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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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den Zweiten Vorsitzenden an seiner Seite schmerzlich vermisste und sich einmal mehr gezwungen sah, über Dinge zu entscheiden, die ihn allein überforderten, schickte nervöse Blicke in Richtung des linken Flügels. Als von dort kein Widerspruch kam, sagte er sich, dass es wohl am besten wäre, Palgyrs Vorschlag anzunehmen.
    »So sei es«, verkündete er deshalb, »deinem Ersuchen wird stattgegeben, Bruder Palgyr. Als Vorsitzender des Hohen Rates erteile ich dir hiermit den offiziellen Auftrag, nach Carryg-Fin zu gehen und dort nach unseren Freunden zu suchen. Finde sie und bringe sie nach Shakara zurück - wohlbehalten, wenn es möglich ist, tot, wenn das Schicksal es so will. Diogala ys lynca, marwura ys tingan.«
    Semias hatte bewusst ein Zitat aus dem Darganfaithan gebraucht, dem Heldenepos über die Entdeckung der Welt, das die Sängerin Euriel vor mehr als dreißigtausend Jahren irdischer Zeitrechnung verfasst hatte. Der Held Asur wurde darin mit diesen Worten ausgesandt, die Welt der Sterblichen zu bereisen und zu erforschen, was allgemein als mythischer Beginn der Zeitrechnung gewertet wurde. Palgyr mit diesen Worten auf den Weg zu schicken und ihn so auf eine Stufe mit dem sagenhaften Helden zu stellen, sollte ihm schmeicheln; gleichzeitig sollte es ihm aber auch klarmachen, welche Verantwortung er damit auf sich nahm.
    Wenn Palgyr den Hinweis bemerkt hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. »Ich danke für das entgegengebrachte Vertrauen«, sagte er und deutete eine Verbeugung an. »Ich werde alles daransetzen, euch nicht zu enttäuschen.« »Das glaube ich dir gern, Bruder Palgyr!«, versicherte Codan. »Dennoch würde ich es für eine gute Idee halten, dich auf deiner Reise zu begleiten.« »Wozu?« Palgyr sah den Zauberer mit gespieltem Erschrecken an. »Misstraust du mir etwa?«
    Codan beantwortete die Frage nicht direkt. »Ich werde dir mit meinen Kenntnissen die Natur und den Wald betreffend von großem Nutzen sein. Außerdem solltest du nicht allein gehen.«
    »Keine Sorge, das habe ich nicht vor«, entgegnete Palgyr. »Allerdings möchte ich das Privileg jedes Anführers für mich in Anspruch nehmen und mir meinen Trupp selbst zusammenstellen, wenn es erlaubt ist.«
    »Das ist dein gutes Recht«, räumte Semias ein.
    »Aber Vater ...«, wollte Codan widersprechen.
    »Es ist sein gutes Recht«, wiederholte Semias mit Nachdruck. »Gerade in Augenblicken wie diesen sollten wir die Grundregeln unseres
    Zusammenlebens nicht vergessen. Ich frage dich, Bruder Palgyr: Wen willst du mitnehmen auf deiner Reise?«
    »Bruder Sgruthgan«, antwortete Palgyr, »der mir bereits mehr als einmal treu beigestanden hat. Und Bruder Labhras, dessen Fähigkeit, in jedweder Zunge zu sprechen, auf einer Reise in unbekannte Gefilde von unschätzbarem Wert sein kann.«
    »Sind die genannten Zauberer bereit, sich Bruder Palgyr anzuschließen?«, fragte Semias.
    »Das sind wir«, beteuerte der fette Labhras und erhob sich schwerfällig von seinem Sitz. Sgruthgan tat es ihm gleich und sagte nur: »Jawohl.« »So sei es«, willigte Semias ein. »Was immer dort an der Grenze lauert, hat Cethegar getötet, also wird es mehr als der Kraft eines einzelnen Zauberers bedürfen, Farawyn und die anderen davor zu retten.«
    »Natürlich werde ich auch meinen Novizen auf die Reise mitnehmen«, kündigte Palgyr an, »damit er lernt und sieht, was es bedeutet, ein Zauberer in den Diensten des Reiches zu sein. Noch heute werden wir die Kristallpforte durchschreiten, um nach Tirgas Lan zu gelangen, und von dort augenblicklich aufbrechen und weder rasten noch ruhen, bis wir die Grenze erreicht und unseren Bruder und unsere Schwester gefunden haben. Das gelobe ich feierlich, ihr alle seid meine Zeugen!«
    »Das sind wir«, bestätigte Semias, »und trotz der Trauer, die wir alle empfinden und die unsere Herzen schwer macht, hegen wir die Hoffnung, dass Farawyn und Riwanon noch am Leben sind und ihr sie finden werdet. Unsere guten Wünsche begleiten euch.«
    »Danke, Vater«, entgegnete Palgyr, dann verließ er auch schon den Ratssaal, seine Parteigänger im Schlepp, deren Mienen ebenso zum Äußersten entschlossen schienen wie die seine.
    Erst als sie draußen waren und sich das große Tor zum Ratssaal hinter ihnen geschlossen hatte, verzog ein zufriedenes Grinsen Palgyrs Gesicht.

20. TAMPYLA'Y'MARGOK
    Es ging steil bergauf, durch Hohlwege und Schluchten, und Farawyn und Riwanon brauchten ihre Zauberstäbe nicht mehr, um durch das Dickicht

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