Die Zauberer 01 - Die Zauberer
der Trümmerlandschaft zusammen. Zunächst sagte keiner ein Wort. Alannah, Aldur, selbst Riwanon hatten Tränen in den Augen, und Farawyn schien sich kaum aufrecht halten zu können.
Auch Granock musste gegen die Trauer ankämpfen, damit sie ihn nicht überwältigte, aber seine Augen blieben trocken. Vielleicht lag es an seiner robusten menschlichen Natur oder daran, dass das entbehrungsreiche Leben, das er geführt hatte, ihn hart gemacht hatte. Vielleicht war es aber auch nur so, dass er anders als die Elfen den Verlust noch nicht erfasste, den sie alle erlitten hatten.
»Cethegar ist von uns gegangen«, sagte Farawyn schließlich mit bebender Stimme. »Er hat sich geopfert, damit wir leben. Wir alle werden ihm das niemals vergessen.«
»Eriod«, bestätigten die anderen wie aus einem Munde.
Niemals ...
Schweigen kehrte ein, das eine quälende Ewigkeit lang dauerte. Während die Elfen stumm verharrten und in Gedanken von Cethegar Abschied nahmen, hielt Granock es irgendwann nicht mehr aus. So viele drängende Fragen gab es, die unbeantwortet waren, Entscheidungen, die getroffen werden mussten ...
»Und was jetzt?«, fragte er deshalb zaghaft.
Farawyn schaute ihn an. »Was meinst du?«
»Wollt Ihr die Reise immer noch fortsetzen?«
»Mehr denn je«, antwortete Riwanon an Farawyns Stelle. »Zuvor war es nur unser Auftrag, der uns angetrieben hat - nun ist es auch unsere Verpflichtung Cethegar gegenüber. Wenn sein Opfer nicht umsonst gewesen sein soll, müssen wir weitermachen.«
»Um was zu tun? Ebenfalls getötet zu werden?« Granock konnte selbst kaum glauben, dass er die Worte offen aussprach.
»Hast du Angst?«, fragte Farawyn.
»Ja, Meister«, gestand Granock, »aber das ist nicht der Grund für meine Frage, denn Furcht ist dazu da, vom Mut bezwungen zu werden - und Ihr habt mich Mut gelehrt. Allerdings hat mir mein bisheriges Leben gezeigt, dass es unklug ist, sich einem Feind zu stellen, der stärker ist als man selbst.« »Das ist nicht der Weg eines Zauberers«, belehrte ihn Aldur.
»Nein«, räumte Granock ein, »aber der des Überlebens.«
»Menschliche Pragmatik«, stellte Farawyn fest, als würde er an Granock erstmals etwas entdecken, das er bislang nur aus Lehrbüchern kannte. »Überaus interessant. Allmählich verstehe ich, wie ihr in so kurzer Zeit so viel erreichen konntet...«
»Ganz sicher nicht, indem wir sinnlose Opfer gebracht haben«, bekräftigte Granock. »Ich gebe Meisterin Riwanon recht, dass wir Cethegar ehren müssen
- aber das tun wir nicht, indem wir unser aller Leben wegwerfen. Wir sollten zurückkehren, Verstärkung holen und diesen verdammten Wald dann Zoll für Zoll durchkämmen.«
»Wonach?«, fragte Farawyn. »Wir wissen ja noch nicht einmal, wer unser Gegner ist. Eines allerdings scheint mir offensichtlich.«
»Nämlich, Meister?«
»Wir sind ihm näher als je zuvor. Nicht von ungefähr hat er uns seinen Diener geschickt.« Er deutete auf einige Trümmerstücke, die in seiner Nähe lagen. »Ihr meint, der Koloss war eine Art Wächter?«, fragte Alannah. »Jedenfalls sollte er verhindern, dass wir diese Lichtung passieren«, war Farawyn überzeugt. »Also werden wir genau das tun. Denn erstmals, seit wir den Wald von Arun betreten haben, befinden wir uns im Vorteil.« »Im Vorteil?« Granock sah ihn verdutzt an. »Wie könnt Ihr das sagen, Meister, nach allem, was geschehen ist?«
»Weil ich eines erkannt habe, mein junger Schüler«, erklärte Farawyn. »Nämlich dass all dies Teil eines hinterhältigen Plans ist. Der Überfall auf die Festung hat nicht etwa dazu gedient, die Grenze zu überrennen oder einen Angriff vorzubereiten, jedenfalls jetzt noch nicht.«
»Nein? Was dann?«
»Wir sollten dadurch hergelockt werden«, war Farawyn überzeugt. »Hergelockt?«, wunderte sich Aldur. »Warum?«
»Um uns zu vernichten.«
»Vernichten?«, fragte Granock. »Wovon sprecht Ihr, Meister?« »Erinnerst du dich, als ich sagte, ich hätte in Carryg-Fin etwas Vertrautes gespürt? Etwas, das ich aus Shakara kenne?«
Granock nickte.
»Dasselbe Gefühl habe ich jetzt wieder. Und es sagt mir nicht nur, dass der Ursprung von alldem in Shakara zu suchen ist, sondern dass wir auch bewusst in eine Falle gelockt wurden. Alles, was geschehen ist, seit wir Shakara verlassen haben, war sorgfältig geplant.«
»Sogar der Überfall durch die Wildmenschen?«, fragte Alannah ungläubig. »Das nehme ich an. Ziel des Überfalls war es, dass wir den Wildmenschen in den Dschungel
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