Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Wehrgang, sein Kamerad folgte ihm wenig später mit durchbissener Kehle.
Schmatzend und mit dem Blut des Kämpen gurgelnd, blickte sich Dinistrio noch einmal um, die Augen zu Schlitzen verengt. Verteidiger, die noch aufrecht standen, waren auf den Mauern nicht mehr zu sehen; wohin er auch schaute, sah er seine Artgenossen, die ihrem Blutdurst freien Lauf ließen. Über den Innenhof eilten weitere Wachen heran, die der Kampflärm aus dem Schlaf gerissen hatte und die aus den Unterkünften drängten. Mit weit aufgerissenen Schlünden fielen die Echsenkrieger auch über sie her, und keine Brünne war stark genug, dem Biss ihrer Kiefer zu widerstehen. Pfeile schwirrten durch die Nacht, aber ihre Spitzen vermochten die Schuppenhaut der Angreifer nicht zu durchdringen. So fiel ein Verteidiger nach dem anderen, und Dinistrio näherte sich seinem Ziel.
Der Kommandantur von Festung Carryg-Fin ...
Accalon empfand tiefe Bestürzung.
Nicht so sehr über die Tatsache, dass Carryg-Fin einem Angriff ausgesetzt war
- für einen solchen Fall war er ausgebildet worden, darauf hatten seine Leute und er sich in zahllosen Übungen vorbereitet-, sondern vielmehr darüber, dass er je an der Notwendigkeit ihrer Mission gezweifelt hatte.
Wie oft hatte er sich in letzter Zeit gefragt, ob der Dienst an der äußersten Grenze des Reiches überhaupt noch sinnvoll war, da es jenseits des Cethad Mavur doch nichts mehr zu geben schien als endlose Wildnis. Doch aus ebendieser Wildnis war unvermittelt ein mörderischer Gegner erwachsen, der mit erbarmungsloser Härte zuschlug.
»Die Reihen schließen! Schilde nach vorn! Die ... Arrrgh!«
Der Ruf des Unterführers, der auf dem Innenhof stand und die in Unordnung geratene Verteidigung zu organisieren suchte, wurde zu einem heiseren Schrei. Accalon sah, dass eine Pike den Elf durchbohrt hatte, gestoßen von einem der furchterregenden Angreifen Damit nicht genug, richtete der grässliche Gegner die Waffe auch noch auf und rammte ihr stumpfes Ende in den Boden, sodass der aufgespießte Unterführer schreiend in der Luft zappelte, zum Entsetzen der Soldaten, deren Reihen daraufhin noch mehr ins Wanken gerieten. Ohnehin gab es keine feste Schlachtordnung. Die Feinde waren so unvermittelt und mit derartiger Gewalt über die Festung hergefallen, dass sie die äußere Verteidigung rasch durchbrochen hatten. Scheinbar ohne Mühe hatten sie die Mauern überwunden und die Posten überwältigt. Sie befanden sich bereits im Innenhof, wo ihrer Raserei nur noch schwer beizukommen war. Entsetzt sah Accalon vom Turmfenster aus, wie ein weiterer Unterführer von einer Pike durchbohrt wurde, und dem Hornisten, der das Signal zum Gegenangriff geben wollte, wurde mit bloßen Klauen der Kopf abgerissen. Mit bestialischer Wildheit fielen die Echsenwesen über die Besatzung der Festung her, und Accalons Krieger hatten ihnen kaum etwas entgegenzusetzen. Vergeblich schienen aller Waffendrill und alle Übungen. Vielleicht hatte sich der Hauptmann aber auch nur selbst etwas vorgemacht, und die jahrzehntelange Routine hatte seine Männer müde und träge werden lassen, sodass sie keine ernstzunehmenden Gegner mehr waren. Wut überkam ihn, als ein weiterer Wachsoldat von den Pranken eines Angreifers zerfetzt wurde, während die anderen panikerfüllt die Flucht ergriffen, nur um kurz darauf kaltblütig niedergemetzelt zu werden. An Gegenwehr dachte kaum noch jemand. Mit dem Schwert in der Hand fuhr Accalon herum, um hinauszustürzen und sich selbst in den Kampf zu werfen. Harcon jedoch, sein Stellvertreter und seine rechte Hand, hielt ihn zurück.
»Nein, Accalon!«, beschwor er seinen Kommandanten. »Tu das nicht!« »Aber unsere Leute werden sterben, wenn wir nichts unternehmen! Sie haben gegen diese Kreaturen keine Chance!«
»Und du glaubst, sie hätten eine, wenn du dich opferst?« Harcon, der unmittelbar nach Beginn des Kampfes mit zwei Unterführern in die Kommandantur gestürmt war, um seinen Anführer zu bewachen, schüttelte den Kopf. »Sobald wir den Turm verlassen, sind wir verloren. Nur diese Mauern können uns noch schützen.«
»Aber die Männer im Hof und auf den Wehrgängen ...«
»Sind verloren«, sagte Harcon so hart und endgültig, dass es Accalon wieder zur Besinnung brachte.
So sehr es ihm widerstrebte, sein Stellvertreter hatte recht. Im Falle eines Angriffs lautete ihr Auftrag, die Festung so lange wie möglich zu halten und einen Boten nach Tirgas Lan zu entsenden. Dies und nichts anderes hatte
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