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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Blick über die Reihen der Ratsmitglieder schweifen - »über eine Gabe verfügt.«
    Es war, als hätte man ein Hornissennest in die Halle geworfen. »Frevel, Frevel!«, rief Sgruthgan aufgebracht. »Weshalb dichtest du ausgerechnet diesen nichtswürdigen barbarischen Menschen ein solches Privileg an?«
    »Barbarisch mögen die Menschen wohl sein«, räumte Farawyn ein, »aber sie sind uns auch ähnlich.«
    »Uns ähnlich?«, rief Palgyr. »In welcher Hinsicht?«
    »In vielerlei Hinsicht«, erklärte Farawyn zum Ärger seiner Mitelfen. »Sie gleichen uns, so wie wir einst gewesen sind, vor vielen tausend Jahren. Noch sind sie jung und unreif, aber in ihnen schlummert großes Potenzial. Sobald sie lernen, es zu nutzen, wird ihr Zeitalter beginnen - und unseres zu Ende gehen.«
    »Blasphemie!«, rief Palgyr, kreischte es gar, dass sich seine Stimme fast überschlug. »Er beleidigt das ehrwürdige Elfengeschlecht!«
    »Ich beleidige das Elfengeschlecht nicht mehr und nicht weniger als jeder Einzelne von euch«, konterte Farawyn, »denn eure Wut zeigt mir, dass euch diese Gedanken nicht neu sind. Wut wird von Furcht genährt, und eure Furcht beweist, dass ihr alle schon längst wisst, was ich euch gerade offenbarte.« »Sag konkret, was du damit meinst!«, forderte Semias ihn auf, und es wurde wieder still im Saal; gespanntes Schweigen breitete sich aus.
    »Dass wir in einer Zeit der Veränderung leben, nahad «, antwortete Farawyn, »in einer Zeit des Umbruchs. Ein altes Zeitalter geht, ein neues zieht herauf. Wer dies nicht sieht oder nicht sehen will, der ist ein Narr.«
    »So sind wir deiner Meinung nach wohl alle Narren?«, fragte Palgyr lauernd. »Ein Narr ist jeder, der seine Augen vor der Welt verschließt«, beschied Farawyn ihm ruhig. »Den Orden von Shakara gibt es nicht deshalb seit Jahrtausenden, weil er sich der Wirklichkeit verweigert hätte, sondern weil er sie zu allen Zeiten hinterfragt und sich ihr angepasst hat, immer und immer wieder. Es war ein schmerzlicher Prozess, der viele Opfer gekostet hat, aber als Lohn dafür existiert der Orden noch immer. Über die Jahrtausende hinweg hat er Bestand gehabt, weil seine Mitglieder es stets verstanden haben, die veränderten Gegebenheiten zu erkennen und darauf zu reagieren. Wir haben Drachen getrotzt und Könige gekrönt, haben dem Bösen die Stirn geboten und im Großen Krieg gekämpft. Nun stehen wir erneut vor einem Scheideweg, meine Freunde, und wir müssen uns überlegen, wohin der Pfad uns führen soll, den wir einschlagen - zurück in die Vergangenheit oder in eine neue, vielversprechende Zukunft.«
    »Die alte Leier«, konterte Palgyr. »Als Nächstes wirst du uns wieder weismachen wollen, unsere Gesetze und Traditionen bedürften einer grundlegenden Reformierung ...«
    »Sie aus deinem Lästermaul zu hören, mindert nicht den Wert meiner Botschaft, Bruder Palgyr«, entgegnete Farawyn ungerührt. »Unser Orden wie unser ganzes Volk stehen vor einer einfachen
    Wahl: Entweder wir bleiben, was wir sind, und gehen kämpfend unter, oder aber wir passen uns an ...«
    Palgyr fiel ihm ins Wort: »Wem denn? Den Menschen?«
    »Allerdings.«
    »Aber Bruder Farawyn, das sind Primitive«, wandte eine junge Zauberin namens Maeve ein. »Sie sind ebenso streitsüchtig wie grausam und kennen keine Kultur.«
    »Damit magst du recht haben, Schwester«, gab Farawyn zu. »Dennoch könnten uns die Menschen eines Tages als die Herren von Erdwelt beerben. Denn anders als etwa die Zwerge, die sich in ihrer schlichten Einfalt gefallen, verfügen die Menschen über die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und sich daher zu entwickeln. Bald schon könnten sie uns ebenbürtig sein, wenn nicht sogar in mancher Hinsicht überlegen.«
    »Lächerlich«, schnaubte Palgyr.
    »Und wenn ich dir sage, dass ich es gesehen habe?«
    »Deine seherische Gabe in allen Ehren, Farawyn«, winkte Palgyr ab, »aber in diesem Fall könnte sie auch deiner Eitelkeit erlegen sein.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Farawyn. »Was dann? Können wir es uns leisten, dieses Risiko einzugehen? Der junge Mensch, den ich gefunden habe, verfügt über eine höchst erstaunliche Fähigkeit, wie keiner von uns sie besitzt.« »Unmöglich!«, rief jemand.
    »Ich gebe zu, es ist schwer zu glauben«, räumte Farawyn ein, »aber unter den Menschen gibt es ebenfalls solche, die das Schicksal zu Höherem ausersehen hat. Was, wenn die Sterblichen irgendwann von sich aus einen Orden von Zauberern heranbilden? Könnten wir

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