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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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konnten. Hätte man Margoks Ziele früher erkannt und seinem Treiben Einhalt geboten, wäre den Völkern Erdwelts viel erspart geblieben.«
    »Und was bedeutet das nun wieder?«, fragte Farawyn verärgert. »Dass wir uns bis in alle Ewigkeit sämtlichen Veränderungen verweigern sollen? Dass wir die Augen verschließen sollen vor dem, was in der Welt vor sich geht?« Dass sein Rivale ihn in die Nähe des Dunkelelfen rückte, konnte er noch als Polemik durchgehen lassen. Aber er würde es nicht dulden, dass Palgyr die traumatische Erfahrung des Krieges zum Instrument seiner Politik machte. »Wenn wir das tun, Schwestern und Brüder, wenn wir uns der Welt und ihren Veränderungen verweigern, wird dieser Orden schon bald zu einer Versammlung greiser Schwätzer verkommen, die keine Ahnung haben von dem, was draußen in der Wirklichkeit vor sich geht. Dass die Zeiten sich ändern, ist eine Tatsache, an der wir nicht vorbeikommen - ihr nicht und auch Palgyr nicht!«
    »Aber ich bin nicht bereit, dafür all unsere Prinzipien mit Füßen zu treten«, entgegnete dieser.
    »Das tun wir nicht, sondern wir passen unsere Prinzipien lediglich den Bedingungen an«, sagte jemand mit fester, sonorer Stimme - es war Cethegar, der Stellvertretende Ratsvorsitzende.
    Die Augen des alten Zauberers, über denen sich buschige Brauen wölbten, blitzten in kaltem Zorn, und die zahllosen Zöpfe, zu denen sowohl sein graues Haupthaar als auch sein langer Bart geflochten waren, schienen vor Wut zu beben. Bislang hatte Cethegar der Versammlung wortlos gelauscht, wie es die Art des finster blickenden, wortkargen Zauberers war. Nun jedoch konnte er nicht länger schweigen.
    »Ich weiß, dass die Furcht vor Veränderung euch in ihren Klauen hält, Schwestern und Brüder, aber ihr dürft euch nicht zu ihrem Sklaven machen. Farawyn hat recht, wenn er euch zu mehr Offenheit gemahnt, und er tut gut daran, nicht nur an die Vergangenheit des Ordens zu denken, wie das manche hier tun, sondern auch an seine Zukunft.«
    »Ich danke dir, Vater Cethegar«, sagte Farawyn und verbeugte sich. »Danke mir nicht zu früh«, knurrte der Graue, »denn mein Zorn trifft auch dich. Niemals hättest du eine solch weitreichende Entscheidung allein treffen dürfen, Bruder Farawyn. Du hättest deine Pläne hier im Rat vortragen müssen, und wir hätten sie gebührend diskutiert. So jedoch hast du deine Ordensschwestern und -brüder in Zugzwang gebracht, und das in voller Absicht.«
    »Das bedaure ich aufrichtig«, erwiderte Farawyn ohne Zögern, »und ich nehme deine Rüge demütig an, Vater Cethegar. Aber als ich jenen Menschen fand, musste ich handeln. Es blieb keine Zeit für Beratungen. Ich musste eine Entscheidung treffen, und das habe ich getan - jetzt muss ich euch alle bitten, mir zu vertrauen und diese Entscheidung zu billigen.«
    Er hatte in die Weite der Halle gesprochen, und manches Ratsmitglied, das zuvor noch verkniffen dreingeblickt und Palgyrs Argumentation gefolgt war, schien inzwischen zu schwanken. In den Augen der meisten Zauberer hatte beider Meinung etwas für sich, sowohl die des wilden und ungestümen Farawyn als auch jene Palgyrs, der vor allem bei den älteren Zauberern hohes Ansehen genoss.
    Cethegar und Semias traten zueinander, um sich kurz auszutauschen. Gewöhnlich tat man dies mittels der Kobolde, doch der Zutritt zum Ratssaal war den Wesen mit ihrer erstaunlichen Begabung verwehrt, und so mussten die Zauberer unmittelbar miteinander kommunizieren.
    »Schwestern und Brüder«, sagte Semias schließlich und hob dabei einmal mehr Respekt gebietend den Zauberstab. »Farawyn mag falsch gehandelt haben, doch obwohl wir die Einwände von Bruder Palgyr ernst nehmen und für wichtig erachten, können wir in Farawyns Verhalten keine Freveltat noch eine verräterische Absicht erkennen. Über eine Bestrafung Bruder Farawyns wird deshalb hinweggesehen ...«
    »Wie überraschend«, knurrte Palgyr.
    »... stattdessen werden wir darüber abstimmen, ob der Mensch als Novize in Shakara aufgenommen wird oder nicht. Jeder von euch möge über seine Entscheidung nachdenken, die nicht nur unseren Orden, sondern die ganze Welt betrifft. Wenn wir das nächste Mal zusammentreffen, verehrte Schwestern und Brüder, wird sich zeigen, wessen Ideen die größere Anhängerschaft gefunden haben - die Farawyns oder Palgyrs.«
    »Eine weise Entscheidung, Vater«, entgegnete Palgyr beflissen. Ihm war anzusehen, dass ihm der Aufschub gelegen kam; wahrscheinlich, so vermutete

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