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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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uns das leisten? Wenn wir die Menschen von unseren Erkenntnissen ausschließen, werden sie auf eigene Faust mit ihren Kräften experimentieren. Wir alle wissen, wie verlockend es ist, über Fähigkeiten zu verfügen, wie kein anderer sie hat. Selbst unter uns Elfen hat es Zauberer gegeben, die der Versuchung erlegen sind, und wir alle wissen um die Schwäche und die Unvollkommenheit der Menschen. Wollen wir also riskieren, dass sie in ihren Reihen Zauberer haben - und dass diese Zauberer irgendwann zu unseren Feinden werden?«
    Schweigen hatte sich in der Ratshalle ausgebreitet. Selbst jene, die sich zuvor noch lautstark empört hatten, waren nachdenklich geworden, abgesehen von Palgyr und seinen Vertrauten, die verdrossen dreinblickten und kein Hehl daraus machten, was sie von Farawyns Einstellung hielten.
    »Auch mir ist der Gedanke nicht wirklich willkommen, Menschen in unseren Orden aufzunehmen und sie an Geheimnissen teilhaben zu lassen, die das stolze Elfengeschlecht über Jahrtausende bewahrt und gehütet hat«, fuhr Farawyn fort. »Aber die Menschen klopfen an das Tor der Geschichte, und es liegt an uns, es ihnen zu öffnen, bevor sie es einrennen. Die Menschen mögen jung sein und unerfahren und bisweilen auch grausam und brutal, aber ihnen sind auch ein gesunder Ehrgeiz und Wissbegier zu eigen. Sie sind - wie ich schon sagte - in vielerlei Hinsicht so, wie wir vor vielen tausend Jahren waren, schon deshalb sollten wir uns ihrer annehmen. Oder wir stellen uns ahnungslos und warten, bis sie so mächtig geworden sind, dass sie uns gefährlich werden - aber ich für meinen Teil hätte die Menschen lieber zum Freund als zum Feind.«
    Vereinzelt wurden wieder Gespräche aufgenommen, aber nicht mehr zornig und voller Unmut wie zuvor, sondern sehr viel besonnener. Farawyns Rede hatte viele wenn schon nicht umgestimmt, so doch nachdenklich gemacht. Sogar der weise Semias schien die Angelegenheit in einem anderen Licht zu sehen.
    »Gut gesprochen, Bruder Farawyn«, sagte er. »Aus deinen Worten muss jedem, der guten Willens ist, ersichtlich werden, dass du nur das Wohl des Ordens im Blick hast. Und ich gebe dir recht: Ein Bündnis mit den Menschen ist einem Krieg mit ihnen jederzeit vorzuziehen.«
    »Das ist lächerlich«, wandte Palgyr ein, der erstaunlich lange an sich gehalten und geschwiegen hatte. Wahrscheinlich, so nahm Farawyn an, hatte er sich ausgerechnet, dass es ihn in den Augen der anderen Zauberer ins Unrecht setzen würde, wenn er zu früh Einspruch erhob. Also hatte er seinen Rivalen zunächst seine Argumente vortragen lassen - um sie nun in Bausch und Bogen abzuschmettern.
    »Ihr wollt den Menschen Zugang zu unseren Geheimnissen gewähren! Zu den Mysterien, die seit Tausenden von Jahren von unserem Orden gehütet werden! Ihr seid Narren! Wer von euch je mit Menschen zu tun hatte, weiß, dass sie Barbaren sind, Primitive, die nur ihren Instinkten folgen, und sie werden auch nie etwas anderes sein. Ihrem Aussehen nach mögen die Menschen uns ähneln - innerlich jedoch unterscheiden sie sich kaum von den Unholden der Modermark.«
    »Vielleicht, Bruder Palgyr«, konterte Semias, noch ehe Farawyn etwas entgegnen konnte, »solltest du nicht ausgerechnet die Orks zum Vergleich heranziehen - denn sie haben mehr mit uns gemein, als uns lieb sein kann, wie du weißt.«
    »Und also?«, tönte Palgyr und breitete effektheischend die Arme aus. »Willst du uns vorschlagen, als Nächstes auch die Unholde an die magischen Mysterien heranzuführen?«
    »Das hat er weder gesagt noch gemeint«, sprang Farawyn dem Ältesten bei. »Aber wir alle wissen, dass die Orks das Ergebnis eines fehlgeleiteten Experiments sind, das einst ein Abtrünniger dieses Ordens mit treulosen Söhnen und Töchtern des Elfengeschlechts durchgeführt hat.«
    »Margok«, rief Palgyr aus, worauf nicht wenige in der Halle, unter ihnen auch Semias, nervös zusammenzuckten. »Ich scheue mich nicht, seinen Namen auszusprechen, denn der Verräter ist nicht mehr - und wir alle sollten uns davor hüten, seinen dunklen Pfaden jemals wieder zu folgen.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Farawyn scharf.
    »Ich sage nur, dass wir den Anfängen wehren müssen. Auch Margok wollte den Zauberern einreden, dass sie in veränderten Zeiten leben und sich ihnen anpassen müssten - und wie wir alle wissen, hatte er in Wahrheit nichts als seinen eigenen Vorteil im Sinn. Die Welt musste einen hohen Blutzoll zahlen, damit die begangenen Fehler korrigiert werden

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