Die Zauberer 01 - Die Zauberer
ihr mit bebender Hand das blutige Messer an die Kehle, während ein irrsinniges Grinsen seine Raubvogelzüge in die Breite zog. »Noch eine einzige Bewegung, und eure geschätzte Schwester verblutet vor euren Augen«, zischte er.
Erneut hatte es den Anschein, als würde die Zeit gefrieren. Erweins Soldaten, unter denen heillose Verwirrung ausgebrochen war, hielten ebenso inne wie Aldur und Alannah, die noch immer in heftige Handgemenge mit ihren Bewachern verstrickt gewesen waren, und es wurde so still, dass man eine Nadel fallen gehört hätte.
»Willst du ihr Leben opfern, um das deine zu retten, Farawyn?«, fragte Rurak lauernd. »Ist das deine Vorstellung von einem großen Zauberer? Sie ist ein Mitglied des Ordens, vergiss das nicht. Du hast ihr Treue und Loyalität geschworen bis in den Tod!«
Es war schwer zu sagen, was in Farawyn vor sich ging. Die Sorge um die Zauberin war ihm deutlich anzusehen, aber gleichzeitig sagte er sich wohl, dass es ohnehin kein Entkommen gab, für keinen einzigen von ihnen, wenn Rurak siegte und Margok ins Leben zurückkehrte. Wozu sich also nach Ruraks grausamen Spielregeln richten?
»Farawyn, bitte«, begann in diesem Augenblick Riwanon zu flehen. »Lass nicht zu, dass er mich tötet...«
In ihrer Stimme lag so viel Furcht und Drangsal, dass es Granock den Atem raubte. Wie er sie so in den Armen des Verräters sah, die blanke Klinge an der Kehle, da konnte er kaum an sich halten vor ohnmächtiger Wut. Seine Blicke flogen zu Farawyn und Aldur. Um wie vieles stärker mussten die beiden noch empfinden, war Riwanon für sie doch Schwester und Meisterin ... »Ich warte«, drängte Rurak. »Wirst du dich ergeben und diesen sinnlosen Kampf beenden? Oder willst du zusehen, wie einer Gefährtin das Blut aus der aufgeschlitzten Kehle sprudelt?«
»Farawyn, ich bitte dich von Schwester zu Bruder«, jammerte Riwanon. »Lass mich nicht so enden ...«
»Bitte, Meister Farawyn«, ließ sich nun auch Aldur vernehmen. »Lasst nicht zu, dass meine Meisterin auf diese Weise ihr Leben lässt. Das ist ihrer nicht würdig ...«
Farawyn zögerte noch, dann aber schüttelte er resigniert den Kopf und warf den Zauberstab von sich. Auch Granock-ließ die Klinge fallen.
»Gut so«, sagte Rurak spöttisch und senkte den Dolch. »Wie überaus weise von dir ...«
Er gab seinen Kumpanen ein Zeichen, worauf diese Riwanon losließen. Benommen taumelte die Zauberin in Richtung ihrer Gefährten, die inzwischen wieder von Bewaffneten umzingelt waren. Aldur und Alannah wurden ebenso an den Rand der Grube gedrängt wie Rambok der Ork, der völlig unerwartet zu ihrem Verbündeten geworden war.
»Dumme, undankbare Kreatur!«, fuhr Rurak ihn an. »Bin ich denn nicht gut zu dir gewesen? Habe ich dir nicht ungleich mehr gegeben, als Abschaum deiner Sorte verdient?«
»Du hast mich aus dem bolboug vertrieben«, erwiderte der Unhold störrisch. »Du hast dir das Vertrauen des Häuptlings erschlichen und dafür gesorgt, dass ihm mein Zauber auf einmal nicht mehr genügte.«
»Und deshalb störst du meine Pläne?«, stieß Rurak fassungslos hervor. »Wegen dieser Nichtigkeiten wagst du es, Hand an mich zu legen?« »Sollen meine Männer ihn in Stücke hauen, Herr?«, fragte Fürst Erwein, der auf eine Gelegenheit wie diese nur gewartet hatte, denn für Unholde hatte der Herr von Andaril nicht viel übrig.
»Nicht nötig«, wehrte Rurak ab. »Margoks Zorn wird ihn treffen, genau wie alle anderen. Lasst uns das Ritual endlich zu Ende bringen!«
Auch Riwanon hatte sich zu ihren Gefährten gesellt. Die Zauberin war schwach auf den Beinen und schien dem Zusammenbruch nahe. Farawyn nahm sie in die Arme.
»Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
Sie nickte. »E-es tut mir leid, Bruder. Ich hätte niemals verlangen dürfen, dass du ...«
»Sorge dich nicht deswegen. Wir alle haben Augenblicke der Schwäche, in denen ...« Er unterbrach sich, als er merkte, dass ihn die Zauberin in Richtung des gähnenden Abgrunds schob, in dem das Böse lauerte. »Riwanon, was ...?« »Tu es«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Tu es für mich! Lass es uns zu Ende bringen ...«
Und sie legte ihr ganzes Gewicht in den Versuch, den Zauberer an den Rand des Schachts und darüber hinaus zu drängen, was dieser jedoch verhinderte, indem er sich aus ihrer Umarmung löste und sie von sich schleuderte, sodass sie zurücktaumelte - und sich dann in schallendem Gelächter erging. »M-Meisterin?«, fragte Aldur, der fürchtete, die Zauberin hätte
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