon sausten die ersten Speere heran und hätten ihr Ziel wohl gefunden, wenn Cethegar nicht mit einer geschmeidigen Bewegung nach hinten gesprungen wäre. Die Speere bohrten sich zu Füßen des Zauberers in den Boden, wo sie bebend stecken blieben.
Die Wut der angreifenden Meute wurde dadurch nur noch mehr angestachelt, und unter gellendem Geschrei setzten die Krieger weiter heran. Granock war sicher, dass es gut vierzig Wilde waren, die keinerlei Gnade zeigen würden, wenn sie ihre Opfer erst in ihrer Gewalt hatten.
»Wartet, ihr Strauchdiebe!«, wetterte Cethegar, während ein halbes Dutzend weitere Speere durch die Luft flog und ihn hinter einem Felsblock in Deckung zwang. »Das werden wir euch gründlich verderben. - Alannah!« »Ja, Meister?«
»Diese Wilden scheinen ziemlich erregt. Wie wäre es, wenn du ihre Gemüter ein wenig abkühlen würdest?«
»Mit Vergnügen, Meister«, antwortete die Elfin.
Die Angreifer hatten sich dem Felsen inzwischen weiter genähert. Einige von ihnen ließen die Speere fallen und griffen an die Stricke, die sie um ihre Hüften gebunden hatten, um primitive Totschläger herauszuziehen, an denen vielfach noch Blut und Kopfhaar unterlegener Gegner klebten.
Im nächsten Moment jedoch hielten die Angreifer inne, denn massive Kälte schlug ihnen entgegen, und einen Augenblick später bildete sich vor ihnen eine Mauer aus Eis, die sich so hoch türmte, dass keiner von ihnen sie ohne Weiteres überwinden konnte, und die es dennoch schafften, wurden auf der anderen Seite der Barriere von züngelnden Flammen erwartet.
Aldur entfachte keine große Feuersbrunst, denn die hätte Alannahs Eisbarriere schmelzen lassen. Er begnügte sich mit kurzen, gezielten Flammenstößen, die den Angreifern Haut und Haare versengten, und es schien ihm fast diebische Freude zu bereiten.
»Vorsicht«, mahnte Farawyn. »Diese Wilden sind uns um ein Vielfaches unterlegen. Wir wollen sie nicht töten. Es geht lediglich darum, ihnen eine Lektion zu erteilen.«
»Wie Ihr meint, Meister«, entgegnete Aldur und klang fast ein wenig enttäuscht, während sein Feuer flackernden Schein auf seine Züge warf. Es dauerte eine Weile, bis die Menschen begriffen, dass sie ihres Gegners, obwohl sie ihm zahlenmäßig weit überlegen waren, nicht würden habhaft werden können. In ihrer Raserei rannten sie immer wieder gegen die Mauern an, die Alannah vor ihnen errichtete, und wem es gelang, über die Eisbarriere zu klettern, der machte Bekanntschaft mit Aldurs Flammenzauber. Der Elf lachte, als er einem Angreifer das lange Haar versengte und einem anderen, der sich bereits zur Flucht gewandt hatte, den Hintern. Cethegar bedachte ihn dafür mit einem strafenden Blick, doch der Novize tat, als würde er es nicht bemerken.
Schließlich rannten die Wildmenschen in heller Panik davon. Aldur war anzusehen, dass er ihnen am liebsten noch eine Lohe mit auf den Weg gegeben hätte, aber er beherrschte sich. Umgeben von geschwärztem Boden und schmelzendem Eis standen
Zauberer und Novize am Fuß des Felsens und blickten den Wildmenschen nach, die schreiend nach Süden flohen, dem Grenzwall entgegen. »Da laufen sie«, spottete Aldur, und an Granock gewandt, fügte er hinzu: »Nimm es mir nicht übel, Freund. Ich habe schon intelligentere Abkömmlinge deiner Rasse gesehen.«
»Die Vorfahren dieser Menschen haben vor langer Zeit den Cethad Mavur überquert«, erklärte Farawyn. »Was sie dort vorgefunden haben, hat ihre Sitten verrohen lassen, ihre Instinkte jedoch geschärft. Elfen an ihrer Stelle hätten womöglich gar nicht überlebt.«
»Denkt Ihr das wirklich, Meister?«, fragte Alannah.
»Es ist durchaus möglich.«
»Und wenn schon.« Aldur zuckte mit den Schultern. »Heute haben sie sich mit den Falschen angelegt, da haben ihnen ihre Instinkte auch nichts genutzt.«
»Sei nicht so stolz auf deine Kunststücke«, wies Cethegar ihn zurecht. »Ein großer Zauberer brüstet sich nicht mit dem, was er vermag. Du solltest dir lieber die Frage stellen, was diese Menschen so weit im Norden zu suchen hatten, diesseits des Cethad Mavur.«
»Ihr habt einen Verdacht, nicht wahr?«, fragte Alannah. »Was genau ist es, das Euch Sorge bereitet?«
»Dass die Wildmenschen die Mauer überwunden haben, ist eine Sache«, meinte Cethegar verdrossen. »Schon in der Vergangenheit haben sie öfter Überfälle auf dieser Seite des Grenzwalls verübt, wurden jedoch immer wieder vertrieben.«
»Aber?«, fragte
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