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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sanft, aber bestimmt in die Zelle schob.
    »Wer seid Ihr?«, verlangte Aldur noch zu wissen, als sich der Alte bereits anschickte, die Tür hinter ihm zu schließen; immerhin brauchte Aldur einen Namen, wenn er sich über diesen ungehobelten Kerl beschweren wollte. »Cethegar«, lautete die erschütternde Antwort, »Stellvertretender Vorsitzender des Hohen Rates und des Ordens der Zauberer.«
    Und damit schlug die Tür vor Aldurs Nase zu ...

9. UCYNGARAS
    Die Große Halle der Ordensburg von Shakara war von dumpfem Gemurmel erfüllt. Die übergroßen Statuen der Könige aus der Altvorderenzeit säumten die Halle; ihre erhobenen Schwerter bildeten ein Spalier, das zugleich das Dach der Halle trug. Unter den gestrengen Blicken der alabasternen Giganten hatte jene Institution zusammengefunden, die den Königen von Erdwelt seit Jahrhunderten zur Seite stand, sowohl in Zeiten des Krieges, wenn die Existenz des Reiches bedroht war, als auch in friedlichen Tagen. Einst, während des Goldenen Zeitalters der Elfenherrschaft, hatte der Rat der Weisen, wie er ursprünglich hieß, lediglich eine beratende Funktion innegehabt. Seit Sigwyn dem Eroberer jedoch hatte sich dies grundlegend geändert. Dessen Herrschaft hatte nach ruhmreichen Regierungsjahren, in denen er die Grenzen des Reiches beständig erweitert hatte, zusehends die Züge einer Diktatur angenommen. Die wankelmütige Liebe seiner Gattin Liadin hatte Sigwyn dazu gebracht, jene Werte zu verraten, an die er einst so fest geglaubt und in deren Namen er ein Großreich errichtet hatte. Argwohn und Misstrauen waren seine beständigen Begleiter geworden, und das Reich hatte kurz davor gestanden, zu einem Ort der Finsternis zu werden, wo die Angst regierte und der eigene Monarch mehr gefürchtet war als jeder äußere Feind.
    Schließlich aber hatte der Hohe Rat Sigwyn entmachtet, dessen Neffen auf den Elfenthron gebracht und das Reich damit aus der Krise geführt. Seither oblag es dem Rat, den jeweiligen Herrscher Erdwelts nicht nur mehr zu beraten, sondern ihn auch zu kontrollieren, um einzugreifen, wenn die Verhältnisse es erforderlich machten ...
    Auf diese Weise war der Einfluss des Ordens beständig gewachsen, und es gab nicht wenige, die behaupteten, die wichtigen Entscheidungen im Reich würden längst nicht mehr in Tirgas Lan getroffen, sondern im hohen Norden, jenseits des Gebirges, im fernen Shakara. Entsprechend hatte auch die Verantwortung des Ordens zugenommen. Es gab Zauberer, die dieser Entwicklung kritisch gegenüberstanden. Andere hingegen wollten die Zuständigkeit des Rates noch weiter ausdehnen und forderten mehr oder minder unverblümt die Abschaffung der Monarchie. Auf diese Weise war ein Richtungsstreit entbrannt zwischen jenen Zauberern, die sich auf ihre Wurzeln besinnen und zu den alten Traditionen zurückfinden wollten, und jenen, die mutig vorwärtsstrebten, einem neuen Zeitalter entgegen. Viele Versammlungen wurden in jenen Tagen einberufen zu dem Zweck, den Disput beizulegen, doch mit jeder einzelnen von ihnen traten die Gegensätze der Parteien nur noch deutlicher zutage ...
    »Hochweise Schwestern und Brüder«, rief Semias, der Älteste des Rates, der auf dem erhöhten Sitz an der Stirnseite der Halle Platz genommen hatte. Über ihm schwebte der riesige, an die zehn Mannslängen hohe Kristall, der die Ordensburg mit Licht und Wärme versorgte und der ein Splitter jenes Urquells der Kraft und Freude war, aus dem alle Elfen schöpften. Lüster, an denen unzählige winzig kleiner, leuchtender Kristalle hingen, tauchten das ehrwürdige Gewölbe in taghellen Schein.
    Entlang der Statuen waren steinerne Sitze errichtet worden, sechzig an der Zahl, je dreißig auf jeder Seite. Die Ratsmitglieder hatten darauf Platz genommen, und noch immer, während sich ihr Vorsitzender erfolglos Gehör zu verschaffen suchte, dauerten ihre teils mit großer Leidenschaft geführten Debatten an.
    »So hört doch, ehrwürdige Schwestern und Brüder!«, kämpfte Semias' brüchiges Organ gegen gelassene und entrüstete, beschwichtigende und aufgebrachte, keifende und sonore Stimmen an - vergebens. Schließlich wusste sich das Oberhaupt des Rates nicht anders zu helfen, als sich von seinem Sitz zu erheben, mit beiden Händen nach dem Zauberstab zu greifen und ihn in einer Ehrfurcht gebietenden Geste zur Decke emporzustoßen.
    Eine energetische Entladung löste sich aus dem riesigen Kristall, der dort hing, und erfasste nicht nur den Stab, sondern auch Semias' hagere

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