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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Gewissen, auch dann, wenn sie den eigenen Überzeugungen zuwiderliefen. Die Nacht brach herein, während er darüber nachsann, und der ferne Dschungel Aruns verschmolz mit dem Dunkel des Himmels; nur der bleiche Mond am Himmel und die lodernden Fackeln auf den Wehrgängen spendeten noch spärliches Licht. Wie jeden Abend, ehe er zu Bett ging, ließ Accalon seinen Blick noch einmal über die Türme und Mauern der Festung schweifen. Die Kommandantur in den großen Turm zu verlegen, der die Mitte der Festung einnahm, war Accalons erste Amtshandlung gewesen, nachdem er den Befehl über Carryg-Fin übernommen hatte. Von dort aus hatte er einen guten Überblick und konnte nicht nur den Innenhof der Burg einsehen, sondern sah auch den großen Wall, der sich nach Nordosten und Südwesten wie eine leuchtende
    Schlange durch die trostlose Landschaft wand. Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte war der Cethad Mavur immer wieder ausgebessert worden; unter Verwendung dessen, was der Krieg von den anderen sieben Grenzzitadellen übrig gelassen hatte, hatte man versucht, dem Zahn der Zeit zu trotzen, der in Form von Wind und Wetter an dem alten Mauerwerk nagte ein weiterer schier aussichtsloser Kampf, den man an der Südgrenze des Reiches austrug.
    Der Anblick der Wachen, die mit Piken, Hellebarden oder Armbrüsten bewaffnet im Schein der Fackeln ihren Dienst versahen, besänftigte Accalon ein wenig. Im Grunde, sagte er sich, waren es gute Männer, denen wie ihm selbst nur wenig Glück beschieden war. Welchem ungünstigen Schicksal sie es zu verdanken hatten, dass es sie ausgerechnet hierher verschlagen hatte, wusste er nicht, aber er hoffte, dass, wenn sie sich bewährten und ihr Los nur tapfer genug ertrugen, der König sich irgendwann ihrer entsinnen und sie in die Heimat zurückholen würde, in zehn Jahren oder hundert, vielleicht auch erst in tausend ...
    Ungezählte Briefe hatte Accalon nach Tirgas Lan geschickt, in denen er von der Situation an der Grenze berichtet hatte, aber keiner von ihnen war beantwortet worden. Abgesehen von dem Versorgungstransport, der einmal im Monat in Carryg-Fin eintraf, bestand ansonsten kein Kontakt zur Außenwelt. Der Befehl, dem sie alle zu gehorchen hatten, lautete unverändert, die Südgrenze zu sichern gegen alle Feinde des Reiches.
    »Was für Feinde, mein König?« Accalon sprach die Frage laut aus, und Hohn und Resignation schwangen in seiner Stimme mit. Er nahm nicht an, dass auch nur einer seiner Briefe König Elidor tatsächlich erreicht hatte vermutlich hatten dessen Berater, allen voran der verschlagene Fürst Ardghal, sie alle abgefangen.
    Es war kein Geheimnis, dass Ardghal mit dem Militär nicht viel anfangen konnte und er fürchtete, die Generäle könnten ihm seine Machtposition beim König eines Tages streitig machen. Also war er darauf bedacht, Elidors Aufmerksamkeit möglichst auf andere Dinge zu lenken. So war es seit Jahrzehnten, und so würde es vermutlich auch bleiben, solange Elidor regierte.
    Dennoch würde Accalon seine Pflicht erfüllen.
    Tag für Tag.
    Monat für Monat.
    Jahrzehnt für Jahrzehnt...
    Der Gedanke deprimierte ihn, und er beschloss, sich zur Ruhe zu legen allerdings nicht, ohne sich vorher noch einen Schluck von dem Schnaps zu gönnen, den er dem pflichtsäumigen Fähnrich abgenommen hatte. Das Zeug stank wie Schwefel und brannte wie Feuer, aber es sorgte für einen traumlosen Schlaf. Vermutlich, nahm Accalon an, stammte es aus einer Zwergenbrennerei und war mit dem letzten Versorgungszug nach Carryg-Fin geschmuggelt worden. So genau wollte er es gar nicht wissen, denn dann wäre er verpflichtet gewesen, dagegen vorzugehen, und eigentlich wollte er das nicht. Was konnte es schaden, sich hin und wieder einen Schluck zu genehmigen, solange die Disziplin nicht darunter litt?
    Noch einmal ließ er seinen Blick über die in Dunkelheit versinkende Festung schweifen, dann wollte er sich vom Fenster abwenden - und hielt plötzlich inne.
    Einer der beiden Doppeltürme, die das Eingangstor säumten, war unbesetzt! Zuerst glaubte Accalon, einer Täuschung erlegen zu sein, aber da war tatsächlich niemand auf der Turmplattform zu sehen; von dem Wachtposten fehlte jede Spur.
    »Was bei Sigwyns Erben ...?«
    Accalon fühlte heißen Zorn durch seine Adern wallen. Aufgrund der ereignislosen Jahrzehnte, die er nun schon in Carryg-Fin verbrachte, dachte er, es mit einem neuen Fall von dreister Pflichtverletzung zu tun zu haben dass das Fehlen des Turmpostens einen anderen

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